Die Elf präsentierte sich beim 3:0 gegen Schalke 04 so, dass Hoffnung auf eine bessere Hinrunde als in den Jahren zuvor besteht.  

Stuttgart - An guten Vorsätzen mangelt es an diesem Tag nicht. Sie gipfeln in der Botschaft, die in der Halbzeitpause auf der Anzeigetafel aufleuchtet. "Diese Saison wird alles anders", steht da. Anders als in der vergangenen, als der VfB Stuttgart nur ganz knapp dem Abstieg aus der Fußball-Bundesliga entronnen ist, soll das heißen. In der Tat zeigt der souveräne 3:0-Auftakterfolg gegen den FC Schalke 04, dass die Mannschaft im Begriff ist, den Worten auch Taten folgen zu lassen. Mehr noch: manches ist sogar schon anders geworden.

 

Das Stadion

Von dem Trainer Bruno Labbadia über den Manager Fredi Bobic bis zu den Spielern - jeder schwärmt von der Atmosphäre in der neuen Arena, die gegen Schalke eingeweiht worden ist. "Das war ein Festtag für den ganzen Verein", sagt Labbadia. Es gibt Hochrechnungen von Fachleuten, die zu dem Ergebnis kommen, dass ein reines Fußballstadion wie das jetzige in Stuttgart zwischen drei und fünf Punkte mehr pro Saison bringt. "Ich denke, dass wir zu Hause in den nächsten Monaten nicht viele Zähler abgeben werden", sagt der starke Innenverteidiger Serdar Tasci bereits. Die Baustelle ist auf jeden Fall geschlossen.

Die Startbilanz

Zwischen 2005 und 2010 gewann die Mannschaft nur ein einziges Mal ihr erstes Saisonspiel - am 17. August 2008 mit 3:1 in Mönchengladbach. Ansonsten gab es drei Niederlagen und zwei Unentschieden. Was jeweils folgte, waren Probleme, die sich praktisch ausnahmslos durch die gesamte Hinserie zogen - was vermutlich auch einer unglücklichen Saisonvorbereitung geschuldet war. "In diesem Sommer haben wir gut gearbeitet", sagt Tasci dagegen. Der größte Unterschied zu den vergangenen Jahren war, dass der VfB nur ein Trainingslager abgehalten hat - ein Nachteil war das offensichtlich nicht.

Die Transferbilanz

Auf diesem Gebiet landete der VfB bis Januar 2011 nicht mehr sonderlich viele Treffer. Nur ein Beispiel für die verfehlte Einkaufspolitik - aber wohl das beste - ist Ciprian Marica. Obwohl eine Menge Geld ausgegeben wurde, gelang es nicht, das Team zu verstärken. Das änderte sich im Winter mit TamÖs Hajnal und Shinji Okazaki. Und vor dieser Runde kamen dann der Mexikaner Maza und vor allem William Kvist, der schon gegen Schalke eindrucksvoll andeutete, wer künftig der Chef beim VfB ist - nämlich er. "Meine Aufgabe ist es, auf dem Platz viel zu reden und zu dirigieren und immer den Überblick zu behalten", sagt der dänische Nationalspieler, der in Stuttgart die lange Tradition der defensiven Mittelfeldstrategen fortsetzen könnte - von Guido Buchwald über Carlos Dunga, Matthias Sammer und Zvonimir Soldo bis zu Pavel Pardo.

Die Achse

In der Vorsaison hatte Bruno Labbadia geklagt, dass die Struktur in der Mannschaft nicht stimmig sei. Darauf führte der Trainer einen großen Teil der Schwierigkeiten zurück. Es existierte kein zentrales Gerüst, an dem sich die anderen orientieren konnten. Der Torhüter Sven Ulreich schwächelte, die Abwehrspieler Matthieu Delpierre und Serdar Tasci waren genauso oft nicht fit wie der Stürmer Cacau - und dazwischen gab es nichts. Jetzt ist das anders. Ulreich, gegen Schalke bestens aufgelegt, hat sich so gut entwickelt, dass er die klare Nummer eins zwischen den Pfosten bei den Stuttgartern ist. Deshalb wird der VfB auch sein großes Torwarttalent Bernd Leno wahrscheinlich für ein Jahr an den Ligarivalen Bayer Leverkusen ausleihen. Weitere Fixpunkte sind Tasci, Kvist, Hajnal und Cacau, die allem Anschein nach auf dem Weg sind, die von Labbadia gewünschte stabile Mittelachse zu bilden. "Wir treten inzwischen geordneter auf", sagt Cacau - und Kvist fügt hinzu, "dass wir als Mannschaft funktionieren".

Noch ist die Saison aber erst 90 Minuten alt. "Nach einem Spiel lassen wir uns doch nicht feiern", sagt Bobic, "wir müssen noch hart an uns arbeiten." Das wäre dann wieder so ein guter Vorsatz.

VfB: Ulreich - Boulahrouz, Tasci, Maza, Molinaro - Kvist, Kuzmanovic - Harnik (72. Traoré), Hajnal (79. Okazaki), Gentner - Cacau (85. Pogrebnjak).

FC Schalke: Fährmann - Höger, Höwedes, Papadopoulos, Fuchs - Matip (46. Draxler), Jones - Baumjohann (68. Moravek), Raól, Holtby (65. Edu) - Huntelaar.

Schiedsrichter: Stark (Ergolding).

Zuschauer: 60.000 (ausverkauft).

Tore: 1:0 Cacau (37.), 2:0 Harnik (56.), 3:0 Okazaki (89.).