Im Wirrwarr der vielen Wettbewerbe steht der Deutsche Rotweinpreis von der Zeitschrift Vinum wie ein Fels: Wer hier gewinnt, ist einfach gut. Bei der neuesten Auflage waren dies erneut mehrere württembergische Betriebe, unter anderen die Weinmanufaktur Untertürkeim. Ein Gespräch mit Kellermeister Jürgen Off.

Stuttgart – Im Wirrwarr der vielen Wettbewerbe steht der Deutsche Rotweinpreis wie ein Fels: Wer hier gewinnt, ist einfach gut. Bei der neuesten Auflage waren dies erneut mehrere württembergische Betriebe, unter anderen die Weinmanufaktur Untertürkeim. Ein Gespräch mit Kellermeister Jürgen Off. -
Hallo. Herr Off, mit welchem Tropfen haben Sie angestoßen?
Natürlich mit einer Cuvée Cabernet, das ist ja klar. Wir saßen zufällig im kleinen Kreis, als die Nachricht kam, und da haben wir sofort ein Fläschle aufgemacht!
Der erste Platz beim Deutschen Rotweinpreis kommt gut gelegen?
Nahezu perfekt! Das ist der vierte erste Platz für mich als verantwortlicher Kellermeister, der vierte Stern im Jahr des WM-Titels, das passt doch ganz wunderbar.
Zuletzt gab’s eine kleine Pause, zumindest für den ersten Platz hat’s nicht mehr gereicht?
Das stimmt, wir waren ein paar mal Zweiter, den letzten Erfolg erreichten wir mit dem 2003er-Lemberger. Von daher ist es schon schön, mal wieder ganz vorne zu landen.
Mit einem Cabernet, nicht mit dem klassischen Lemberger oder der Cuvée Mönch Berthold.
Da haben wir auch was ganz Besonderes produziert. Bei dieser Cuvée leben wir vom Aroma, der Wein schmeckt nach dunklen Beeren, ist fruchtig und hat trotzdem enorm viel Kraft und Eleganz.
Er schmeckt super. Absolut.
Der Herr Knoll (Anm.d.Red.: der Initiator des Rotweinpreises) hat gesagt, der Wein ist schon in der Vorrunde immer positiv aufgefallen. Ich denke, der stimmt einfach.
Wie bei den Fußballern: Der Erfolg fällt einem ja nicht leichter, alle lernen dazu?
Das stimmt, die Konkurrenz wird immer größer. Wir müssen das Niveau halten und uns doch immer verbessern. Man sieht das an den Ergebnissen: Da sind ganz viele Wiederholungstäter dabei. Aber auch ganz viele neue Namen, junge, gut ausgebildete Leute sind da unterwegs.
Ausruhen ist nicht?
Nein, ruhiger werden darf man nicht. Der Erfolg ist nur als Momentaufnahme schön und zeigt, dass, wenn man sich entsprechend anstrengt, dann ist man vor Erfolg nicht sicher. Und es zeigt uns auch: Lagen und Potenzial ist alles vorhanden.
Nehmen die neuen Sorten mit so einem Erfolg einen noch größeren Stellenwert ein?
Nein. Natürlich probiert jeder Winzer gerne aus, aber auf Dauer ist es der Lemberger, der zu unserem Gebiet gehört. Mit dieser Sorte können wir uns einen internationalen Ruf erarbeiten, in puncto Qualität ist das auch noch nicht ausgereizt.
Was geht noch?
Ach, das sind Stellschrauben, an denen man dreht. Hier ein bisschen bei der Behandlung der Maische, dort beim Holz. Wir versuchen eben, das Perfekte rauszukitzeln. Der Lemberger hat bei uns ein Riesenpotenzial.
Weinsberg hat bei den internationalen Sorten mit einem Pinotage gewonnen !
Na, wenn die nicht ausprobieren, wer dann! Die müssen das sogar. Aber klar, die Weinsberger arbeiten auch beim Lemberger sehr fortschrittlich und versuchen durch Hegen und Pflegen das Optimum rauszuholen.
Gilt das auch für das Nationalgetränk, den Trollinger?
Ich bin der festen Überzeugung, dass der immer seine Berechtigung haben wird. Vielleicht nicht als Rotwein, aber den Anspruch hat der Trollinger gar nicht. Im Sommer leicht gekühlt ist der Wein perfekt. Vor allem bei den Gastronomen müssen wir da aber noch viel erklären, im Sommer darf die Flasche Trollinger in einem Lokal natürlich nicht auf der Theke stehen.
Beim Deutschen Rotweinpreis haben auch wieder einige Nachbarn gewonnen? Wöhrwag, Heid, Haidle, Aldinger . . .
Die Region Stuttgart und Remstal sind hier schon enorm stark unterwegs. Aber das ist fantastisch! Denn ohne auf einer breiten Basis zu stehen, können wir uns als Gebiet doch nur viel schlechter darstellen. Was Haidle, Aldinger und Ellwanger an Vorarbeit geleistet haben, war immens wichtig, aber die Masse muss auch stimmen.
Der einfache Wein, der keinen Preis gewinnt?
Genau. Der Wein für fünf Euro muss den Ansprüchen auch genügen. Das ist unser Anspruch, und dem stellen wir uns auch.