Der Diakonieladen in Malmsheim hat sich zum kommunikativen Treffpunkt entwickelt.

Renningen - Großeinkauf zum Schnäppchenpreis: Hosen, T-Shirts, Schuhe – alles für 25 Euro. Und den Deutschkurs gibt es gratis dazu. „San-da-len“, spricht der ältere Herr an der Kasse langsam vor. Die zugewanderte Frau mit dem weißen Kopftuch tut sich schwer. „Das geht doch einfacher, auf Schwäbisch sagt man Schlabba!“, sagt Friedhelm Schneider, einer der Ehrenamtlichen im Malmsheimer Diakoniekontaktladen, und bringt alle zum Lachen. Zahlreiche Kunden tummeln sich zwischen Kleiderständern und prall gefüllten Regalen. Hinten werden Waren im Akkord ausgezeichnet, und draußen wartet das nächste Wägelchen mit Nachschub. Schon morgens herrscht viel Betrieb.

 

Den Second-Hand-Laden gibt es seit einem halben Jahr in der Merklinger Straße. Er wird vom Arbeitskreis Asyl in Renningen unter der Trägerschaft des evangelischen Diakonieverbands geführt, der auch in Leonberg ein Geschäft betreibt. Für ein kleines Entgelt gibt es gebrauchte Kleidung und Schuhe, Hausrat, Bücher, Dekoartikel, Spielwaren und Fahrräder. Möbel und Elektrogeräte werden nicht angeboten. „Die Spendenbereitschaft ist ungebrochen!“, sagt Leiterin Elke Haamann: „Es ist nicht lange her, da musste ich an die Eingangstür einen Zettel mit ‚Wir nehmen keine Ware mehr an!’ kleben.“ Der absolute Renner? Töpfe! „Davon können wir nicht genug bekommen“, sagt sie und lächelt.

Ramsch ist unerwünscht

Doch auch wenn alles andere genauso willkommen ist: Wer seinen lästigen Ramsch loswerden möchte, kann sich den Weg sparen. „Mit ungewaschener oder befleckter Kleidung können wir nichts anfangen“, stellt sie klar. Immerhin: Für die Altkleidersäcke gibt es einen kleinen Obolus. Rund 40 Ehrenamtliche aus dem Ort und der Umgebung sorgen für einen reibungslosen Ablauf in dem Laden, der an zwei Nachmittagen und einem Vormittag in der Woche sowie an jedem ersten und dritten Samstagvormittag geöffnet hat. „Wir sind gut aufgestellt“, sagt die Leiterin und erklärt: „Die einen sortieren lieber hinten die Ware, andere wiederum wollen in den Verkauf.“

Der Andrang ist nach wie vor groß – vor allem am Monatsanfang. „Da merkt man, dass Geld auf dem Konto eingegangen ist“, erzählt sie. Die Samstage seien umsatzschwach, aber dafür sei die Spendenabgabe hoch, weil dann die Berufstätigen kämen. Die Kundschaft ist gemischt. “Wir haben in etwa genauso viele Flüchtlinge wie auch Einheimische“, berichtet sie. Und das sei auch gut so. „Es war uns von Anfang an wichtig, dass alle Bedürftigen willkommen sind“, betont sie. Mit der Flüchtlingsunterkunft im Ort habe man befürchtet, dass nur die Neuankömmlinge den Weg in den Laden finden.

Auch die Sorge, dass man sich mit der Ladenfläche von mehr als 500 Quadratmetern zu viel zugemutet hat, war unbegründet. „Wir haben den Platz gut ausgenutzt“, sagt die Malmsheimerin, die sich seit drei Jahren beim AK Asyl einbringt und auch die Idee zum Laden hatte. Und Simone Zwicker, die Bezirksgeschäftsführerin des evangelischen Diakonieverbands im Landkreis Böblingen, meint: „Strom- und Heizkosten kann man nur schätzen, aber ich habe mit einer schwarzen Null am Jahresende kalkuliert.“ Dass man eingeschlagen hat, lag nicht zuletzt am Vermieter, der das Projekt unterstützenswert fand und bei der Miete entgegenkam.

Obacht vor Antiquitäten-Jägern

Jedes Stück im Laden bekommt seinen eigenen Preis – zur Orientierung dient eine Preisliste. „Wenn aber ein Kaffeeservice von Villeroy & Boch reinkommt, dann schauen wir im Internet nach“, sagt sie. Gerade Spenden wie diese ziehen ihr zufolge Antiquitäten-Jäger an, diese verkaufen die Ware weiter. Auch wenn dies den Zweck verfehle, so könne man nicht viel dagegen machen. Dass die Sachen verkauft und nicht gespendet werden, hat einen guten Grund. „Auch die Geflüchteten müssen lernen, dass sie nicht alles geschenkt bekommen“, sagt Haamann und spricht von einer größeren Wertschätzung. „Dann schmeißen sie die Sachen nicht gleich weg“, sagt sie.

Der Diakoniekontaktladen ist, wie schon der Name erahnen lässt, aber nicht nur ein Schnäppchen-Paradies. Die Ehrenamtlichen sprechen von einer „Begegnungsstätte“. „Wir haben Kunden, die jede Woche vorbeikommen, und sie sind dankbar, wenn man sich ein wenig Zeit für sie nimmt“, berichtet Lisbeth Händel, die mit ihrem Mann Reinhardt an der Kasse steht. Die beiden hören zu, wenn die Kunden ihr Herz ausschütten oder über Gott und die Welt plaudern. „Das ist doch auch für uns eine große Bereicherung!“, ergänzt Friedhelm Schneider, der auch liebend gerne Nachhilfe in Schwäbisch gibt.