Die Agentur Loup, die seit 2012 in einem Gebäude auf dem Killesberg residiert, hat den Designpreis Red Dot Award für ein Schnapsfläschchen im Walnussrahmen gewonnen. Die Auszeichnung zählt zu den begehrtesten internationalen Preisen der Branche.

Möhringen/S-Nord - Der Kunde kam auf Empfehlung einer Architektin – mit nichts außer einer Rezeptur und einer Sehnsucht. Er wollte seinen Traum von der eigenen Spirituosen-Manufaktur verwirklichen. In der Agentur Loup Markenstrategie und Design setzten sie sich vor ein weißes Blatt Papier. Herausgekommen ist unter anderem ein exklusiver Flakon mit Walnussholzrahmen – und ein renommierter Preis für dessen Design.

 

Der Red Dot Award zählt zu den begehrtesten internationalen Preisen seiner Branche. Das Design-Zentrum Nordrhein-Westfalen verleiht ihn jährlich in den Kategorien Communication Design, Product Design und Design Concept. „Er ist die wichtigste Auszeichnung für uns Gestalter und eine riesengroße Ehre“, sagt Carina Rothbächer, Art Directorin bei Loup. Sie gehört dem Team an, das den Flakon entworfen hat. Der mutet äußerlich an, als enthielte er ein edles Parfüm, stattdessen schwimmen in ihm 50 Zentiliter eines Schnapses auf der Basis von Williamsbirnen, die auf einer schwäbischen Hochebene unweit von Kusterdingen reifen, den Härten. „Anhalt. Der Digestif“ ist nur im Onlineshop erhältlich. Ein Exemplar des Flachmanns der etwas anderen Art kostet stolze 249 Euro.

Die Zutaten sind mysteriös

Die Zutaten des Digestifs bleiben ein Rätsel. „Es gibt viele Nuancen. Aber man kommt nicht wirklich darauf, was drin ist“, sagt Susanne Zellmer, die Gründerin und Geschäftsführerin der Agentur an der Lenbachstraße. Das Mysterium ist Teil der Strategie, die Loup für die Marke Anhalt erdacht hat. Auch der Digesteur, dessen Vorfahren aus Sachsen-Anhalt stammen, gibt sich seine Person betreffend der Öffentlichkeit gegenüber geheimnisumwoben. Sein Credo: nicht er soll im Mittelpunkt stehen, sondern sein Gut.

Sowohl analytisch als auch als kreativ vorzugehen, um mit der Präsentation eines Produkts den Nerv der Zielgruppe zu treffen, darin sieht Susanne Zellmer die große Herausforderung für ihre Agentur. „Wenn du gut sein willst, musst du beides können“, sagt sie. Der Red Dot Award 2014 ist der zwölfte Designpreis, mit dem diese in den 20 Jahren seit ihrer Gründung ausgezeichnet wurde. Begonnen hat damals alles in einer Altbauwohnung im Stuttgarter Süden. In ihrem Wintergarten startete Zellmer ihr Unternehmen mit einem Computer und einem Drucker, „der mich ein Vermögen gekostet hat“, wie sie sich schmunzelnd erinnert. Weil die Geschäfte schnell liefen, zog sie zuerst ins Schlafzimmer um – und dann mit fünf Mitarbeitern in eine ehemalige Schreinerei an der Senefelderstraße, die sie sich mit einem Modefotografen teilte.

Das gebäude passt zum kreativen Geist

Das Krisenjahr 2009 hätte dem nach und nach gewachsenen Unternehmen beinahe den Boden unter den Füßen weggezogen. Ein Großkunde ging insolvent, andere fuhren ihre Werbebudgets praktisch auf null herunter. „Es war ein heftiges Jahr, ein echter Kampf“, sagt Zellmer. „Da stehst du dann da mit zwölf Mitarbeitern, für die du Verantwortung trägst.“ Die Wende aber kam schon 2010 – und das Jahr darauf wurde zum umsatzstärksten der Firmengeschichte.

Seit 2012 residiert Loup nun am Killesberg – in einem schwarzen Haus, das anfangs manchen traditionsbewussten Nachbarn etwas die Nase rümpfen ließ, das aber zum kreativen Geist passt, der durch die Räume weht. Susanne Zellmer jedenfalls fühlt sich daheim in dieser Umgebung – und der Grund, warum die gebürtige Möhringerin ihre Agentur einst Loup nannte, ist fast vergessen. Loup, das ist die französische Übersetzung ihres Mädchennamens Wolf. Und nach Paris, wo sie einst an der Ecole d’Art Maryse Eloy studiert hat, wollte sie eigentlich immer zurück – mit einer Dependance oder am besten gleich mit der ganzen Agentur. „Ich war total verknallt in diese Stadt“, sagt sie – aber der Killesberg und ihre Heimat Stuttgart, sie sind eben auch sehr liebenswert.