Die Sportbegeisterung ihrer Passagiere zwingt Bahn-Computernetzwerke in die Knie. Der Konzern stellt Streamingdienste deshalb aufs Abstellgleis.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Pyeongchang - Aljona Savchenko und Bruno Massot ziehen anmutig ihre Bahn übers Eis, Natalie Geisenberger, Johannes Ludwig und die Doppelsitzer Tobias Wendl und Tobias Arlt rauschen mit viel Zug durch den Eiskanal von Pyeongchang Richtung Gold – der Fahrplan der schwarz-rot-goldenen Olympioniken scheint zu stimmen. Weil dabei sein alles ist, wollen viele auch zu den arbeitnehmerunfreundlichen Sendezeiten nicht darauf verzichten, Augenzeugen des deutschen Goldrausches in Südkorea zu werden. All jene, bei denen ein Fernsehgerät nicht zur Grundausstattung am Arbeitsplatz gehört, müssen auf Streamingdienste der TV-Anstalten im Internet ausweichen, was den Vorteil hat, dass man angestrengt auf seinen PC-Monitor starrend Arbeit vortäuschen und doch gleichzeitig unseren Olympia-Heroen ganz nahe sein kann. Zuviel der Sportbegeisterung führt allerdings hier und da zu Problemen in den Arbeitsabläufen.

 

Auch am Arbeitsplatz den Sportheroen ganz nah

Bei der Deutschen Bahn haben sie deshalb am Donnerstagmittag den Stecker gezogen. In einer mit „#Eilmeldung“ überschriebenen Mitteilung wandte sich die DB System, die für „die Digitalisierung aller Gesellschaften der DB AG“ zuständige Konzerntochter an die Mitarbeiter des Schienenunternehmens. „Aufgrund massiv gestiegener Zugriffe ist die Anbindung an das Internet momentan überlastet. Verursacht wird die Netzlast durch hohe Abrufzahlen von Livestreams der Olympischen Spiele“, teilen die Computerexperten ihre Erkenntnisse mit. Das überbordende Interesse am sportlichen Großereignis führe dazu, dass „zahlreiche Konzern-Anwendungen nur bedingt oder überhaupt nicht erreichbar“ seien. Daher werde man „den Zugriff auf diverse Internetinhalte sperren“. Diese betreffe Webseiten von ARD, ZDF und Eurosport „sowie weitere Streaminganbieter, die die Olympischen Spiele übertragen und wird bis zum Ende der Olympischen Spiele aufrecht erhalten.“

Olympia-Aus für Bahnmitarbeiter

Nun können sich alle DB-Mitarbeiter wieder ganz aufs höher, schneller, weiter im Schienenverkehr konzentrieren. Weder der Anmut der Eiskunstläufer noch der Wagemut der Eiskanalpiloten taugen als Erklärung für die umgekehrte Wagenreihung oder den Bierengpass im Speisewagen.