Fredi Bobic ist in der Bundesliga für seine starken Sprüche bekannt. Auch nach dem 2:1-Sieg in Hoffenheim wurde der VfB-Manager seinem Ruf gerecht.

Stuttgart - Ins Ausland hat sich Fredi Bobic am Wochenende verabschiedet, in geheimer Mission. Arbeiten wird der VfB-Manager auch dort – doch soll die Reise nicht zuletzt jenen Zweck haben, ein bisschen durchzuatmen, runterzukommen und den Blutdruck wieder vom dunkelroten in den grünen Bereich zu drücken. Und weil keine Fernsehkamera in der Nähe ist, stehen die Chancen gut, dass Bobic tatsächlich etwas entspannen kann.

 

Am Freitagabend ist es noch anders gewesen. Da hatte der VfB das Auswärtsspiel in Hoffenheim zwar mit 2:1 (2:0) gewonnen und dadurch seine Ausgangslage im Kampf um den Einzug in die Europa League verbessert, doch änderte dies wenig daran, dass Bobic wieder einmal einen dicken Hals hatte. Grund für den Ärger war die fünfte Gelbe Karte, die der zweifache Torschütze Vedad Ibisevic mit einiger Berechtigung sah, nachdem er den Hoffenheimer Schlussmann Tom Starke kurz vor Schluss am Kopf touchiert hatte. „Die Torhüter“, so konstatierte der Manager vor laufenden Kameras, „sind nur noch Weicheier.“

Die Stammtischsprüche des Managers

Berühmt-berüchtigt ist Bobic für seine Stammtischsprüche, mit denen er seit vielen Jahren den Bundesligaalltag bereichert. Als er noch Spieler war, sind es meist die Schiedsrichter gewesen („Blinde Bratwürste“), die von seinem Groll besonders heftig getroffen wurden. Sie stehen natürlich auch in seiner Funktion als Manager im Fokus und sind meist heilfroh, wenn sie nach dem Spiel unbehelligt in die Umkleidekabine kommen. Doch darf sich inzwischen auch sonst niemand mehr sicher sein, ungeschoren davonzukommen.

Das Spektrum reicht von den nun erstmals aufgetauchten Torhütern über die aus seiner Sicht völlig ahnungslosen Juristen des DFB-Sportgerichts („Da kannst du dir das Benzingeld sparen, wenn du da hinfährst“) bis hin zum Derbygegner aus Freiburg („Eh wurscht, wenn die absteigen“) oder den serbischen Nationaltrainer, der es neulich gewagt hatte, den VfB-Profi Zdravko Kuzmanovic zweimal in kurzer Zeit auflaufen zu lassen. „Die Serben“, zischte Bobic, „haben einen an der Waffel.“

Man darf gespannt sein, wann sich zum ersten Mal der gegnerische Busfahrer etwas zuschulden kommen lässt; und man fragt sich immer: Steckt hinter diesen regelmäßigen Attacken so etwas wie Kalkül, um von anderen Themen abzulenken? Oder es ist es einfach nur sein Temperament, das derart in Wallung gerät, dass jegliche politische Korrektheit auf der Strecke bleibt? „Bobic ist ein guter Manager“, hat der Hoffenheimer Trainer Markus Babbel nach dem Spiel am Freitag gesagt: „Und wenn er öfter darüber nachdenken würde, was er sagt, wäre er sogar ein sehr guter.“

Die Transferbilanz stimmt

Tatsache ist: jenseits aller verbaler Ausrutscher hat Bobic eine Bilanz vorzuweisen, die sich sehen lässt. Vor allem an den Transfers wird die Arbeit eines Managers bemessen – und in diesem Bereich hat der 40-Jährige auch in dieser Winterpause ein gutes Gespür bewiesen, was angesichts leerer Vereinskassen keine leichte Aufgabe ist.

Für schmales Geld hat Bobic den 21 Jahre alten japanischen Außenverteidiger Gotoku Sakai geholt, der es in kürzester Zeit geschafft hat, die gestandenen Nationalspieler Cristian Molinaro und Arthur Boka aus der Mannschaft zu verdrängen. Und mit der Verpflichtung von Ibisevic scheint ihm endlich das gelungen zu sein, woran sich seine Vorgänger mit ihren Transfers von Leuten wie Marco Streller, Danijel Ljuboja, Ciprian Marica und anderen jahrelang erfolglos abgearbeitet haben: einen Mittelstürmer nach Stuttgart zu holen, der sich vom Durchschnitt deutlich abhebt. Zumindest bislang hat Bobic recht, wenn er feststellt, dass Ibisevic „ein großer Zugewinn“ sei und alles, was der 27-Jährige auf dem Platz mache, „Hand und Fuß“ habe.

Mit sehr viel Geld hat sein inzwischen auf Schalke tätiger Vorgänger Horst Heldt viele Flops geholt – und trotzdem großen sportlichen Erfolg gehabt. Bei Bobic ist es bislang noch umgekehrt – doch besteht nach der jüngsten Entwicklung zumindest die leise Hoffnung, dass beim VfB in absehbarer Zeit auch einmal beides stimmt: die Transfer- und die sportliche Bilanz.