Polens Regierungschefin Beata Szydlo blieb bei ihrem Antrittsbesuch in Berlin freundlich, aber hart. Auch sie wird jedoch bald erkennen, wie wichtig eine gute Zusammenarbeit ist, meint Thomas Maron.

Berlin - Deutschland und Polen bilden eine Schicksalsgemeinschaft, das darf man bei allem Verdruss über die neue rechtskonservative Regierung in Polen und deren beklagenswertes Verständnis von Rechtsstaat und Meinungsfreiheit nicht vergessen. So wie die Annäherung an Frankreich zählt die Aussöhnung mit Polen nach den Gräueltaten Nazideutschlands zu jenen Entwicklungen, die der Bundesrepublik ihre prägende Rolle in Europa überhaupt erst ermöglichte.

 

Deshalb ist es umso bedauerlicher, dass Warschau es neuerdings wieder darauf anlegt, Ressentiments zu schüren. Jüngstes Beispiel ist die absurde Kritik des polnischen Außenministers an einem Düsseldorfer Karnevalsmotiv. Polens Regierungschefin Beata Szydlo hat zwar bei ihrem verspäteten Besuch in Berlin freundliche Worte gewählt, in der Sache wird Kanzlerin Merkel an ihr aber zunächst wenig Freude haben.

In der Flüchtlingspolitik steht Szydlo an der Seite des ungarischen Hardliners Viktor Orban. Die Abkühlung der Beziehungen belastet auch andere Bereiche. Bei der Bewältigung der Ukraine-Krise waren Deutschland und Polen verlässliche Partner. Auch dies dürfte vorerst vorbei sein. Für Merkel heißt es dennoch, Geduld aufzubringen. Denn Szydlo wird bald erkennen, dass nicht nur Deutschland profitiert, wenn beide Länder gut zusammenarbeiten.