Mit welchem Nahverkehrsmittel wird der Kreis Ludwigsburg fit für die Zukunft? Jürgen Wurmthaler, der Infrastrukturdirektor im Verband Region Stuttgart (VRS), hält eine Stadtbahn in Ludwigsburg für technisch machbar und erklärt, warum er sich in die Debatte nicht einmischen darf.

Kreis Ludwigsburg - Stadtbahn, Niederflurbahn, Schnellbus – mit welchem Nahverkehrsmittel wird der Kreis fit für die Zukunft? Jürgen Wurmthaler, der Infrastrukturdirektor im Verband Region Stuttgart (VRS), hält eine Stadtbahn in Ludwigsburg für technisch machbar und erklärt, warum er sich in die Debatte nicht einmischen darf.

 
Herr Wurmthaler, im Kreis Ludwigsburg tobt ein Streit. Ludwigsburgs Oberbürgermeister liegt mit den Nachbargemeinden im Clinch, weil er auf Busse statt auf die Stadtbahn der SSB setzt. Kann eine Stadt der Region Stuttgart nach Gusto aus dem regional organisierten Nahverkehr ausscheren?
Sowohl der Landkreis als auch die Stadt Ludwigsburg sind in der Wahl des Verkehrsträgers grundsätzlich frei. Sie sind also in ihrer Entscheidung autark.
Können Sie als in ÖPNV-Dingen geschulter Verband nicht ein Machtwort sprechen? Womöglich gehen Zuschüsse verloren, wenn nicht bald eine Einigung erfolgt.
Wir wollen als Verband Region Stuttgart in den Entscheidungsprozess nicht eingreifen, und wir dürfen auch nicht Schiedsrichter spielen, weil die Verantwortlichkeiten rechtlich geregelt sind.
Das müssen Sie erklären.
Wir haben gesplittete Verantwortlichkeiten beim ÖPNV. Das Land ist für den Eisenbahnverkehr zuständig, etwa Interregio- oder Regionalexpresszüge. In der Region ist der Verband Region Stuttgart für die S-Bahn verantwortlich, das ist eine Ausnahme im Land. Aber es gibt keinen S-Bahn-Neubau ohne Konsens mit den betroffenen Kommunen, weil sie die Projekte mitfinanzieren. Beispiel S 4 von Marbach nach Backnang. Nachdem Marbach sich bereit erklärt hatte, mitzufinanzieren, erfolgte dort im Gegenzug der barrierefreie Ausbau des Bahnhofs.
Bei den Stadtbahnen ist der VRS außen vor?
Der Verband Region Stuttgart ist zuständig für die Raumplanung und hat die Möglichkeit, für künftige Projekte Trassen freizuhalten. Für die Wahl der Verkehrsmittel, also bei der Entscheidung Stadtbahn oder Bus, ist der Landkreis mit seinen Städten und Gemeinden Aufgabenträger. Sie müssen sich einigen. Innerhalb der Gemarkungsgrenzen kann theoretisch sogar jede Kommune machen, was sie für richtig hält.
Richtig wäre doch, die Stadtbahn von Rems-eck aus fortzuführen. Die Infrastruktur existiert – und ausreichend gute Erfahrungen.
Es entspricht einer gewissen Logik, die Stadtbahn von Remseck aus weiterzuentwickeln. Ob dies für Ludwigsburg ideal ist, steht auf einem anderen Blatt. Bei dieser Entscheidung spielen viele Faktoren eine Rolle. Die Verkehrssicherung, die Kostenfrage und städtebauliche Überlegungen.
Und das barocke Ludwigsburger Stadtbild.
Ich halte eine Diskussion, wie sie gerade geführt wird, für hilfreich, manchmal müssen Fetzen fliegen. Wichtig ist, dass alle kompromissbereit sind. Denken Sie an den Ludwigsburger Bahnhof, es wäre schwierig, dort mit der Stadtbahn durchzufahren.
Engstellen gab es auch in Stuttgart.
Es gibt heutzutage technische Lösungen für alles. Wenn man etwas möchte, muss man es aber auch finanzieren können.
Niederflurbahnen oder Busse würden Fahrgäste zum Umsteigen zwingen. Auch zum Lösen eines weiteren Fahrscheins?
Egal welches Verkehrsmittel, man könnte von Stuttgart bis Markgröningen mit einem Ticket durchfahren. Denn wir befinden uns im Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS).