Der neue Chef der Deutschen Bank, John Cryan, muss das Geldhaus in ruhigeres Fahrwasser lenken, meiont StZ-Finanzkorrespondentin Barbara Schäder.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Frankfurt - Vorschusslorbeeren für den neuen Chef der Deutschen Bank: an der Börse kam John Cryans Amtsantritt gut an. Die Aktie des Geldhauses zählte am Mittwoch zu den größten Gewinnern im Deutschen Aktienindex (Dax).

 

Der Brite fand in einem Brief an die Bankmitarbeiter klare Worte. Cryan weiß, dass die Bank bei Kunden, Aufsehern und auch in der Öffentlichkeit verlorenes Vertrauen zurückgewinnen muss. Der 54-jährige Manager will dies auf Basis der noch von der bisherigen Bankspitze ersonnenen „Strategie 2020“ tun. Das heißt: es bleibt bei dem Vorhaben, die Postbank zu verkaufen und Hunderte eigene Filialen zu schließen. In seiner bisherigen Rolle als Aufsichtsrat hatte Cryan diese Schrumpfkur mit auf den Weg gebracht; abgesehen davon wäre ein neuerlicher Strategieschwenk auch kaum vermittelbar.

Doch jenseits der großen Linien sind zahlreiche Fragen offen. Sie betreffen etwa den künftigen Zuschnitt des Investmentbankings, aber auch die Digitalisierung des Privatkundengeschäfts. Hier wird Cryan liefern müssen. Dass er konkrete Vorschläge erst nach einer längeren Bedenkzeit vorlegen will, ist vernünftig. Der ursprüngliche Fahrplan war nach dem Führungswechsel einfach nicht mehr realistisch.

Wunder sollte von dem neuen Chef ohnehin niemand erwarten. Denn allein schon die Aufarbeitung der Rechtsstreitigkeiten und Skandale aus der Vergangenheit wird die Deutsche Bank noch über Jahre belasten. Cryans großer Vorteil gegenüber seinen Vorgängern: er ist über den Verdacht einer persönlichen Verstrickung in die Affären erhaben.