In der vom Mittelalter geprägten Stadt Bamberg begegnet der Besucher vielen lächelnden Figuren. Eine Reise lohnt sich.

Bamberg - Den 1. September in Bamberg angekommen“, notierte E. T. A. Hoffmann den Beginn seiner hiesigen „Lehr- und Marterjahre“ von 1808 bis 1813. Als Preuße abgelehnt, als Musikdirektor glücklos, gab er schließlich höheren Töchtern Gesangs- und Klavierunterricht und verliebte sich dabei, wiewohl selbst verheiratet, in ein minderjähriges Mädchen, das er nicht haben durfte. Über so viel Scheitern sei er zum Dichter geworden, heißt es. Als literarisches Souvenir seiner Bamberger Zeit verewigte er das Apfelweibla in seiner Erzählung „Der goldne Topf“.

 

Das Apfelweibla war ein Türknauf in der Gasse Eisgrube, Hausnummer 14. Da findet man es noch heute, als Kopie. Das Apfelweibla lächelt selig, und es ist mit seiner Heiterkeit in Bamberg durchaus nicht allein. 1014 wird Heinrich II. in Rom zum Kaiser gekrönt. Sieben Jahre zuvor hatte er zusammen mit seiner Gemahlin Kunigunde das Bistum Bamberg gegründet. 1012 wird der Dom geweiht. Zweimal brennt der romanische Kirchenbau nieder und wird wieder aufgebaut, 1237 in seiner heutigen Form zum dritten Mal geweiht. Das mächtige Gotteshaus beeindruckt die Besucher noch heute. Jeder will den Bamberger Reiter sehen, jenen Recken zu Pferd, von dem man nicht weiß, wer ihn schuf und wen er darstellen soll.

Es herrscht allgemeine Heiterkeit

Aber der Reiter, der sich heute als blanke Steinskulptur präsentiert, im Mittelalter aber grellbunt bemalt war, ist nicht die einzige sehenswerte Figur des Domes. Nur ein paar Schritte weiter findet man den lachenden Engel, der so frech grinst, dass man meinen könnte, er habe gerade einen Streich ausgeheckt. Und draußen wartet der Tympanon des Fürstenportals, wo Christus als Weltenrichter die Guten von den Bösen trennt. Auch dabei herrscht allgemeine Heiterkeit: Die Paradiesanwärter lächeln beseligt, die Verdammten scheinen sich totzulachen. Und selbst die Hausmadonnen, die fast an jeder Altstadtfassade auszumachen sind, lächeln ebenso holdselig wie die Heiligenfiguren in den Schaufenstern der zweieinhalb Dutzend Antiquitätenhändler der Altstadt. Der weite, schräg abfallende Domplatz ist ein riesiger Bühnenprospekt für den Auftritt des reichen Bamberger Architekturerbes: Gotik und Romanik an und in der Hauptkirche.

Lupenreine Renaissance an den Wirtschaftsgebäuden der Alten Hofhaltung. Prunkvoller Barock in der neuen Residenz mit ihrem Rosengarten, wo feiste Putti schmunzelnd über die Steildächer der Altstadt blicken. 1993 hat die Unesco diese einzigartige Stadtlandschaft auf die Liste des Weltkulturerbes gesetzt. Bamberg, so hieß es in der Begründung, repräsentiere in modellhafter Weise eine auf mittelalterlicher Grundstruktur entwickelte europäische Stadt. Mehr als 2400 denkmalgeschützte Gebäude bilden ein Gesamtkunstwerk aus drei Komponenten: die Bergstadt mit Dom, Residenz und zig weiteren Kirchen, dazu die von der Regnitz wild umstrudelte Inselstadt mit ihren schmalen Gassen sowie die aufs frühe Mittelalter zurückgehende Gärtnerstadt, wo bis heute rund zwei Dutzend Familien im Gemüse- und Obstanbau tätig sind.

