Fritz Kuhn und Henning Scherf sehen nach vier Tagen Deutsches Chorfest eine bunte Stadt, in der Werte wie Friedfertigkeit und Weltoffenheit gelebt werden. Der Oberbürgermeister stellt auch ein neues Image fest: „Wir sind kulturell eine führende Stadt. Ich übertreibe nicht, wenn ich uns auch als Tanzstadt bezeichne.“

Stuttgart - Es ist immer wieder die gleiche Fragen, wenn eine Großveranstaltung wie das Deutsche Chorfest ausklingt: Wie war‘s? Knappe Antwort: schön.

 

Aber viel wichtiger, wäre zu wissen: Was bleibt? Was ist Stuttgart eigentlich? Tatsächlich hat die Stadt ihr Image gefestigt, das sie spätestens seit dem Deutschen Evangelischen Kirchentag hat. Viele Besucher und Sänger empfanden die Stuttgarter als gastfreundlich und „sind mit der Stadt eine Liebesbeziehung eingegangen“, wie der musikalische Chorfestleiter Moritz Puschke feststellt. Auch Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) erlebte in diesen vier Tagen erneut eine Metropolregion, auf die er stolz ist. Die „friedfertige Atmosphäre“ hob er dabei besonders hervor. „Vielleicht sollten wir demnächst zur Konflikt-Deeskalation mal singen.“, sagte der OB.

Stuttgart ist Chor- und Tanzhauptstadt

Auch Puschke, der in Berlin lebt, attestierte Stuttgart „eine große Weltoffenheit und Neugierde“. Er selbst habe ganz viele Freundschaften geschlossen. Womöglich sind solche Attribute heutzutage mehr wert, als der eher zerbrechliche Titel Deutsche Sporthauptstadt. „Richtig ist, dass wir kulturell eine führende Stadt sind“, sagt Kuhn. Diese Spitzenstellung in Deutschland, habe nicht nur das Chorfest gezeigt. „Ich glaube“, sagt Fritz Kuhn, „ich übertreibe nicht, wenn ich uns als Tanzstadt bezeichne.“

Zusammengenommen mit der touristischen Attraktion ist in diesen Tagen eine städtische Qualität entstanden: eine integrative und verbindende. Henning Scherf, der Präsident des Deutschen Chorverbandes, gibt dafür ein Beispiel: „Das Chorsingen bringt ohnedies Leute zusammen. Aber gerade Stuttgart hat in diesen Tagen gezeigt, dass es bunt ist. Hier konnte man sich gegenseitig entdecken.“ Hier sei die große Breite der Gesellschaft angesprochen worden.

Täglich 100 000 Besucher

Umfragen des Chorverbandes haben gezeigt, dass von den täglich 100 000 Besuchern ein Drittel aus Stuttgart und der Region und zwei Drittel aus ganz Deutschland kamen. Nicht alleine aus diesem Grund nennt OB Kuhn in Bezug auf den städtischen Zuschuss (knapp 500 000 Euro) das Chorfest „eine preiswerte Sache“. Freilich hätten die Gäste den Einzelhandel oder die Gastronomie samt Hotelerie gestärkt, aber von „solchen ökonomischen Gesamtrechnungen“ hält er nichts. Wenn er preiswert sagt, meint er mehr die ideellen Werte, die eine solche Veranstaltung mit ihrer gesamten überregionalen Strahlkraft hat.

Damit sich dies alles „verfestigt“, schlägt das frühere Bremer Stadtoberhaupt Henning Scherf vor, wie Hamburg oder Dortmund, ein städtisches Chorhaus zu bauen. „Damit ließen sich auch kommunalpolitische Akzente setzen“, sagte Scherf in Richtung Fritz Kuhn. Der Stuttgarter Oberbürgermeister schien der Idee nicht abgeneigt zu sein. Er reagierte mit einem Schmunzeln.