Der frühere Hochsicherheitstrakt der Justizvollzugsanstalt in Stammheim wird abgerissen – ein Teil des historischen Ortes soll aber bewahrt werden, fordern die Grünen im Stuttgarter Gemeinderat.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Vermutlich im Jahr 2015 wird der Hochbau, in dem die Gefangenen der Roten-Armee-Fraktion im Jahr 1977 Selbstmord begangen haben, abgerissen – an der Stelle des maroden Gebäudes soll ein Vollzugskrankenhaus gebaut werden. Die Grünen im Stuttgarter Gemeinderat fordern nun, eine oder mehrere Zellen vor dem Abbruch des Gebäudes quasi auszubauen oder zumindest das Inventar zu sichern. Der Grünen-Stadtrat Benjamin Lauber begründet den Antrag so: „Dieser Zellenbau hat in der deutschen Nachkriegsgeschichte im Deutschen Herbst eine zentrale Rolle gespielt. Es handelt sich zweifelsohne um einen historischen Ort.“

 

In dem sogenannten Zellenbau 1 saßen vier Mitglieder der Roten-Armee-Fraktion (RAF) ein. In der Nacht zum 18. Oktober 1977 nahmen sich dort Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe das Leben, nachdem die GSG 9 das entführte Flugzeug Landshut in Mogadischu gestürmt und die Geiseln befreit hatte.

Die Grünen haben vorgeschlagen, dass das Haus der Geschichte eine Konzeption erarbeitet, wie die Zellen erhalten und womöglich ins Museum integriert werden könnten. In einer ersten Stellungnahme unterstützte der Leiter des Museums, Thomas Schnabel, das Vorhaben: „Falls in Stammheim noch Objekte aus der RAF-Zeit vorhanden sind, ist das Haus der Geschichte gerne bereit, sich an Überlegungen zu beteiligen, diese zu sichern“, so Schnabel. Tatsächlich stellt sich diese Frage. „Die Zellen sind stets weitergenutzt worden“, sagte Martina Schäfer, die Sprecherin des Justizministeriums: „Es ist nicht davon auszugehen, dass nach 36 Jahren das Mobiliar noch dasselbe ist.“ Es wird deshalb eher um unverrückbare Teile wie Gitterkreuze oder Türen gehen. Das Haus der Geschichte widmet dem Deutschen Herbst vom 14. Juni an eine Sonderausstellung: Darin wird Stammheim eine Rolle spielen. Das Museum ist deshalb schon seit 2009 in Kontakt mit dem Gefängnis.