Wer hat die Deutungshoheit über die Kriege? In Zeiten von erstarkendem Populismus und Nationalismus erinnern sich im Elsass auf dem Hartmannswillerkopf nun im ersten deutsch-französische Historial beide Nationen gemeinsam.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Hartmannswillerkopf - Jean Klinkert ist ein freundlicher Mann. Der 65-Jährige ist groß, sein Haar graumeliert, unter der blaugrauen Anzugjacke trägt er zu weißem Hemd und Krawatte noch einen Pullunder im gleichen Farbton. Er strahlt die Lebensart aus, um die Deutsche Franzosen manchmal beneiden. Klinkert schaut durch seine schwarze Hornbrille und erzählt von der elsässischen Geschichte, die eine deutsch-französische ist. In drei Kriegen standen sich die beiden Nationen in der Grenzregion zwischen 1870 und 1945 gegenüber. Die Geschichte ist aber auch die von Klinkerts Familie. Er selbst leitet in Colmar das elsässische Tourismusbüro, sein Vater war hier 30 Jahre Bürgermeister, sein Großvater unter den Nationalsozialisten in Haft. Er erwähnt all das nur nebenbei. Aber allein die wenigen Sätze, gesprochen im freundlich klingenden Idiom seiner Heimat, sagen viel über Jean Klinkerts Koordinatensystem.