Der Rückzug der Deutschen Bank aus dem Massenkundengeschäft wirkt überhastet, meint StZ-Finanzkorrespondentin Barbara Schäder.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Frankfurt - Die Deutsche Bank stelle „auch weiterhin den Kunden in den Mittelpunkt“ – so verteidigte Co-Vorstandschef Jürgen Fitschen die neue Strategie des Geldhauses. Angesichts der Aufgabe der Postbank und der Schließung von bis zu 200 Filialen mit dem blauen Deutsche-Bank-Logo klingt diese Aussage für viele Kunden wie blanker Hohn. Die Bank macht denn auch keinen Hehl daraus, dass sie an Kleinsparern wenig Interesse hat: Konzentrieren will sie sich künftig auf „investmentorientierte Finanzlösungen für anspruchsvolle Kunden“.

 

Die Postbank bediente auch als Deutsche-Bank-Tochter eine andere Klientel. Für ihre Kunden muss es nicht schlimm sein, wenn das Bonner Institut an die Börse gebracht wird: Der Service wird dadurch nicht automatisch schlechter, zumal die Gewerkschaft Verdi eine Verlängerung des Kündigungsschutzes durchgesetzt und damit Massenentlassungen bis Mitte 2017 einen Riegel vorgeschoben hat.

Bei der Deutschen Bank selbst wiederum wird man keinen Kontoinhaber vor die Tür setzen. Insoweit hat das Institut aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt, als man mit der Ausgliederung der „Deutschen Bank 24“ zahlreiche Sparer vor den Kopf stieß. Letztlich müssten die Kunden selbst entscheiden, ob die Angebote des Geldhauses für sie attraktiv seien, sagte Fitschen. Wobei die Bank ihre Preise wohl vor allem an der zahlungskräftigen Klientel ausrichten dürfte.

Gegen ein solches Geschäftsmodell ist grundsätzlich nichts einzuwenden – schließlich muss sich das Institut von seinen Wettbewerbern absetzen, um im dicht besetzten deutschen Bankenmarkt erfolgreich zu sein. Das allerdings wäre auch bei einer Fortsetzung der Zwei-Marken-Strategie mit der Postbank möglich gewesen. Die Frage ist daher nicht, ob die Postbank-Kunden auch ohne die Deutsche Bank auskommen – das werden sie –, sondern eher, ob die Deutsche Bank den Ausstieg aus dem Massenkundengeschäft nicht eines Tages bereuen wird. Denn wenn die Zinsen wieder steigen, wird das klassische Geschäft mit Krediten und Einlagen wieder lukrativ.