Der Hersteller von Werkzeugmaschinen hat einen ersten Kunden für seine neuartige EUV-Technologie. Und bei Industrie 4.0 hat Trumpf eine neue Idee: es dreht sich um einen App-Store für die vernetzte Produktion.

Ditzingen - Seit zehn Jahren beschäftigt sich Trumpf mit einem Hightech-Verfahren zur Herstellung von Mikrochips, der sogenannten EUV-Technologie. Mit dem Großauftrag eines US-Chip-Herstellers über 15 solcher Systeme scheint nun der Durchbruch gelungen, sagte Trumpf-Chefin Nicola Leibinger-Kammüller bei der Vorlage der Bilanz in Ditzingen. EUV steht für Extreme-Ultra-Violett-Lithografie. Sie ermöglicht es, kleinere Strukturen und damit eine größere Speicherkapazität auf einem Chip unterzubringen – und dies bei einem deutlich reduzierten Stromverbrauch. Trumpf arbeitet bei diesem Verfahren mit dem Optikkonzern Zeiss und dem niederländischen Chipausrüster ASML zusammen. Bei Trumpf beschäftigen sich 250 Mitarbeiter mit der Technologie. In der Vergangenheit hatte sich die Einführung wegen Problemen immer wieder verzögert.

 

Auch jetzt sind nicht alle Schwierigkeiten beseitigt. So sei die Lichtquelle noch nicht zuverlässig, so Leibinger-Kammüller. Doch sie ist zuversichtlich, dass die Probleme gelöst werden können. Dass sich dennoch ein Käufer für die neuartigen Systeme gefunden hat, hat einen Grund: Die Einführung der aktuellen Chipgeneration mit traditioneller Technik sei schwieriger und teurer als erwartet, erläuterte Geschäftsführer Peter Leibinger. Wie viel Trumpf in das neue Verfahren investiert hat, konnte Leibinger nicht sagen. Er verwies darauf, dass in den nächsten zwei Jahren am Stammsitz in Ditzingen ein Gebäudekomplex entstehe, um optimale Bedingungen für das Verfahren zu schaffen. 70 Millionen Euro investiert das Familienunternehmen in neue Produktionsflächen und Reinräume. Im vergangenen Geschäftsjahr hat Trumpf 100 Millionen Euro mit der EUV-Technologie umgesetzt, in fünf bis acht Jahren sollen es bis zu 500 Millionen Euro werden, so Leibinger.

Neues Start-up gegründet

Chancen rechnet sich das Unternehmen zudem auf einem anderen Gebiet aus – der Vernetzung der Produktion (Industrie 4.0). Eine zentrale Rolle spiele dabei Software. Trumpf wolle die Vernetzung nicht Dritten überlassen, sondern selbst organisieren, sagte Nicola Leibinger-Kammüller. Deshalb wurde nun eine neue Tochtergesellschaft gegründet, die Axoom GmbH in Karlsruhe. Das Unternehmen beschäftigt 22 Mitarbeiter, vor allem Software-Ingenieure. Axoom hat eine Plattform entwickelt, die die gesamte Wertschöpfungskette in der Produktion abbildet. Der Grundgedanke dabei: Moderne Maschinen fertigen so schnell, dass sie nur noch wenig Potenzial für eine Steigerung der Produktivität bieten, erläutert Trumpf-Geschäftsführer Mathias Kammüller. Dagegen sei das Potenzial bei Prozessschritten wie der Materialbeschaffung noch lange nicht ausgeschöpft. Auf der neuen Plattform sollen herstellerunabhängig Programme für den kompletten Produktionsablauf abgebildet werden – ähnlich wie Apps auf einem Smartphone. Vernetzt werden auch Kunden und Lieferanten. „Wir bieten quasi allen industriellen Kunden mit Fertigungsprozessen die Möglichkeit, ihre Prozesse in einem einzigen System von Anfang bis Ende selbst zu organisieren“, so Leibinger-Kammüller.

Gute Rendite

Der Werkzeugmaschinenhersteller ist im vergangenen Geschäftsjahr – es endete am 30. Juni – deutlich gewachsen. „Regelrecht Freude“ (Leibinger-Kammüller) mache dabei das Ergebnis vor Steuern. Der Zuwachs um 44 Prozent sei aber zum Teil auf den Verkauf des Bereichs Medizintechnik zurückzuführen, der das Ergebnis um 72 Millionen Euro erhöht habe. Bereinigt um diesen Effekt ergebe sich eine Rendite von 10,5 (Vorjahr: 9,6) Prozent. Für das laufende Jahr ist die Trumpf-Chefin verhalten optimistisch. Wegen der Vielzahl der geopolitischen Unsicherheiten hofft sie, das Niveau des Vorjahres halten zu können. „Krisen wie der jüngste Skandal bei VW zeigen aber, wie wenig planbar das Geschäft insgesamt geworden ist“, so Leibinger-Kammüller. Rund 15 Prozent des Umsatzes erzielt Trumpf mit der Autoindustrie. Sollte VW bei den Investitionen sparen und bei den Zulieferern kürzen, werde dies auch die Ditzinger treffen, so die Trumpf-Chefin.