Mit viel Glück und erst nach Verlängerung gewinnt der Stuttgarter Fußball-Bundesligist gegen den Zweitligisten Eintracht Braunschweig. Jetzt wartet Borussia Dortmund.

Stuttgart - Und dann darf Jürgen Kramny endlich erleichtert die Fäuste ballen. 123 Spielminuten sind vorüber, der Innenverteidiger Toni Sunjic hat den VfB kurz vor Schluss zu einem hart erkämpften 3:2-Sieg gegen Eintracht Braunschweig geköpft – und dem Interimstrainer damit im vierten Pflichtspiel den ersten Sieg beschert. „Da war alles drin, was so ein Pokalspiel zu bieten hat“, sagt Kramny, als der Einzug ins Viertelfinale feststeht. Dort empfängt der VfB Borussia Dortmund, den Tabellenzweiten der Bundesliga.

 

Mit dem Weiterkommen hat Kramny vor dem letzten Bundesligaspiel am Samstag gegen Wolfsburg seine Chancen vergrößert, zur Dauerlösung auf der VfB-Bank zu werden – das jedenfalls lässt der Manager Robin Dutt durchblicken: „Das war kein Spiel, das dem jetzigen Trainer geschadet hat.“ Allerdings war es auch kein Spiel, das auf die große Aufholjagd nach der Winterpause hoffen lässt. Denn der VfB bot gegen den Zweitligisten eine über weite Strecken schwache Vorstellung und benötigte neben der Verlängerung auch jede Menge Glück, um die drohende Blamage zu verhindern.

Das Toreschießen gegen den VfB ist noch immer leicht

Ausgiebig hatten sich die Stuttgarter auf das Spiel eingeschworen – und verschliefen die Anfangsphase dann trotzdem komplett. Im Stile einer Schülermannschaft ließ sich der VfB beim frühen 0:1 düpieren: Auf links wurde Filip Kostic ausgespielt, in der Mitte klebte der Torhüter Przemysław Tyton auf der Linie – Joseph Baffo bedankte sich und drückte den Ball über die Linie (6.). Es war das nächste Kapitel der unendlichen Geschichte: Toreschießen gegen den VfB, leicht gemacht.

Schlampig waren die Stuttgarter im Spielaufbau, zaghaft in den Zweikämpfen – und schafften es erst nach einer Viertelstunde, das Spiel in den Griff zu bekommen. Eine Standardsituation führte zum Ausgleich: Christian Gentner verlängerte den Eckball von Kostic auf Georg Niedermeier, der freistehend einköpfte (21.). Die große Gelegenheit, die Partie danach endgültig in die gewünschte Richtung zu lenken, blieb ungenutzt: Nachdem Timo Werner zu Fall gekommen war, scheiterte Alexandru Maxim beim anschließenden Elfmeter kläglich an Rafal Gikiewicz. Symptomatisch für die wieder einmal enttäuschende Leistung des rumänischen Spielmachers, dem auch diesmal die Präzision und Entschlossenheit fehlten.

Haarsträubende Ballverluste

Immerhin: zu Beginn der zweiten Hälfte erhöhte der VfB den Druck und kam zu Chancen. Einen Gentner-Kopfball lenkte Gikiewicz an den Pfosten (53.): und auch beim Versuch von Toni Sunjic nur ein Minute später war der starke Schlussmann zur Stelle. Doch war die Stuttgarter Drangperiode nur von kurzer Dauer. In der Folgezeit ließ der VfB auch körperlich nach und schaffte es nicht mehr, seine spielerische Überlegenheit zur Geltung zu bringen.

Im Gegenteil: mit haarsträubenden Ballverlusten luden den Stuttgarter den Gegner zum Kontern ein und offenbarten dabei Geschwindigkeitsdefizite auf den Außenverteidigerpositionen. Bewundernswert wieder einmal, wie unverdrossen der VfB-Anhang die Mannschaft trotzdem anfeuerte.

Eintracht-Trainer Lieberknecht ist empört

Zumindest die Fans hatten ihn verdient, den 2:1-Treffer, der in der Verlängerung folgte: Werner nutzte per Kopf die einzige Unachtsamkeit von Gikiewicz (99.). Fahrlässig vergab der VfB anschließend seine Konterchancen, kassierte durch Orhan Ademi (110.) den verdienten Ausgleich – und hatte großes Glück, dass es kurz darauf keinen Elfmeter gab, als Niedermeier den Torschützen im Strafraum von hinten umsäbelte. „Unfassbar, dass das nicht gepfiffen wurde“, sagte der Eintracht-Trainer Torsten Lieberknecht. Braunschweig schien in dieser Phase dem Siegtreffer näher – doch Toni Sunjic war es, der ihn nach dem letzten Eckball erzielte (118.).

Zum ersten Mal seit drei Jahren steht der VfB damit wieder im Viertelfinale des DFB-Pokals. Damals zogen die Stuttgarter sogar ins Endspiel ein. Einen erneuten Durchmarsch nach Berlin jedoch kann man sich nach dem Duselsieg gegen Braunschweig nur mit viel Fantasie vorstellen.