Hamburg

 

Gedrucktes „Spiegel“ und „Stern“ – das Zweigestirn des wöchentlichen Magazinjournalismus kommt aus Hamburg. Der Zeitschriftenverlag Gruner und Jahr, zu dem neben dem „Stern“ auch „Brigitte“ und „Geo“ gehören, hat den Medienstandort jüngst sogar gestärkt, indem er auch „Neon“ und „Eltern“ von München an die Alster holte. Dort residieren ebenfalls die distinguierten Kollegen der Wochenzeitung „Die Zeit“. Bei Tageszeitungen hingegen sieht es düster aus: Das „Hamburger Abendblatt“ gehört demnächst zur Essener Funke-Mediengruppe, die nicht gerade berühmt ist für Qualitätsjournalismus. Springer hat das Blatt verkauft und Hamburg weitgehend den Rücken gekehrt. Immerhin schmücken die Buchverlage Hoffmann und Campe, Rowohlt und Carlsen den Medienstandort.

Gesendetes Fernsehen macht in Hamburg fast nur der NDR – und selbst der ist als Vierländer-Anstalt auch noch auf Hannover, Kiel und Schwerin verstreut.

Gedrehtes In einer Befragung der Hamburg Media School loben Vertreter der sogenannten Kreativbranche vor allem die schönen Filmmotive in Hamburg. Deswegen drehe man gerne hier. Sie beklagen aber, dass die Filmförderung zu spärlich ausfalle. Begeisterung für den Filmstandort Hamburg spricht nicht daraus.

Vernetztes Mehr als 3100 Menschen arbeiten in der Games-Branche, also an Computer- und Internetspielen. Das Unternehmen Bigpoint entwickelt zum Beispiel Online-Spiele und expandiert in alle Welt. Außerdem sind in Hamburg die Kreativen aus der Werbebranche zuhause, darunter Scholz & Friends, Jung von Matt, Zum Goldenen Hirschen und Fischer Appelt.

GedrehtesBerlin ist der wichtigste Filmstandort in Deutschland – das heißt: eigentlich muss man die brandenburgisches Landeshauptstadt Potsdam dazuzählen. Denn in den dortigen Filmstudios Babelsberg werden die internationalen Produktionen gedreht. Die ganze Filmbranche feiert sich jedes Jahr im Februar auf der Berlinale – dagegen wirken die Münchner Prominenz-Aufmärsche eher provinziell.

Vernetztes Berlin ist die Stadt der jungen und hippen Start-up-Unternehmer für Digitales. Besonders stark ist die Stadt bei der Entwicklung von Games, also Computer- und Internetspielen. Die digitale Wirtschaft hat das Baugewerbe in der Bundeshauptstadt an Umsatz bereits überholt.

Das sagt der Standort-Werber „Die Metropolregion Berlin hat sich in den letzten Jahren hervorragend entwickelt. Zwischen 2001 und 2011 sind zum Beispiel die Umsätze im Film- und TV Bereich um 41 Prozent gewachsen“ sagt Elmar Giglinger, der Geschäftsführer Standortmarketing beim „Medienboard Berlin-Brandenburg“. „Kein anderer Standort kann ein so hohes Maß an Internationalität aufweisen.“

Bewertung Berlin ist der Aufsteiger unter den Medienstandorten. Die Hauptstadt profitiert von ihrer internationalen Attraktivität, auch bei jungen Internet-Start-ups.

München – ein Traditionsstandort der gehobenen Literatur

München

Gedrucktes In München erscheint die auflagenstärkste deutsche Qualitäts-Tageszeitung, die „Süddeutsche“, die wie auch die „Stuttgarter Zeitung“ zur Südwestdeutschen Medienholding (SWMH) gehört. Die zweite Abozeitung am Ort, der „Münchner Merkur“, spielt eine untergeordnete Rolle. Drei Boulevardzeitungen kämpfen um Leser; die „Abendzeitung“ steckt in der Insolvenz. Hubert Burda lässt von München aus das Nachrichtenmagazin „Focus“ und die Promi-Illustrierte „Bunte“ produzieren; Condé Nast macht hier die „Vogue“ für Frauen und „GQ“ für Männer. Richtig wichtig ist München für die Literatur. Der Hanser-Verlag ist der wichtigste deutsche Literaturverlag. Außerdem sitzen hier Piper, C.H. Beck, dtv und viele Verlage der Random-House-Gruppe (Bertelsmann).

Gesendetes Beim Fernsehen ist München die Nummer zwei in Deutschland. Das ist nicht nur dem Bayrischen Rundfunk zu verdanken, sondern auch der Pro Sieben Sat 1-Gruppe. Außerdem haben Tele 5 und der Bezahlsender Sky hier ihren Sitz.

Gedrehtes Knapp 1500 Unternehmen generieren in München einen Umsatz von insgesamt 1,44 Milliarden Euro, das sind 16 Prozent des Gesamtumsatzes der Branche in Deutschland. Die wichtigsten Mitspieler: die Bavaria Film im Ortsteil Geiselgasteig mit ihren Filmstudios und die Constantin Film AG, die als Produzent und Filmverleih tätig ist.

