Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag sieht zwar die Bauwirtschaft und den Konsum als Konjunkturstütze. Doch im Export liefen die Geschäfte weniger gut.

Berlin - Die gute Konsumlaune der Deutschen führt zwar in diesem Jahr zu einem stabilem Wachstum, gleichzeitig blickt die Exportwirtschaft aber schwierigeren Zeiten entgegen. Das ergibt die Konjunkturumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) unter 24 000 Unternehmen. Nach den Worten des DIHK-Hauptgeschäftsführers Martin Wansleben tragen vor allem Bau und Konsum die Konjunktur. Niedrige Zinsen, gesunkene Ölpreise und ein schwacher Eurokurs wirkten sich stabilisierend auf das Wachstum in Deutschland aus. Besonders optimistisch sei die Bauwirtschaft, die auch vom Zuzug aus ländlichen Gebieten in Metropolregionen profitiert. Erstmals seit Langem berichte auch der Tiefbau über bessere Geschäfte, stellt der DIHK fest. Dies sei darauf zurückzuführen, dass die bisher schwachen öffentlichen Investitionen gestiegen seien. Zuversichtlich seien auch Einzelhändler, Autohäuser, Hotels und Restaurants. Dennoch nähmen die Sorgen um die Konjunktur zu. „Wir verlieren an Substanz“, sagte Wansleben.

 

Steigende Lohnkosten machen sich bemerkbar

Der DIHK berichtet, dass die gestiegenen Lohnkosten für viele Unternehmen ein Thema seien. Die Debatte um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland werde wieder aufleben, sagte Wansleben. Seit dem Jahr 2008 stiegen die Lohnstückkosten. Dies habe die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt. „Offen bleibt, wie lange dieses Muster noch trägt“, so der DIHK-Geschäftsführer. Die Dachorganisation der Industrie- und Handelskammern sieht erste Bremsspuren für die Wirtschaft. Nicht zufrieden könne Deutschland damit sein, dass so wenig investiert werde.

Für das laufende Jahr hob der DIHK zwar seine Konjunkturprognose von 1,3 auf 1,5 Prozent an. Grund dafür sei die bessere Binnenkonjunktur. Positiv habe sich auch der milde Winter ausgewirkt. Wansleben sieht allerdings die Gefahr, dass die gute Binnennachfrage die Exportschwäche übertüncht. Die Exporterwartungen seien im Frühsommer 2016 schlechter als zu Jahresbeginn. Insgesamt bleibe die Stimmung zwar gut. Auffallend sei aber, dass die Exporterwartungen der Betriebe unter dem Durchschnitt der vergangenen 20 Jahre blieben. Der DIHK reduzierte seine Exportprognose für 2016 von 3,2 auf 2,0 Prozent. Grund dafür seien die gesättigten Märkte in wichtigen Schwellenländern wie China und die Rezession in Brasilien. Der DIHK stellt auch eine Eintrübung bei den Investitionsgüterproduzenten fest. Obwohl mit den niedrigen Zinsen gute Bedingungen für die Investitionstätigkeit herrschten, entwickele sich das Geschäft verhalten. Für einen Lichtblick sorgten zwar die Exporterwartungen der Automobilhersteller. Bei den Maschinen- und Anlagebauern trübe sich aber die Stimmung ein. Die Erwartungen seien in diesem Bereich schlechter als in der Gesamtindustrie. Das sei ein bedenkliches Zeichen, meinte Wansleben. Denn zuletzt war dies in Stagnations- und Rezessionsphasen wie 2003, 2009 und 2012/13 der Fall.

Gute Lage am Arbeitsmarkt

Die Kennzahlen für die Wirtschaft blieben gut. Herausragend seien die Daten vom Arbeitsmarkt. Die Beschäftigung steige zum elften Mal in Folge, sagte Wansleben. Für dieses Jahr rechnet der Dachverband mit einem Zuwachs bei den Erwerbstätigen um 450 000 Personen. Ursprünglich hatte der DIHK zu Jahresbeginn noch ein Plus von 220 000 erwartet. Da auch mehr Flüchtlinge nach Beschäftigung suchen, deren mangelnde Sprachkenntnisse und die Qualifikation eine schnelle Integration erschweren, bleibe die Arbeitslosenzahl mit 2,79 Millionen in diesem Jahr allerdings unverändert.

Die deutsche Wirtschaft ist angetrieben von steigenden Investitionen der Unternehmen und kauflustigen Verbrauchern schwungvoll ins Jahr 2016 gestartet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg im ersten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 0,7 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Die Behörde in Wiesbaden bestätigte damit eine erste Schätzung. Es war das stärkste Plus seit zwei Jahren. Im vierten Quartal 2015 war die Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent gewachsen.