Die Boni-Kürzung ist erst der Anfang. Die Deutsche Bank muss endlich ein neues Geschäftsmodell präsentieren, meint Klaus Dieter Oehler.

Frankfurt - Es wurde auch langsam Zeit. Die Deutsche Bank streicht für weite Teile ihrer Führungsmannschaft den Bonus für das Jahr 2016. Eigentlich hätte man dies auch schon für die Jahre 2008 folgende tun sollen, denn die Altlasten, mit denen sich das Institut seit dem Beginn der Finanzkrise herumschlagen muss, sind nicht etwa eine Folge des Marktes gewesen, sondern zu einem beträchtlichen Teil auch auf Fehlverhalten oder Fehler im System der Bank zurückzuführen. Darauf jedenfalls lässt der Abschlussbericht des US-Justizministeriums schließen, mit dem jetzt die nächste Milliardenstrafe für das Geldhaus begründet wird.

 

Es ist zwar durchaus interessant, aber dennoch nicht weiterführend, wenn man jetzt im Detail untersucht, wer denn wann welchen Fehler begangen hat. Offenbar waren mehrere Manager der Versuchung erlegen, vor allem in den USA den „Trend der Zeit“ auszunutzen. Immobilien waren hoch begehrt in den Vereinigten Staaten der neunziger Jahre. Und da wollte auch die Deutsche Bank helfen und jedem das Geld zur Verfügung stellen, das er für den Erwerb des Eigenheims brauchte. Manchmal, so heißt es heute, reichte es, wenn der Kreditnehmer noch lebte – mit dem hier zu Lande gewohnten Sicherheitsdenken hatte das nichts zu tun. Hauptsache, die Bank konnte an dem Geschäft verdienen.

John Cryan, der noch immer irgendwie neue Chef der Deutschen Bank, hat nun die Gelegenheit, nach anderthalb Jahren im Amt den „Kulturwandel“ wirklich voranzubringen, den seine Vorgänger Anshu Jain und Jürgen Fitschen schon vor Jahren angekündigt hatten.

Dazu gehört aber auch, dass die Bank endlich klar und deutlich sagt, mit welchem Geschäftsmodell sie in die Zukunft gehen will. Seit Mai 2012, als Josef Ackermann aus dem Vorstand ausschied, wartet die Öffentlichkeit darauf. Eine Antwort steht nach wie vor aus. Die Boni-Kürzung kann nur ein erster Schritt sein.