Der VfB-Trainer Armin Veh will vor dem Spiel beim FC Bayern seiner Mannschaft Spielfreude vermitteln – und noch vieles mehr: Gelassenheit zum Beispiel. Die lebt der 54-Jährige den Spielern schon täglich vor.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Stuttgart - Armin Veh schnappt sich kurz vor Trainingsbeginn gleich einmal Antonio Rüdiger. In dem anschließenden Gespräch am Mittelkreis könnte es jetzt unter anderem darum gehen, welche Erfahrungen der Abwehrspieler die vergangenen Tage in der Nationalmannschaft gemacht hat. Möglicherweise interessanter als der Inhalt der Unterhaltung ist das Bild dazu. Und das sieht so aus: der Trainer redet, lacht und fuchtelt mit den Armen, während sein Abwehrspieler hoch konzentriert und mit einem sehr ernsten Gesichtsausdruck daneben steht.

 

Das ist dann wieder so eine kleine Szene, die zeigt, dass Armin Veh noch viel Arbeit vor sich hat, bis seine Philosophie beim VfB greift. Im Veh’schen Fußballmodell spielen nämlich Begriffe wie Spaß, Gelassenheit und Leichtigkeit eine zentrale Rolle. „Es sollte ja eigentlich so sein, dass wir uns auf die Partie am Samstag beim FC Bayern freuen“, sagt Armin Veh.

Mit der Vorfreude ist das jetzt natürlich so eine Sache nach der enttäuschenden 0:2-Niederlage zum Heimspielauftakt gegen den 1. FC Köln. Und die nötige Lockerheit lässt sich auch nicht per Trainerdekret verordnen, Armin Veh kann sie nur vorleben. Und das macht er, ohne sich verstellen zu müssen. „Das Umfeld reagiert ja verbissen genug“, sagt er und meint: „Leichtigkeit reinzubekommen, das ist schwer.“

Dass es allein mit der Rolle als positiver Ruhepol angesichts der kommenden Gegner, die der Reihe nach Bayern, Hoffenheim und Dortmund heißen, nicht getan sein kann, ist Veh klar. Vor allem die wenigen Chancen, die sich sich der VfB beim 1:1 in Mönchengladbach und gegen Köln herausgespielt hat, bereiten ihm Sorgen. „Es müssen definitiv mehr Bälle in den gegnerischen Strafraum kommen“, sagt der Coach.

Armin Veh will Begeisterung sehen

Neuen Schwung will Veh dem statisch wirkenden VfB-Spiel geben. Dieses Ziel sei im Moment aber nicht durch strenge taktische Vorgaben zu erreichen. Ein enges strategisches Korsett wäre, so meint der Trainer, eher ein Hindernis auf dem Weg zu mehr Spielfreude. „Ich will ja Begeisterung und Überraschendes sehen“, sagt der 53-Jährige, dem ein Erfolgserlebnis in München die Arbeit ungemein erleichtern würde.

Das wäre dann möglicherweise eine Initialzündung, die der Mannschaft Selbstvertrauen geben würde. Das ist schon vor langer Zeit verloren gegangen. Dafür kommen wenigstens nach und nach die Nationalspieler des VfB zurück. Als letzte Weltreisende stoßen Gotoku Sakai und Carlos Gruezo bis Donnerstag zum Kader.

In Anbetracht der Länderspiele und der gezeigten Leistungen in der Bundesliga wird es wohl die eine oder andere Veränderung in der Startelf geben. Konstantin Rausch könnte Gotoku Sakai ersetzen. Noch mehr spricht dafür, dass der Neuzugang Filip Kostic in München von Beginn an zum Einsatz kommt. Von ihm verspricht sich Armin Veh mehr Zug zum Tor. Jedenfalls will sich der VfB-Trainer nicht nach dem FC Bayern richten. „Wie soll ich wissen, wen Pep Guardiola aufstellt? Das weiß er ja vermutlich selbst noch nicht“, sagt er zur gegnerischen Unberechenbarkeit.

Eines weiß Armin Veh aber schon sicher: dass seine Mannschaft in München nur dann eine Chance hat, wenn sie als funktionierende Einheit auftritt. Der Teamgedanke, das ist dann auch noch so ein Begriff, dem Veh eine ganz besondere Bedeutung beimisst. „Ich halte allerdings nicht so viel von Teambuilding-Maßnahmen im Klettergarten. Zusammenhalt muss auf dem Spielfeld entstehen“, sagt der Stuttgarter Meistertrainer des Jahres 2007. Könnte dieser Titel dann etwas mit der Gelassenheit des Trainers zu tun haben? „Das glaube ich eigentlich nicht“, sagt Veh, der sich aber korrigiert: „Vielleicht doch – ein bisschen.“