In diesem Jahr wollen die deutschen Marken ihre Position auf dem US-Markt weiter ausbauen. Auf der Automesse in Detroit stellen sie ihre Neuheiten vor.

Detroit - Die deutsche PS-Branche fährt mit großen Erwartungen zur Autoshow in Detroit, die in dieser Woche beginnt. „Wir setzen alles daran, um die Erfolgsgeschichte der deutschen Automobilindustrie in den Vereinigten Staaten auch in diesem Jahr fortzuschreiben“, verkündet Matthias Wissmann, der Präsident des Branchenverbands VDA. Die Zuversicht beruht darauf, dass die heimischen Fahrzeugbauer auf das bisher beste Jahr in Amerika zurückblicken und dort Marktanteile gewonnen haben. „Dies gibt Rückenwind für 2013“, meint Wissmann.

 

Die hiesigen Anbieter haben 2012 im siebten Jahr hintereinander ihre Position auf dem weltweit größten Automarkt verbessern können. Die deutschen Konzernmarken legten um mehr als 21 Prozent auf rund 1,27 Millionen Wagen zu, während der Gesamtmarkt um gut 13 Prozent auf mehr als 14,4 Millionen Fahrzeuge wuchs. Allerdings muss man relativierend hinzufügen, dass die deutschen Marken trotz dieses Erfolgs noch lange nicht zu den großen Spielern auf dem US-Markt zählen.

Ford und GM müssen Marktanteile abgeben

Der Marktführer General Motors hat im vergangenen Jahr auf seinem Heimatmarkt ebenso wie Ford Marktanteile abgeben müssen. Beide verkaufen dort aber noch etwa doppelt so viele Wagen wie alle deutschen Anbieter zusammen. Anders als GM und Ford hat Chrysler, der kleinste der „großen drei aus Detroit“ mit einem Absatzplus von rund 21 Prozent auf rund 1,6 Millionen Wagen Marktanteile hinzugewinnen können. Für US-Branchenbeobachter ist dieses Comeback des ehemaligen Daimler-Partners Chrysler, der jetzt zu Fiat gehört, die Überraschung des Jahres. Auch die japanischen Wettbewerber Toyota und Honda verkaufen in Amerika allein jeweils mehr Autos als alle deutschen Autobauer zusammen. Auch im laufenden Jahr rechnen Branchenbeobachter damit, dass der amerikanische Automarkt weiter zulegt. Allerdings wird sich das Wachstum voraussichtlich abschwächen. Das Marktforschungsinstitut Polk rechnet im laufenden Jahr mit einem Anstieg um 6,6 Prozent auf 15,3 Millionen Wagen. In zwei Jahren könnte nach Einschätzung der Experten von Polk wieder die Marke von 16 Millionen Autos geknackt werden, die zuletzt vor der Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2007 erreicht wurde (siehe Schaubild).

Die Marktforscher weisen darauf hin, dass in diesem Jahr ungewöhnlich viele neue Modelle – nämlich 43 – auf dem US-Markt Premiere feiern. Das seien fast doppelt so viele wie 2012. Zudem sei bei 60 Modellen ein Facelift geplant. Diese Neuheitenflut werde dazu beitragen, dass mehr Betrieb in den Autohäusern ist, was wiederum den Absatz ankurbele, heißt es in einer Studie der Marktforscher aus Southfield/Michigan. „Die Autobranche wird weiter eine der Schlüsselbranchen sein, die zur wirtschaftlichen Erholung der Vereinigten Staaten beiträgt“, meint Anthony Pratt, der Chefanalyst für Amerika. Allerdings rechnet er damit, dass Spitzenwerte von 17 Millionen Autos im Jahr, die früher einmal erreicht wurden, in absehbarer Zeit nicht wieder in Sicht kommen werden. Zudem steht die Prognose von Polk unter dem Vorbehalt, dass Washington den Streit über die Finanzpolitik beilegen kann und es nicht zu drastischen Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen kommt.

VW hat in den USA erstmals einen Marktanteil von drei Prozent

Die Ratingagentur Standard & Poor’s rechnet damit, dass der Kampf um Marktanteile in diesem Jahr schärfer wird. Dies werden auch Chrysler, Toyota, Honda und VW zu spüren bekommen, die im vergangenen Jahr deutlich besser abgeschnitten haben als die anderen Wettbewerber, heißt es in einer Studie der Ratingagentur. VW hat im vergangenen Jahr in Amerika erstmals einen Marktanteil von drei Prozent erreicht. Der Erfolg basiert vor allem auf der im neuen US-Werk Chattanooga produzierten amerikanischen Variante des Passat. Mit einem Listenpreis von 20 590 Dollar wurde der US-Passat sehr preisaggressiv positioniert, meint Ferdinand Dudenhöffer, der Chef des Duisburger Forschungsinstituts Car. Der Einstiegspreis des europäischen Passat liege dagegen bei 25 075 Euro. Die Preisliste von Toyota Camry, eines direkten Wettbewerbers von VW auf dem US-Markt, beginne bei 22 055 Dollar. Dudenhöffer rechnet damit, dass VW den Marktanteil in Amerika auch 2013 verbessern kann, wenn auch nicht in so hohem Tempo wie 2012.

Im laufenden Jahr können die deutschen Autobauer nach einer Prognose des Car-Instituts den Rückgang des westeuropäischen Marktes durch das Wachstum in Amerika ausgleichen. Auch in diesem Jahr sollen die USA laut dieser Untersuchung vor China weiter der größte Markt der Welt bleiben. Alle deutschen Marken zusammen könnten nach Einschätzung des Wissenschaftlers bis 2015 einen Marktanteil von zehn Prozent erreichen und dann 1,6 Millionen Fahrzeuge in den USA verkaufen.

Die Neuheiten der deutschen Autobauer in Detroit

Mercedes-Benz
Die Stuttgarter Premiummarke präsentiert in Detroit in diesem Jahr die aufgefrischte E-Klasse, die von großer Bedeutung für Umsatz und Ertrag ist, sowie das auf der neuen A-Klasse basierende Coupé CLA. Das Coupé ist nach der B- und der A-Klasse die dritte Variante der neuen Kompakten mit Stern.

Porsche
Die Zuffenhausener Nobelmarke stellt den Cayenne Turbo S ins Rampenlicht. Mit einer Motorleistung von 550 PS übernimmt dieser Cayenne die Spitzenposition bei den Geländewagen von Porsche.

Audi
Auch bei Audi hat eine besonders sportliche Geländewagenvariante Weltpremiere. Die VW-Tochter zeigt im Messezentrum Cobo Hall den Audi S Q5. Zudem ist eine weitere Premiere angekündigt, die allerdings noch geheim gehalten wird.

VW
Auch Volkswagen macht es spannend. Die Wolfsburger laden zur Premiere einer Fahrzeugstudie ein. In Internetblogs ist von einem Passatmit 250 PS die Rede.

BMW
Die Münchner zeigen den überarbeiteten Roadster Z4. Zudem wird die Studie 4er Coupé enthüllt, die einen Ausblick auf die Coupé-Variante des aktuellen 3ers gibt sowie die Sportversion des viertürigen BMW Gran Coupé.