Die Debatte über den richtigen Umgang von digitalen Medien im Unterricht prägt die Bildungsmesse Didacta in Stuttgart. Zum Familientag strömen zahntausende Besucher.

Stuttgart - „Heute sind viele Kinder da.“ Dieser Satz kam vielen Ausstellern am Samstag über die Lippen. Kein Wunder. War es doch von den Veranstaltern der Bildungsmesse Didacta genau so beabsichtigt, am Wochenende nicht nur das an den anderen Tagen dominierende Fachpublikum in die Messehallen auf den Fildern zu locken. Der als Familientag propagierte Samstag stand unter dem Motto „Abenteuer Bildung“.

 

Trotz Kindergarten oder Schule ist für Wassilios Fthenakis, den Präsidenten des Didacta-Verbandes, „die Familie der wichtigste Bildungsort“. Die Forschung habe längst belegt, dass der Einfluss der Familie auf den Bildungs- und Berufserfolg der Kinder immens wäre. „Allerdings wird dies in den Diskussionen um bessere Bildungschancen immer noch nicht ausreichend gewürdigt“, kritisiert der Verbandschef.

Nicht so bei der Didacta. „Wir laden die Familien ein, um sich inspirieren zu lassen, wie Eltern gemeinsam mit ihren Kindern spannende Lerngelegenheiten schaffen und in ihren Alltag integrieren können“, rührte Fthenakis die Werbetrommel für den Samstag. Und viele folgten. In den Hallen schoben sich zeitweise die Massen wie bei einem Schlussverkaufstag auf der Königsstraße. „Heute ist noch viel mehr los als am Freitag. Neben dem Fachpublikum sind auch viele Privatleute, vorrangig Eltern mit ihren Kindern, zu Besuch“, beobachtete Mandy Staudigel vom Anbieter Wehrfritz. Der Spezialist für Ausstattung von sozialen Einrichtungen hatte sich, wie manche andere große Aussteller auch, ein Sonderprogramm für den Familientag einfallen lassen. Beim Bildungsparcours am Wehrfritz-Stand waren beim Turmbau und beim Torschützenkönig handwerkliche Geschicklichkeit, beim Geschichtenschreiben Kreativität und beim Punktemachen schnelle Auffassungsgabe gefragt.

Familientag erinnert an Spielemesse

Gerade in der Halle 3 („Frühe Bildung“) erinnerte der Familientag an die Spielemesse im November. Was ja kein Widerspruch ist: Spielend lernen, Lernen durch Spielen gilt ja gerade bei den Kleinen als Erfolgsformel. Der Unterschied zwischen beiden Messen wird oft nur im Detail ersichtlich. „Wir kommen mit einem anderen Sortiment zur Didacta als zur Spielemesse“, sagt Wolfgang Wichmann vom Fürther Unternehmen Noris-Spiele. So fand man an diesem Stand weniger taktisch-strategische Spiele, der Schwerpunkt lag auf der pädagogisch wertvollen Betätigung.

Abseits des kindlichen Gewusels in Halle 3, der Sonderschau „Lernen zum Anfassen“ in Halle 5, der Mitmachaktion „Try five! – Fünf Sinne für Deine Zukunft“ in Halle 6 und den Gesundheitsthemen in Halle 8 herrschte in Halle 4 Spannung. Hier wurden die Sieger des bundesweiten Wettbewerbs „Digital Youngsters“ ermittelt. Ein Jahr lang hatten junge Fachkräfte unterschiedlichster Betriebe an Zukunftskonzepten zum Thema „Wandel von Arbeits- und Unternehmensstrukturen durch Digitalisierung“ gearbeitet. Der Veranstalter WorldSkills Germany lud jene fünf Teams nach Stuttgart ein, die nach Auffassung einer Jury die besten Ideen und Präsentationen zum Arbeitsplatz der Zukunft entwickelt hatten. Der Hauptpreis, mit 600 Euro entlohnt, ging an das fünfköpfige Auszubildendenteam der Esslinger Festo AG. „Das ist kein Spleen, sondern wird in den nächsten fünf bis zehn Jahren Realität im Betrieb“, loben Ausbilder Konrad Bayer und Ausbildungsleiter Stefan Dietl die Arbeit ihrer Schützlinge. Deren Wort wird demnächst auch an höherer Stelle gehört. Die Wettbewerbsbesten folgen am 6. Juni einer Einladung von Bundeswirtschaftsministerin Zypries nach Berlin zu einer Zukunftsdebatte um die Digitalisierung.