Bei der Diakonie Stetten hat sich Anfang des Jahres eine Zeitungsgruppe gegründet.

Weilimdorf - Mittwochabend, 19 Uhr: In einem Raum im Wohnheim der Diakonie Stetten liegen verschiedene Ausgaben der Stuttgarter Zeitung und der Stuttgarter Nachrichten auf dem Tisch. Sieben Bewohner der Einrichtung an der Solitudestraße 30 nehmen Platz. Seit Anfang des Jahres treffen sie sich einmal in der Woche, um über Neuigkeiten zu sprechen, die in der Welt passiert sind. „Die Nachrichten sind jeden Tag präsent, aber vielleicht versteht sie nicht gleich jeder. Deshalb setzen wir uns zusammen und reden darüber, was jeden gerade bewegt“, sagt Gabi Dieterich von der Diakonie Stetten. Sie leitet die Zeitungsgruppe.

 

Vergangene Woche habe man unter anderem über das Erdbeben in Nepal gesprochen. Aber auch der Streik der Lokführer beschäftigt die Bewohner der Weilimdorfer Einrichtung. „Das ist schlimm für die Berufspendler“, sagt Michael Hering. Er hoffe, dass es schnell zu einer Einigung zwischen Gewerkschaft und Deutscher Bahn komme. Marko Bofinger ist direkt vom Streik betroffen und ärgert sich, dass er nun immer zu spät zur Arbeit ins Feuerbacher WerkHaus des Bhz (ehemals Behindertenzentrum) komme. Er fahre mit dem Bus und der stehe nun im Stau, weil die Pendler aufs Auto umsteigen müssten. „Und eine FSJ’lerin kann gerade gar nicht kommen, weil sie so weit weg wohnt und keine Alternative zur Bahn hat“, ergänzt Dominik Straube.

Führung durch das Pressehaus war beeindruckend

Die Teilnehmer der Zeitungsgruppe sind größtenteils gut informiert. Bruno Kunert fängt beispielsweise schon morgens um 6 Uhr an, sich über die aktuellen Ereignisse schlau zu machen. Dazu nutzt er viele unterschiedliche Kanäle: das Fernsehen, die Zeitung, das Radio und Internet. Er berichtet von einer Wohnungsdurchsuche in Augsburg, von der Absage eines Radrennens in Frankfurt aufgrund von Terrorgefahr und von einem gefesselten Mädchen in einer Nürtinger Schule. Aber er kann sich auch noch an den Brand im Zuffenhäuser Hallenbad im Januar erinnern. Und daran, dass dort Kinder gezündelt haben.

Die Mitglieder der Zeitungsgruppe sind von den Medien und dem Beruf des Journalisten angetan. Sie haben viele Fragen, die ihnen zum größten Teil auch schon im April bei einer Führung durchs Pressehaus in Möhringen beantwortet wurden. Derzeit überlegen sie sich, ob sie vielleicht auch selbst immer mal wieder einen Artikel verfassen sollen – sei es über das eigene Sommerfest, über die Diakonie Stetten und die Menschen, die an der Solitudestraße 30 leben. „Wir wollen uns schon noch bekannter machen. Die Menschen sollen wissen, was das hier für ein Wohnheim ist“, sagt Michael Hering. „Sie sollen einfach mal reinschauen, damit sie mit Menschen mit Behinderung in Kontakt kommen. Es ist wichtig, dass sie wissen, wie wir leben.“ Das baue Vorurteile ab und fördere sicherlich das Miteinander.