Die Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart haben sich nach einem atemberaubenden Comeback den Pokal gesichert. Bei den Männern holte sich der VfB Friedrichshafen den Titel.

Halle/Westfalen - Fast schon liebevoll tätschelte Stelian Moculescu seinen früheren Schützling Stefan Hübner zur Aufmunterung. Der VfB Friedrichshafen gewann am Sonntag zum 13. Mal den deutschen Volleyball-Pokal und hatte in Halle/Westfalen keine Probleme beim 3:0 (25:13, 25:13, 25:18) gegen das Überraschungsteam SVG Lüneburg. Vor 10 500 Zuschauern war der vom früheren Bundestrainer Moculescu betreute Rekordmeister in allen Belangen überlegen und erteilte dem Aufsteiger von Coach Hübner eine Lektion.

 

Die zehnte Pokal-Auflage im Gerry-Weber-Stadion sicherte sich bei den Frauen nach einer furiosen Aufholjagd zum zweiten Mal Allianz MTV Stuttgart. Die favorisierten Schwäbinnen bezwangen die Ladies in Black Aachen nach einem 0:2-Satzrückstand noch mit 3:2 (17:25, 20:25, 25:19, 25:19, 15:13). Erstmals hatte die Mannschaft von Trainer Guillermo Hernandez den Pokal 2011 gewonnen. Die Stuttgarterinnen leisteten sich in einem packenden Finale anfangs viel zu viele leichte Fehler. Nach einer Umstellung in der Annahme und auf der Diagonalposition im dritten Satz drehten sie jedoch mächtig auf.

„Dieser Titel bedeutet uns sehr viel. Das ist der erste Titel der Saison“, sagte Moculescu bei NDR und SWR nach seinem 19. Pokalsieg als Coach in Deutschland. „Alles, was ich zuvor gewonnen habe, interessiert eigentlich nur Statistiker.“ Für den ehemaligen Weltklasse-Mittelblocker Hübner war der Nachmittag eine Lehrstunde. „Wir waren phasenweise verkrampft und ein bisschen unglücklich in unseren Aktionen“, analysierte der 39 Jahre alte frühere Nationalspieler, dessen Frau Angelina mit Söhnchen Jakob auf der Tribüne die Daumen drückte. „Mit solchen Events fehlt uns die Erfahrung.“

Kein Wunder. Die Niedersachsen waren als Aufsteiger in ihr erstes Pokal-Finale gestürmt. Sie bekamen es allerdings mit einem VfB zu tun, der seine ganze Klasse demonstrierte: aggressive Aufschläge, variabler Angriff, dynamischer Block, unbedingter Siegeswille. Bis auf die enge Anfangsphase im dritten Abschnitt durften die Lüneburger nie ernsthaft an einen Satzgewinn denken. Beide Mannschaften liefen aus Anteilnahme für Dennis Hefter vom CV Mitteldeutschland, der in der Nacht zum Dienstag gestorben war, mit einem Trauerflor auf.

„Titel sind immer etwas Besonderes. Wir sind superglücklich, es geschafft zu haben“, meinte ein ausgelassener VfB-Kapitän Simon Tischer. „Wir haben wahrscheinlich etwas mehr Erfahrung mit Finals.“ Damit hat er definitiv recht. „Friedrichshafen hat mit deutlich höherem Risiko agiert. Im Angriff und Block haben sie besser gespielt als wir“, räumte Lüneburgs Nicolas Marks ein, der dennoch von einem „unglaublichen Gefühl“ im Endspiel sprach. Moculescu denkt nun längst an neue Ziele. „Wir waren jetzt drei Jahre kein Meister mehr, das wollen wir ändern“, kündigte der 64-Jährige an. In rund zwei Wochen beginnen die Playoffs.