Beim Fahrplanwechsel verteuert sich der Fernverkehr um 2,5 Prozent und der Regionalverkehr um 2,9 Prozent. Der Staatskonzern begründet die höheren Fahrpreise mit gestiegenen Personal- und Stromkosten.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Berlin - Bereits bei der Ankündigung der neuerlichen Preiserhöhungen vor zwei Monaten hatten Fahrgast-,Umwelt- und Verbraucherverbände die Zuschläge teils scharf kritisiert und als wenig angemessen bezeichnet. Der Staatskonzern begründet die höheren Fahrpreise mit gestiegenen Personal- und Stromkosten. Die Kritiker halten Bahn-Chef Rüdiger Grube vor, die Kunden bekämen für mehr Geld kaum bessere Leistungen, und verweisen auf überfüllte Züge, immer mehr Verspätungen und Servicemängel.

 

Die Bahn betont, dass es bei rund der Hälfte aller Fahrten im ICE, IC oder EC keine Preiserhöhung geben werde. Viele Pendler, Stamm- und Sparpreiskunden zahlten auch künftig nicht mehr. Besonders auf den monatelang vom Sommerhochwasser betroffenen Verbindungen in der Mitte Deutschlands gebe es keine Zuschläge. So koste zum Beispiel die Strecke Düsseldorf–Berlin weiterhin 111 Euro. Auch die wenigen bisher bekannten Preisbeispiele zeigen allerdings, dass die Bahn auf anderen Verbindungen teils kräftig zulangt. Im Fernverkehr steigt der Maximalpreis in der 2. Klasse des ICE generell von 139 auf 142 Euro pro Fahrt. Das gilt zum Beispiel für die beliebte Strecke Hamburg–München, die damit um weitere 2,2 Prozent teurer wird. Schon dieses Jahr hatte sich die Verbindung um satte vier Euro verteuert. Die Fahrkarte von Stuttgart nach München wird um zwei Euro teurer und kostet künftig 57 Euro, das ist ein Zuschlag von 3,6 Prozent. Durch den Kauf einer Bahncard kann man den Normalpreis aber um 25 oder 50 Prozent reduzieren.

Außerdem gibt es für die meisten Strecken einen allerdings begrenzten Vorrat an Tickets zu Sonderpreisen. Die Sparangebote ab 29 Euro innerhalb Deutschlands, die viele Kunden nutzen, sollen im Preis unverändert bleiben. Für stark nachgefragte Strecken und Zeiten sind die Sonderkontingente meist schnell ausgebucht. Auch die Bahncard kostet erneut mehr. Zwar betont der Konzern, dass Zeitkarten, die Bahncard 100 und ermäßigte Karten für Jugendliche, Studenten und Senioren nicht teurer werden, die beliebte Bahncard 25, die den Normalpreis um ein Viertel reduziert, kostet aber künftig 62 (bisher: 61) Euro pro Jahr für die 2. Klasse und 125 (123) Euro in der 1. Klasse. Für die Bahncard 50 sind künftig sechs Euro mehr zu zahlen, der Preis steigt auf 255 Euro. Für die 1. Klasse kostet die Bahncard 50 künftig 515 Euro, das sind 17 Euro mehr. Zudem werden Sitzplatzreservierungen erneut teurer und kosten 4,50 Euro pro Fahrt, ein Zuschlag um 50 Cent. Für den Ticketkauf im Zug verlangt die Bahn künftig einheitlich 7,50 Euro mehr. Im Nahverkehr zahlen Kunden vor allem für Spartickets deutlich mehr. So kostet das „Schöne-Wochenende-Ticket“ künftig 44 statt 42 Euro. Beim „Quer-durchs-Land-Ticket“ zahlen Mitreisende dann acht statt sechs Euro. Das Baden-Württemberg-Ticket wird um einen Euro teurer und kostet künftig 23 Euro, ebenso das Rheinland-Pfalz- und Saarland-Ticket. Der Grundpreis des Metropol-Tages-Tickets Stuttgart steigt um 50 Cent. Der Normalpreis in der 2. Klasse im Nahverkehr klettert meist um etwa drei Prozent. So kostet die einfache Fahrt Stuttgart–Ulm künftig 19,20 statt 18,60 Euro. Allerdings bestimmt die Deutsche Bahn nur für ein Fünftel aller Nahverkehrsfahrten selbst die Preise. Auf dem Großteil der Strecken entscheiden kommunale Verkehrsverbünde über die Tarife, die im Schnitt noch deutlich stärker stiegen als die Preise der Deutschen Bahn.

Anders als im Fernverkehr, wo der Konzern auf eigene Rechnung fährt und kaum Konkurrenz hat, werden die Verkehrsverträge im Nahverkehr von öffentlichen Aufgabenträgern an die besten Bieter vergeben. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) hält die Zuschläge zumindest im Fernverkehr für nicht gerechtfertigt. „Die Kunden bekommen keine Mehrleistung, im Gegenteil“, kritisiert VCD-Bahnexpertin Heidi Tischmann. Die Zugflotte sei überaltert, überlastet und pannenanfällig, oft funktioniere nicht einmal die Sitzplatzreservierung. Die Qualität der Angebote habe sich kaum verbessert, obwohl der Staatskonzern hohe Gewinne erziele.