Vor dem Doppelpack in der EM-Qualifikation warnt Joachim Löw vor den Gegnern Polen und Irland. Am Selbstverständnis der Weltmeister ändert das nichts. Auch der neue Assistent Thomas Schneider spricht gleich an seinem ersten Arbeitstag von neuen Titelambitionen.

Vor dem Doppelpack in der EM-Qualifikation warnt Joachim Löw vor den Gegnern Polen und Irland. Am Selbstverständnis der Weltmeister ändert das nichts. Auch der neue Assistent Thomas Schneider spricht gleich an seinem ersten Arbeitstag von neuen Titelambitionen.

 

Frankfurt/Main - Manuel Neuer eilte schnellen Schrittes durch den Nieselregen ins Hotel - in den Händen zwei Plastiktüten voll gestopft mit Torwart-Utensilien. Toni Kroos wäre beinahe gestolpert beim Versuch, auf dem Weg in die noble Lobby zwei Stufen auf einmal zu nehmen. Die Weltmeister hatten es bei der Ankunft am Dienstag in Frankfurt offenkundig eilig, ihre Arbeit aufzunehmen. Nur Julian Draxler fehlte beim Treffpunkt der Fußball-Nationalmannschaft. Ein grippaler Infekt verhinderte die Anreise des Schalkers. Je nach Genesung soll er in dieser Woche noch zum Team stoßen.

Joachim Löw drückte für die Vorbereitung auf die wichtigen EM-Qualifikationsspiele am Samstag (20.45 Uhr/RTL) in Polen und drei Tage später in Gelsenkirchen gegen Irland seine Erwartungshaltung deutlich aus: „Von Beginn an überzeugend und voll konzentriert“ will der Bundestrainer seine Profis vor den Duellen gegen die größten Konkurrenten auf dem Weg zur EM 2016 sehen. „Wir werden jetzt noch mehr gejagt. Polen ist ein unangenehmer Gegner, uns erwartet eine hitzige Atmosphäre“, ergänzte Manager Oliver Bierhoff. Er betonte aber: „Für uns sind drei Punkte drin, die wollen wir auch holen.“

Erwartungshaltung und Selbstverständnis gehen beim Weltmeister natürlich über die Qualifikation hinaus. Der neue Löw-Assistent Thomas Schneider berichtete gleich an seinem ersten Arbeitstag mit der Mannschaft von seinem spontanen Gedanken als TV-Zuschauer des glorreichen WM-Finals im Juli - als er mit seinem neuen Posten nur liebäugeln konnte. „So, jetzt wie Spanien Europameister werden!“

Für Schneider, der erstmalig den zum Sportdirektor aufgerückten Hansi Flick ersetzt, sind die Partien in Warschau und auf Schalke schon „zwei Schlüsselspiele“ auf dem Weg zur Endrunde in Frankreich. Löw warnte eindringlich vor dem nächsten Gegner Polen. „Sie sind Mitfavorit auf Platz eins, wie auch Irland“, sagte der Bundestrainer über den kommenden Kontrahenten um Bayern-Star Robert Lewandowski. „Er ist der beste Mann bei Polen im Angriff. Wir müssen ihn ausschalten“, sagte Lukas Podolski vor der für ihn wieder einmal emotionalen Reise in sein Geburtsland.

Bis zum Freitag bereiten Löw und Schneider den Weltmeister in der Main-Metropole vor, dann steht der Flug zum Spiel am Samstag in Warschau an. Bis zu einem möglichen Eintreffen Draxlers haben die DFB-Coaches nur 19 Spieler zur Verfügung - darunter 15 Weltmeister und den Leverkusener Karim Bellarabi als einzigen Neuling. Löw muss auf die verletzten Bastian Schweinsteiger, Sami Khedira, Benedikt Höwedes, Marco Reus und Mario Gomez verzichten. Beim ersten Training am Dienstagabend in Frankfurt fehlten Mesut Özil und André Schürrle, die nach DFB-Angaben eine individuelles Regenerations-Einheit im Teamhotel absolvierten.

„Natürlich ist es kein leichtes Spiel. Wir wissen auch, dass der eine oder andere Spieler Rhythmusprobleme hat. Die Belastung ist mittlerweile insgesamt grenzwertig. Die Spieler sind schon am Limit“, sagte Schneider. Kurz nach dem Eintreffen in der Frankfurter Villa Kennedy stand die offizielle Vorstellung des neuen Co-Trainers im Mannschaftskreis an, auf die nicht nur Rückkehrer Max Kruse „schon gespannt“ war. „Die Spieler werden relativ schnell merken, dass sie sich auf mich verlassen können“, sagte Schneider. Sein Chef Löw erwartet keine größere Eingewöhnungszeit. „Es ist ja nicht so, dass ich Thomas erst kennenlernen müsste“, sagte der Bundestrainer.

Zu seiner Zeit als VfB-Chefcoach hatte Löw mit dem Spieler Schneider gearbeitet. „Er ist aus meiner Sicht inzwischen auch ein hervorragender Trainer, der eigene, neue Ideen einbringen und uns guttun wird“, erklärte der Bundestrainer und betonte: „Ich bin sicher, dass wir dort reibungslos weiterarbeiten können, wo wir mit Hansi Flick aufgehört haben.“

Schneider sieht in seiner Assistentenrolle persönlich „keinen Schritt zurück, sondern einen Schritt nach vorn“, unterstrich der 41-Jährige. „Ich arbeite gern mit kompetenten Partnern, das war auch in Stuttgart so. Ich kann von einem der besten Trainer der Welt lernen, arbeite mit den besten Spielern, das ist ein Schritt nach vorne.“