Der Präsident Gerd Mäuser hat beim Bankett des VfB Stuttgart nach dem Pokalfinale gegen den FC Bayern leise Ade gesagt. Doch die Nachfolgefrage waberte auch im unterirdischen Berliner Veranstaltungsort im U-3-Tunnel weiter.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Berlin - Man kann nicht behaupten, dass Gerd Mäuser kein Stehvermögen bewiesen hätte. Gegen 3.30 Uhr verließ der scheidende Präsident die Pokalparty des VfB Stuttgart. Es war ein leiser Abgang aus dem U-3-Tunnel, dem Veranstaltungsort der Stuttgarter Zusammenkunft am Potsdamer Platz. So wie er sich in den vergangenen Wochen seit Bekanntwerden seines vom Aufsichtsrat verordneten Rücktritts stets gegeben hatte. Ein paar letzte Grüße hier, leichtes Nicken dort.

 

Nur wenige Minuten hatte zuvor Mäusers letzter offizieller Dienstakt gedauert. In einer emotionslosen Rede lobte er noch einmal die Mannschaft für den großen Pokalkampf beim 2:3 gegen den FC Bayern, und er dankte den Mitarbeitern des Vereins für Bewegungsspiele für ihr Engagement. Das war’s. Heute räumt Mäuser seinen Schreibtisch an der Mercedesstraße und ist als Clubchef dann nach knapp zweijähriger Amtszeit schon wieder Vergangenheit.

Die Suche nach Mäusers Nachfolger geht weiter

Nur wie die Zukunft auf dem Präsidentenposten beim Fußball-Bundesligisten aussieht, weiß im Moment niemand. So waberte die Frage nach Mäusers Nachfolger ständig durch den aufgemotzten Betonschlauch, den die Stuttgarter ausgewählt hatten, um mit ihren 700 Gästen nach dem Endspiel gemeinsam zu feiern – oder zu trauern. Zwar musste dann niemand kondolieren, doch richtig fröhlich wurde es auch nicht. Natürlich drückte die Niederlage auf die Stimmung zwischen Bars und Tanzfläche. Und wo ansonsten Messen und Modeschauen veranstaltet werden, bewegte sich auch der frühere Clubchef Erwin Staudt. Vermutlich sah er sich dabei nicht nur einmal mit der Begrüßungsfloskel konfrontiert: Neuer oder alter VfB-Präsident?

Er will „der Ehemalige“ bleiben – und immer noch niemand will „der Neue“ werden. Trotz Findungskommission, die ständig Namen diskutiert, mögliche Kandidaten anspricht und doch nur eine Antwort erhält: Nein, nicht unter diesen Umständen, nicht unter dem Aufsichtsratsboss Dieter Hundt.

Der Zeitplan gerät ins Rutschen

So rückt die Mitgliederversammlung am 22. Juli näher, und die Arbeitsgruppe sieht ihre eigene Zeitvorgabe ins Rutschen kommen. Bis zum 11. Juni wollte sie ursprünglich konkrete Vorschläge unterbreiten. Dennoch: „Ich bin, was das Thema angeht, gelassen“, sagt Fredi Bobic. Der Manager gehört zwar nicht der Findungskommission an, will sich in den nächsten Tagen aber wieder intensiver mit dem Thema beschäftigen.

Doch die Samstagnacht war auch dazu da, sich von einer sportlich anstrengenden Saison zu lösen, in einem ungezwungenen Rahmen, sich nicht nur über den Lauf des Balles zu unterhalten. Anderweitige Kompetenz und Prominenz tummelte sich ebenfalls im Tunnel: der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann gehörte ebenso zu den VfB-Gästen wie der EU-Kommissar und frühere Ministerpräsident Günther Oettinger oder der Daimler-Chef Dieter Zetsche. So lange wie Mäuser hielt es aber keiner von ihnen im Berliner Untergrund aus.