Nach einer Bewegungsjagd zwischen Lauter- und Tiefenbachtal bleiben 86 Wildsauen auf der Strecke. Der Zusammenarbeit der zuvor noch zerstrittenen Jäger war diesmal Erfolg beschieden.

Nürtingen/Dettingen - Weil die Grünröcke sich wieder grün sind, sehen die Schwarzkittel im Tiefenbachtal schwarz. Bei einer groß angelegten Bewegungsjagd zwischen Owen, Dettingen und Nürtingen sind nicht weniger als 86 Wildsauen auf der Strecke geblieben. Die Bilanz war vor Monatsfrist noch ganz anders ausgefallen. Damals waren rund um das Dettinger Käppele gerade mal zwei der schlauen Borstentiere vor die Büchsen der Jäger gelaufen. Der große Rest hatte sich rechtzeitig in Richtung Tiefenbachtal davongemacht, weil sich dort, bedingt durch die Abwesenheit der Nürtinger Jäger, ein willkommenes Schlupfloch aufgetan hatte.

 

Jetzt ist der Streit unter den Jägern beigelegt – sehr zum Leidwesen der Tiere. „Ganz klar. Damals haben die gewonnen, und jetzt wir“, so der trockene Kommentar des zuständigen Revierförsters, Richard Höhn. Aus Sicht der Jäger, mehr aber noch aus Sicht der Obstwiesenbesitzer auf dem Höhenzug zwischen dem Lauter- und dem Tiefenbachtal, ist der aber auch Erfolg dringend notwendig gewesen. Manche Obstwiese am Albtrauf gleicht einem Kartoffelacker. „Da finden die Baumbesitzer nicht einmal mehr einen festen Standplatz für ihre Leitern, so aufgewühlt ist der Boden“, sagt Jochen Sokolowksi, als Bezirksjägermeister der Chef aller Grünröcke im Regierungsbezirk Stuttgart. Erschwerend komme hinzu, dass die Natur dem Schwarzwild derzeit einen reich gedeckten Tisch bereit hält – sowohl im Wald, als auch auf den Freiflächen.

Die Mastjahre im Wald häufen sich

„Im Wald haben wir inzwischen beinahe jedes Jahr ein Mastjahr, wie wir es früher nur alle sieben Jahre kannten“, sagt Sokolowski. Die Wildschweine schlügen sich dort den Magen mit Eicheln und Buchen voll und bräuchten zum Ausgleich eine entsprechend große Menge an tierischem Eiweiß. Das findet das Borstenvieh in Form von Engerlingen auf den Obstwiesen, wo die Schweinerüssel in bis zu 30 Zentimetern Tiefe fündig werden.

Die Sauen werfen im März bis zu acht Junge, die schon im September wieder geschlechtsreif sind. Natürliche Feinde haben die wehrhaften Tiere in den deutschen Wäldern nicht. „Wenn wir als Jäger da nicht herzhaft reinfassen, dann ufert das völlig aus“, sagt Sokolowski.

Die Jäger haben „herhaft reingefasst“

Herzhaft reinfassen heißt in diesem Fall, dass rund 130 Jäger den aufgeschreckten Tiere aufgelauert haben. Um die Schwarzwild-Rotten in Bewegung zu halten, sind mehr als 130 Treiber, unterstützt von 30 Hunden, lautstark durchs Unterholz gebrochen. Während der Jagd sind die Autos auf den angrenzenden Straßen, der B 297 und der Tiefenbachtalstraße, auf 30 Stundenkilometer heruntergebremst worden, um Kollisionen mit dem flüchtenden Tieren auszuschließen.

Die erjagten, wohlgenährten Tiere landen zum größten Teil in privaten Pfannen, ein Gutteil des Wildbrets geht laut Sokolowski an die regionale Gastronomie.