Am 15. Juni wird der Volker Kefer seinen 20 Aufsichtsräten wieder einmal kleinlaut eingestehen müssen, dass bei S 21 nicht alles im Plan ist. Als mächtigster Konzernmanager neben Konzernchef Rüdiger Grube hat er die Bereiche Infrastruktur, Technik und Dienstleistungen zu verantworten.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Stuttgart - Sein verschmitztes Lächeln setzt Volker Kefer gerade dann auf, wenn es unangenehm wird. Mit unerfreulichen Themen hat der Vizechef der Deutschen Bahn AG schließlich viel Erfahrung. Einfach alles weg grinsen, so scheint das Motto des gewieften Strategen zu lauten. In seinen zehn Jahren beim größten deutschen Staatskonzern hat der frühere Siemens-Manager zahlreiche Krisen überstanden. Das Meiste, so scheint es, perlt einfach an ihm ab.

 

Wie es drinnen aussieht, weiß man nicht. Kefer wirkt auch in kniffligen Situationen gefasst, kaum etwas scheint ihn aus der Ruhe zu bringen. Seine eloquenten, fast schon arroganten Auftritte bei den S-21-Schlichtungen brachten manche Projektgegner zur Weißglut. Andere zollten ihm für die souveräne Art Respekt, wie er über Pläne, Kosten, Termine und Risiken referierte, bis es schien, als seiS 21 tatsächlich das bestgeplante Bahnprojekt aller Zeiten.

Projektkritiker nehmen Kefer schon lange keine Aussage mehr ab

Am 15. Juni wird der Bahn-Vize seinen 20 Aufsichtsräten wieder einmal kleinlaut eingestehen müssen, dass dem nicht so ist. Als mächtigster Konzernmanager neben Konzernchef Rüdiger Grube hat er die Bereiche Infrastruktur, Technik und Dienstleistungen zu verantworten. Die Neubauprojekte fallen in sein Ressort, er ist „Mister S 21“. Und deshalb hat er jetzt wieder ein Problem, auch mit der eigenen Glaubwürdigkeit.

Projektkritiker nehmen Kefer schon lange keine Aussage mehr ab, zu oft schon hat er Termin- und Kostenpläne vorgelegt, die nicht der Realität entsprachen. Das muss ihn wenig stören, solange die Bundesregierung hinter S 21 steht und ihre Vertreter seine Aussagen auch im Aufsichtsrat des Staatskonzerns tolerieren. Politisches Gespür und eine feine Nase für Beziehungsgeflechte jedenfalls werden dem Manager nachgesagt.

Er ist bis 2017 bestellt

Wiederholt wurde Kefer auch schon als Grube-Nachfolger gehandelt, der Bahnchef würde seinen bis 2017 laufenden Vertrag aber gerne verlängern. Kefer ist ebenfalls noch bis 2017 bestellt, im sechsköpfigen DB-Konzernvorstand ist er neben Verkehrsvorstand Berthold Huber der Mann mit der meisten Ahnung vom Tagesgeschäft. Als Kefers Konkurrent um den Spitzenposten wird von manchen der frühere Kanzleramtschef Ronald Pofalla gehandelt, der aber erst 2015 in den Vorstand kam und als Ex-Politiker im Eisenbahnsektor noch als Praktikant gilt.

Bei der DB AG, die tief in der Krise steckt, bestimmt allerdings immer die Politik mit. Deshalb ist vieles möglich, wenn sich die Regierungskonstellationen ändern. Falls Grubes Sanierungskonzept „Zukunft Bahn“ scheitert und S 21 noch weiter aus dem Ruder läuft, ist womöglich ein Großreinemachen an der gesamten DB-Spitze unumgänglich. Dann könnte Kefer auch das schönste Lächeln nicht mehr helfen.