Das Ehepaar Elisabeth und Rolf-Hermann Groß hat am Donnerstag vor 60 Jahren geheiratet. Das Paar wusste am Tag des Kennenlernens, dass sie füreinander geschaffen sind. Das war 1955.

Neuwirtshaus - Der Tag der diamantenen Hochzeit wirkt im Haus am Waldrand wie eine Idylle. Pünktlich erscheint die Sonne, die reifenden Trauben hängen satt von der Pergola, der Rundlauf um den Gartenteich plätschert munter vor sich hin. Und schon am frühen Morgen herrscht reges Treiben angesichts der mehr und mehr werdenden Gratulanten. „Heute ist Tag der offenen Tür“, scherzt Rolf-Hermann Groß aufgeräumt. Nachbarn, Freunde, zudem Dieter Reischl, der stellvertretende Bezirksvorsteher. Er gratuliert und überbringt die Glückwünsche des Stadtbezirkes, von Oberbürgermeister Fritz Kuhn sowie von Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der gute Wünsche zu einem Tag übermitteln lässt; „wie er nur wenigen Eheleuten vergönnt ist“. „Stimmt ja gar nicht, so wenige sind das gar nicht“, meint der Jubilar postwendend, der an diesem Morgen auch sonst nicht geizt mit flotten Sprüchen.

 

Dabei hatte er es gerade noch geschafft, war erst vorgestern mit seiner Frau von der letzten Tischtennis-Tour zurückgekehrt: als Sieger eines internationalen Seniorenturniers in Neustadt, als doppelter Zweiter von den Europameisterschaften in Finnland. Erste Plätze hat er in den vergangenen zehn Jahren eh in Serie gesammelt: von den Deutschen über die kontinentalen bis zu den Weltmeisterschaften. Seine Frau hat die Leidenschaft fürs Tischtennis „akzeptiert“, ist selbst aber lange lieber zum Kegeln gegangen.

Den will ich und sonst keinen

Der Jubelbräutigam ist Urschwabe, seine Frau waschechte Rheinländerin aus Bonn. Dort hatten sie sich auch kennengelernt, auf dem Bahnhof: „Wir sind ausgestiegen, haben uns angeschaut, und da war es passiert!“, erzählt der Ehemann, der seine Frau „noch immer liebt wie damals, vom Kopf bis zu den Füßen“. Elisabeth Groß bleibt das Gegenkompliment nicht schuldig: „Ich habe gewusst: Den will ich und sonst keinen. Ich habe es nie bereut.“ Sie haben zwei Jungs großgezogen und freuen sich nun an zwei Jungs als putzmuntere Enkel.

Dass ihre Ehe nicht nur so lange gehalten hat, sondern dass sie seit sechs Jahrzehnten glücklich miteinander sind, wie sie beide mit leuchtenden Augen bestätigen, dafür haben sie „ein einfaches Geheimnis: Alles miteinander machen“, sagt Elisabeth Groß. „Auch beim Geld. Wir hatten immer ein gemeinsames Konto“, ergänzt Rolf-Hermann Groß. Und wenn es vielleicht doch mal Differenzen gab: „Dann haben wir uns ausgesprochen, und damit war der Kittel geflickt“, erklärt er kurz und bündig.

Ja, wir hatten ein reiches Leben. Wir sind zufrieden.

Ein Ausdruck, der das Thema „Sprachbarriere“ nahelegt: „Ich habe die Schwaben immer gut verstanden. Andersrum war es schwieriger“, sagt Elisabeth Groß lachend, die gelernte Näherin, die unüberhörbar dem Rheinländischen die Treue hält. Schwäbisch gehe doch sicher auch! „Hajo, a bissle“, meint sie und schüttelt sich vor Lachen. Und die Differenz in den Mentalitäten zwischen der „rheinischen Frohnatur“ und dem maulfaulen Schwaben? „Das war nie ein Problem“, sagt Rolf-Hermann Groß, der gelernte Ofenbauer. Und weil er eh nie um eine Pointe verlegen zu sein scheint, fügt er hinzu: „Der Oine schwätzt, der Andre hält’s Maul. Dann klappt’s!“

Viel gemeinsame Zeit verbringen sie noch immer auf Tour „unterwegs beim Tischtennis“ – und danach erholen sie sich daheim in Neuwirtshaus auf dem Ruhebänkle im eigenen Garten. Immer wieder stehen sie eng zusammen, halten einander. Und so – im trauten Beieinander – sagt Ralf-Hermann Groß zum Abschied: „Ja, wir hatten ein reiches Leben. Wir sind zufrieden.“