Vernetztes Hubert Burdas Tomorrow Focus AG, eine der großen Online-Vermarkter, sitzt in München. Und das eine oder andere Start-up mag sich hier angesiedelt haben. Aber verglichen mit Berlin ist die Stadt aus Netz-Sicht eher langweilig.

Das sagt der Standort-Werber „Münchens Stärke ist seine Medienvielfalt“, meint Wolfgang Nickl von der Wirtschaftsförderung der Landeshauptstadt. „Dadurch können sich die Mitarbeiter über die Branchen hinweg austauschen und auch Impulse der Hochschulen aufnehmen.“

Bewertung München hat Tradition. Film, Fernsehen, Zeitungen, Buchverlage – alles ist wohletabliert und dem Neuen gegenüber durchaus aufgeschlossen. Fiebrige Aufbruchstimmung herrscht aber nicht.

Hamburg – die Zukunft liegt im Online-Bereich

Hamburg

Gedrucktes „Spiegel“ und „Stern“ – das Zweigestirn des wöchentlichen Magazinjournalismus kommt aus Hamburg. Der Zeitschriftenverlag Gruner und Jahr, zu dem neben dem „Stern“ auch „Brigitte“ und „Geo“ gehören, hat den Medienstandort jüngst sogar gestärkt, indem er auch „Neon“ und „Eltern“ von München an die Alster holte. Dort residieren ebenfalls die distinguierten Kollegen der Wochenzeitung „Die Zeit“. Bei Tageszeitungen hingegen sieht es düster aus: Das „Hamburger Abendblatt“ gehört demnächst zur Essener Funke-Mediengruppe, die nicht gerade berühmt ist für Qualitätsjournalismus. Springer hat das Blatt verkauft und Hamburg weitgehend den Rücken gekehrt. Immerhin schmücken die Buchverlage Hoffmann und Campe, Rowohlt und Carlsen den Medienstandort.

Gesendetes Fernsehen macht in Hamburg fast nur der NDR – und selbst der ist als Vierländer-Anstalt auch noch auf Hannover, Kiel und Schwerin verstreut.

Gedrehtes In einer Befragung der Hamburg Media School loben Vertreter der sogenannten Kreativbranche vor allem die schönen Filmmotive in Hamburg. Deswegen drehe man gerne hier. Sie beklagen aber, dass die Filmförderung zu spärlich ausfalle. Begeisterung für den Filmstandort Hamburg spricht nicht daraus.

Vernetztes Mehr als 3100 Menschen arbeiten in der Games-Branche, also an Computer- und Internetspielen. Das Unternehmen Bigpoint entwickelt zum Beispiel Online-Spiele und expandiert in alle Welt. Außerdem sind in Hamburg die Kreativen aus der Werbebranche zuhause, darunter Scholz & Friends, Jung von Matt, Zum Goldenen Hirschen und Fischer Appelt.

Das sagt der Standort-Werber „Hamburg ist eine Medienstadt mit großer Bandbreite. Alles, was mit Medien zu tun hat, ist hier prominent vertreten: das Buch, Zeitschriften und Zeitungen, Fernsehen, Radio und Film ebenso wie Werbewirtschaft, IT, Social Media, Games und E-Commerce“, erklärt Christoph Holstein, der Sprecher des Hamburger Senats. „Und nicht ohne Grund hat Bürgermeister Olaf Scholz die Verantwortung für Medien und Medienpolitik zurück in die Senatskanzlei geholt.“

Bewertung In den traditionellen Medienbranchen musste Hamburg Federn lassen. Der Weggang der Springer AG schmerzt. Dafür zeigt die Hansestadt Stärken in der neuen Kreativwirtschaft. Und vermutlich haben Online-Spiele mindestens so viel Zukunft wie gedruckte Magazine.

Köln – Deutschlands Fernsehstadt Nummer eins

Köln

Gedrucktes Wenn es um Gedrucktes geht, wird Köln von einem einzigen Mann beherrscht: dem 86-jährigen Alfred Neven DuMont. Ihm gehören die lokalen Zeitungen „Kölner Stadtanzeiger“, „Kölnische Rundschau“ und „Express“. Außerdem veröffentlicht sein Haus die vermutlich trockensten Texte der Republik: die Bundesgesetze im „Bundesanzeiger“. Der DuMont-Buchverlag zählt zu den angesehen Literatur- und Sachbuchverlagen in Deutschland. Höhere Auflagen macht man aber bei Bastei Lübbe. Der Buchverlag für populäre Bestseller zog 2010 aus dem benachbarten Bergisch Gladbach nach Köln. Direkt gegenüber dem Hauptbahnhof sitzt der Verlag Kiepenheuer und Witsch.

Gesendetes Die Fernsehbranche ist die eigentliche Stärke Kölns. Hier werden so viele Sendeminuten produziert wie in Hamburg, Berlin und ganz Bayern zusammen. Sogar die „Lindenstraße“, die ja angeblich in München spielt, wird in Köln gedreht. Mitten in der Stadt macht sich der WDR breit, der nach der BBC zweitgrößte öffentlich-rechtliche Sender Europas. Auf dem ehemaligen Messegelände befindet sich die RTL-Gruppe mit RTL, RTL II, Super RTL und Vox. Tausende von kleineren Firmen liefern Programm und bieten ihre Dienstleistungen an. Außerdem sendet hier der Deutschlandfunk.

