Nicht nur die Nachbarn feiern mit den Bewohnern und Mitarbeitern der Diakonie Stetten. Beim Sommerfest hatten Freunde der Diakonie und Interessierte die Möglichkeit bei schönem Wetter zusammen zu feiern.

Weilimdorf - Es sei ihm wichtig, ein offenes Fest zu machen, zu dem auch die Nachbarn kommen, sagt Gisbert Stöppler. Er leitet die Wohnanlage der Diakonie Stetten an der Solitudestraße 30, wo am Samstag das Sommerfest gefeiert wurde. Aber nicht nur, um sich in die Nachbarschaft zu öffnen, sei das Fest wichtig: „Für viele Angehörige unserer Bewohner, die weiter weg wohnen, ist das eine gute Gelegenheit vorbeizukommen“, so Stöppler. Und außerdem bieten Festivitäten wie die Weihnachtsfeier, das Erntedank- oder eben das Sommerfest den Menschen mit Behinderung Orientierung im Jahreslauf, erklärt der Hausleiter.

 

Jeder soll seine eigenen Talente leben können

Insgesamt 43 Erwachsene leben in der Wohnanlage auf dem Grundstück der Villa Ellner. In der Villa selbst ist der Förder- und Beschäftigungsbereich (FuB) der Diakonie Stetten untergebracht. Dessen 22 Teilnehmer werden zum Teil vom Fahrdienst nach Bergheim gebracht, viele leben aber auch in der benachbarten Wohnanlage. „Wir halten die zwei Lebenswelten aber bewusst getrennt“, sagt die FuB-Leiterin Esther Wagner. In ihrem Bereich wird versucht, den Menschen die Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen, erklärt Wagner: „Wir möchten jedem Einzelnen die Chance geben, seine Möglichkeiten und Potenziale zu entfalten.“

Die Selbstbestimmung der behinderten Menschen ist auch dem Hausleiter der Wohnanlage ein wichtiges Anliegen. „Jahrelang stand die Fürsorge im Vordergrund und man hat die Menschen mit Behinderung mehr betreut als begleitet“, sagt Gisbert Stöppler. Um diesen alten Mief loszuwerden, müsse man sich immer wieder selbst in seiner Arbeit hinterfragen. In der Wohnanlage werde versucht, die Bewohner Schritt für Schritt auf ein möglichst selbstständiges Leben vorzubereiten. So gebe es beispielsweise das Angebot der ambulanten Betreuung in den eigenen vier Wänden. „Aber auch in der Wohnanlage haben wir ein ausdifferenziertes Wohnangebot“, sagt der Hausleiter. Neben klassischen Wohngruppen gebe es eine Wohngemeinschaft, Einzimmer-Appartements und eine Wohnung, in der ein Ehepaar lebt, das auf dem Weilimdorfer Standesamt geheiratet hat. Ganz so weit ist eine ehemalige Bewohnerin noch nicht – sie hat sich am Tag des Sommerfests verlobt. „Sie hat drei Jahre hier gelebt, sich bei uns stabilisiert und dann den nächsten Schritt gemacht“, erzählt Stöppler. Jetzt suche sie mit ihrem Verlobten eine gemeinsame Wohnung. Sie ist, wie einige ehemalige Bewohner, wegen des Sommerfests vorbeigekommen.

Ein Haus, das mittlerweile eine Bestimmung hat

Auch Frank Ellner hat einst hier gelebt, hier seine Kindheit verbracht – allerdings lange bevor die Diakonie Stetten an der Solitudestraße eingezogen ist: Seine Eltern hatten das ausgebombte Bergheimer Schlössle gekauft und dort eine Villa errichtet. Mittlerweile lebe er in Villingen-Schwenningen, aber er schaue öfters bei der Diakonie vorbei, wenn er in der Gegend sei, erzählt Frank Ellner: „Ich komme jetzt lieber her als früher. Jetzt hat das alles, das Haus und das ganze Grundstück, einen Sinn, eine Bestimmung, wie ich sie mir gewünscht habe.“ Ihm gefalle, dass das Gelände nicht mehr wie früher von einem hohen Zaun umgeben sei, sondern nun Raum biete für ein Projekt, das sich nicht von der Umgebung abschotte.

Diese Öffnung in die Gemeinde zeigt sich selbst bei der Verpflegung der Festgäste: Vor einigen Jahren hat Gisbert Stöppler auf dem Weilimdorfer Weihnachtsmarkt Armin Utzt, Walter Pflieger und das Ehepaar Ziegler kennengelernt, die dort über offenem Feuer Waffeln gebacken haben. „Er hat uns angesprochen und gefragt, ob wir das nicht auch auf dem Sommerfest machen wollen“, erzählt Sabine Ziegler. Seither bauen sie ihre Waffelöfen auch an der Solitudestraße auf, verkaufen Waffeln und spenden die Einnahmen der Wohnanlage. Und dafür fahren sie jedes Jahr extra von Nabern nach Stuttgart. Es sind also nicht nur die Angehörigen, die wegen des Sommerfests von weiter weg kommen.