Neben der Postbank will Deutschlands größtes Institut auch eigene Niederlassungen aufgeben.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Frankfurt - Die Deutsche Bank plant neben der Trennung von der Postbank tiefe Einschnitte im eigenen Haus: Bis 2017 werden bis zu 200 der aktuell 700 Deutsche-Bank-Filialen geschlossen. Bei der Investmentbank wird ausgemistet: Durch den Verkauf wenig rentabler Produkte soll die Bilanzsumme der Abteilung um 200 Milliarden Euro schrumpfen. Obendrein will sich die Deutsche Bank aus „sieben bis zehn“ Ländern zurückziehen. Einzelheiten hierzu sollen innerhalb der nächsten drei Monate bekanntgegeben werden. Die beiden Vorstandsvorsitzenden Anshu Jain und Jürgen Fitschen bekräftigten allerdings ihr Bekenntnis zum Heimatmarkt Deutschland sowie zu einer starken Präsenz in den USA, Indien und China.

 

Der Konzernumbau wird nach Einschätzung des Vorstands rund 3,7 Milliarden Euro kosten, langfristig aber Einsparungen von 3,5 Milliarden Euro jährlich bewirken. „All das wird die Deutsche Bank bis 2020 zu einer neuen Stärke führen“, sagte Fitschen. 2020 wird das Geldhaus 150 Jahr alt.

Co-Chef Jain sagte, mit der neuen „Strategie 2020“ wolle die Bank „mehr Wert für unsere Aktionäre und Kunden schaffen“. Gleichzeitig schraubte er allerdings das Ziel für die Eigenkapitalrendite nach Steuern von zwölf auf zehn Prozent herunter. Auch diese Marke wird wohl erst in einigen Jahren erreicht werden. In diesem und im kommenden Jahr rechnet Finanzchef Stefan Krause nämlich erneut mit Gewinneinbußen durch laufende Rechtsstreitigkeiten. Anleger reagierten verärgert: Der Aktienkurs der Deutschen Bank verzeichnete am Montag einen deutlichen Abschlag.

Anteile an der Postbank sollen an die Börse

Jain und Fitschen begründeten die Senkung des Renditeziels mit den verschärften Sicherheitsvorschriften der Aufsichtsbehörden. So gibt es Überlegungen, die sogenannte Schuldenbremse (Leverage Ratio) für die größten Institute anzuziehen: Das Eigenkapital müsste dann statt drei Prozent mindestens vier Prozent der gesamten Bilanzsumme ausmachen. Die Deutsche Bank strebt mit Blick auf die gängige Praxis bei großen Konkurrenten in den USA sogar eine Leverage Ratio von fünf Prozent an.

Dieses Ziel sei auch der Hauptgrund für die Trennung von der Postbank, sagte Co-Chef Jain. Dadurch würde die Bilanzsumme der Deutschen Bank erheblich sinken – die Eigenkapitalquote also steigen. Mit der Postbank im Gepäck müsste die Muttergesellschaft dagegen drei Milliarden Euro an frischem Kapital aufbringen, um die Leverage Ratio auf die angestrebten fünf Prozent zu steigern. Stattdessen will die Deutsche Bank Ende 2016 beginnen, ihre Anteile an der Postbank an die Börse zu bringen.

Mit rund acht Millionen Privatkunden in den eigenen Filialen bleibe die Deutsche Bank gleichwohl eine „Universalbank“, betonte Fitschen. Für diese Entscheidung habe der Vorstand viel Unterstützung „von unseren Kunden und der Politik“ bekommen. Fitschen und Jain hatten ihre Pläne vergangene Woche, noch vor der endgültigen Entscheidung des Aufsichtsrats, im Bundesfinanzministerium vorgestellt.

Großer Druck von Anteilseignern

Den Verdacht, das Führungsduo habe nur auf Wunsch der Regierung auf einen vollständigen Ausstieg aus dem Privatkundengeschäft verzichtet, wies Fitschen zurück: „Wir hatten vollen unternehmerischen Freiraum.“

Unter erheblichem Druck standen die Bankmanager allerdings seitens der Anteilseigner. Denn Fitschen und Jain waren 2012 bereits mit einer „Strategie 2015+“ angetreten, deren Ziele nicht erreicht wurden. Die Gründe dafür seien zum Teil hausgemacht, räumte Jain ein: „Wir hätten mehr tun können. Es war ein Fehler, eine Vielzahl an Optionen in unserer Bilanz mitzuschleppen.“ Deshalb würden nun Standorte und Geschäftsfelder eingedampft.

Forderungen nach einem Rücktritt lehnte die Doppelspitze ab: „Verantwortung zu übernehmen bedeutet für mich, die Bank in eine bessere Position zu bringen“, so Jain. Das sei für ihn auch die Konsequenz aus der Affäre um Zinsmanipulationen, die der Bank vergangene Woche eine milliardenschwere Geldbuße eingebrockte. Verantwortlich war die Investmentbanking-Abteilung, die Jain bis zu seinem Wechsel an die Vorstandsspitze geleitet hatte. Er sehe seine Aufgabe darin, „sicherzustellen, dass so etwas nie wieder passiert“, sagte der Co-Vorstandsvorsitzende.