Gedrehtes Viele kleine und mittlere Produktionsgesellschaften, die ihr Geld mit TV-Ware verdienen, prägen den Markt. Kino-Glanz kommt aus Köln eher selten. Allerdings hat die Filmstiftung NRW viel Geld zu vergeben

Vernetztes Auch Köln wäre gerne eine Games-Metropole. Die „Gamescom“ ist schließlich die weltgrößte Messe der Branche. Im vergangenen Jahr kamen rund 340 000 Besucher.

Das sagt der Standort-Werber „Köln ist die Fernsehhauptstadt in Deutschland. WDR und RTL sind das Rückgrat der Medienstadt. Köln ist jung, bunt und unkonventionell und damit attraktiv für kreative Menschen und Unternehmen aus allen Bereichen der Kreativwirtschaft“, wirbt Konrad Peschen, der Leiter der Stabsstelle Medien- und Internetwirtschaft.

Bewertung Köln ist Fernsehen. Alle anderen Medienbereiche spielen eine untergeordnete Rolle. Das führt zu einer gewissen Unwucht. Sollte RTL irgendwann einmal beschließen, doch nach Berlin abzuwandern, wäre das ein schwerer Schlag für die Domstadt. Danach sieht es aber nicht aus.

Stuttgart – potent, aber ohne Glanz

Stuttgart

Gedrucktes Die Stuttgarter Zeitung kommt aus Stuttgart, klar. Ebenso wie die „Stuttgarter Nachrichten“. Beide gehören zur Südwestdeutschen Medienholding (SWMH), einem der größten Zeitungsunternehmen Deutschlands – allerdings vor allem wegen der „Süddeutschen Zeitung“ in München. Von Stuttgart aus gesteuert wird auch „Die Zeit“ aus dem Hause Holtzbrinck, die in Hamburg sitzt. Das macht bereits deutlich: In Stuttgart legt man mehr Wert auf Einfluss als auf Glanz. Das gilt ebenso für die Buchbranche. Zum Stuttgarter Holtzbrinck-Konzern gehören Rowohlt (Hamburg), S. Fischer (Frankfurt am Main) und Droemer Knaur (München). Ihre Beschäftigten am Firmensitz in Stuttgart haben Verlage, die weniger im Rampenlicht stehen: Dazu gehört der Schulbuch-Riese Klett, dem ein kleines, aber hoch angesehenes literarisches und Sachbuch-Programm angegliedert ist. Fachverlage wie Thieme, Boorbeg, Frommann-Holzboog, der Deutsche Sparkassenverlag und Schattauer sind in ihren Fachgebieten führend. Europas größter Verlag für Spezialzeitschriften kommt ebenfalls aus Stuttgart, die Motorpresse.

Gesendetes Trotz schöner neuer Fernsehstudios im Stuttgarter Osten: Der SWR orientiert sich offenbar mehr gen Mainz und Baden-Baden. Außer dem öffentlich-rechtlichen Sender gibt es keine nennenswerten Fernsehunternehmen.

Gedrehtes Stuttgart ist kein klassischer Filmstandort. Allerdings strahlt aus dem benachbarten Ludwigsburg die wohl erfolgreichste Filmhochschule Deutschlands herüber: die Filmakademie Baden-Württemberg. Die Studenten dort drehen rund 250 Filme pro Jahr. Weltweit richtig wichtig ist Stuttgart bei den Animationen und Spezialeffekten. Die Luxx-Studios aus der Kornbergstraße im Stuttgarter Westen zum Beispiel haben für den Hollywood-Regisseur Roland Emmerich das Weiße Haus in die Luft gesprengt.

Vernetztes Um ehrlich zu sein: Stuttgart spielt bei der digitalen Wirtschaft keine Rolle. Sicherlich gibt es eine ganze Menge entsprechender Dienstleister, aber sie prägen nicht den Medienstandort.

Das sagt der Standort-Werber „Der Medienstandort Stuttgart erfährt eine dynamische Entwicklung. Hier profitieren die Kreativen von der Nähe zu potenziellen Auftraggebern aus traditionellen Industrien sowie der forschungsintensiven Wirtschaft. Die Beschäftigtenzahl in der Kreativbranche ist seit 2007 um 8,8 Prozent gewachsen. Die Firmen können auf ein einzigartiges Angebot an hochqualifizierten Kreativen zurückgreifen, denn Stuttgart hat bundesweit den höchsten Anteil an Beschäftigten in der Kreativbranche mit Hochschulabschluss“, sagt Ines Aufrecht, die Leiterin der Wirtschaftsförderung.

Bewertung Auch als Medienstandort gehört Stuttgart zu den Stillen im Lande. Viel Macht und Einfluss ballt sich hier, aber Glanz, Glamour und große Auftritte sind dem Schwaben halt zutiefst fremd.