Es gibt keinerlei harte Konsonanten

Was hier gedeiht, wird am Grünen Markt täglich an Ständen verkauft. Berühmt sind etwa die Bamberger Zwiebeln, von denen die Einwohner ihren Spitznamen „Zwiebeltreter“ haben. Damit die ganze Kraft in die Knolle und nicht ins aufschießende Grün gehe, haben sie die Stängel stets eifrig niedergetrampelt. Legendär sind auch die „Bamberger Hörnla“: Gekrümmte kleine Erdäpfel mit nussig-speckigem Eigengeschmack, die sich perfekt für Kartoffelsalat eignen. Ein „Hörnla“ kann in Bamberg aber auch ein Butterhörnchen meinen, wie es etwa die Bäckerei Seel seit 1427 backt. Fränkisch ist eine Mundart, die eher gesungen als gesprochen wird. Es gibt keinerlei harte Konsonanten, und alles, was gefällt und das Leben heiterer macht, wird mit der Silbe „la“ am Ende verniedlicht.

Ein Krug Bier heißt hier „Seidla“, dazu bestellt man ein „Schäufela“, also Deftiges von der Schweineschulter. Derlei Stärkung gibt es zum Beispiel im „Schlenkerla“, was nach einem Mann mit verkrüppelt schlenkerndem Bein benannt wurde. Das Schlenkerla ist vor allem für sein Rauchbier berühmt, das so schmeckt, weil das Malz über dem offenen Holzfeuer geräuchert wird. Weil es aber in Bamberg insgesamt neun Brauereien gibt, die allerlei ober- und untergärige Spezialitäten herstellen, wird man bei zunehmendem Genuss von Gerstensaft das fränkische La-la-la als einzig wahre Sprachvolte bierseliger Geselligkeit zu schätzen lernen und sich fortan nicht mehr wundern, wenn ein gestandenes Mannsbild „das Hugola“ gerufen wird.

Gestandene Weibsbilder sind nicht nur die Gemüsefrauen auf dem Grünen Markt, sondern vor allem die überlebensgroße Kaiserin Kunigunde, die vor dem Rathaus auf ihrem Sockel steht. Diese Frau kann nichts mehr erschüttern, seit sie zwecks Prüfung ehelicher Treue ohne Zögern über glühendes Eisen ging. Sie lächelt so schön, dass man Mona Lisa dagegen glatt vergessen kann.

Infos zu Bamberg

Anreise
Mit der Bahn in 3 bis 3,5 Stunden mit Umsteigen in Nürnberg oder Würzburg. Mit dem Auto sind es rund 220 km von Stuttgart nach Bamberg auf der A 81.

Unterkunft
Hotel Nepomuk (4 Sterne), stilvoll-modernes Interieur in historischem Fachwerkbau mitten im Fluss, gute Küche im Restaurant Eckerts Wirtshaus, DZ ab 130 Euro, Frühstück ab ca. 5 Euro, www.hotel-nepomuk.de .

Hotel Molitor (3 Sterne), gemütliches, ebenfalls sehr zentrales Haus, DZ mit Frühstück ab 99 Euro, www.altstadthotel-molitor.de .

Hotel Weierich, (3 Sterne), ebenfalls in historischen Mauern und sehr zentral, auch Ferienwohnungen vorhanden, DZ mit Frühstück ab 79 Euro, www.hotel-weierich.de

Essen und Trinken
Bamberg hat neun Brauereien. Erleben sollte man das Ambräusianum und Schlenkerla sowie die Bierlokale am Stephans- und Kaulberg, www.bierstadt.de

Allgemeine Informationen
Pauschale: „Bamberger Leckerbissen“ = 2 Übernachtungen mit Frühstück, Drei-Gänge-Menü, Kostproben von Rauchbier, Hörnla, Leberkäs und Pralinen sowie Bamberg Card und Stadtführung pro Person ab 115 Euro pro Person, www.bamberg.info