Die Einstellung der Produktion von 500-Euro-Noten hat die Diskussion um ein Ende des Bargelds neu belebt. Die Europäische Zentralbank hält den Schritt dagegen für ein Mittel im Kampf gegen Geldwäsche.

Frankfurt - Die Europäische Zentralbank hat die stufenweise Abschaffung der 500-Euro-Banknote bis Ende 2018 beschlossen. Viele Kritiker befürchten, dass dies das Ende des Bargelds überhaupt bedeutet, die Währungshüter dagegen sehen den Schritt als Teil des Kampfes gegen Terrorfinanzierung und Geldwäsche.

 
Warum fällt der Abschied gerade den Deutschen so schwer?
„Es wäre aus meiner Sicht fatal, wenn in der Öffentlichkeit der Eindruck entstünde, die Diskussion um Bargeldobergrenzen und die Abschaffung des 500-Euro-Scheins stellten Schritte hin zu einer allgemeinen Abschaffung des Bargelds dar“, betont Bundesbank-Präsident Jens Weidmann. Gerade in Deutschland seien Schein und Münze sehr beliebt. „Wir wollen den Bürgern die Zahlungsart ermöglichen, die sie sich wünschen.“ Für Bargeld spreche, dass es „entgegen mancher Vorurteile keine besonders teure Zahlungsart“ sei, argumentiert Weidmann.
Ist das der erste Schritt zur Abschaffung des Bargeldes?
Die EZB sagt dazu klar nein: „Wer nun glaubt, dass die Eurozone sich vom Bargeld verabschiedet, irrt“, betont Yves Mersch, Mitglied des Direktoriums der EZB, in einem Gastbeitrag bei „Spiegel Online“. Uwe Fröhlich, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken, widerspricht. Die EZB mache weitere Schritte zur Bargeldbegrenzung salonfähig. „Beschränkungen der Bargeldverwendung sind ein erheblicher Eingriff in die Freiheitsrechte der Bürger“, sagt er. Gerade in Zeiten eines zunehmenden Unverständnisses gegenüber der europäischen Geldpolitik sei der Schritt „sachlich nicht nachvollziehbar und ungeschickt“.
Warum wird über eine mögliche Abschaffung des Bargelds diskutiert?
Diese Vermutung hängt mit der Geldpolitik der EZB zusammen. Inzwischen müssen Institute, die Geld über Nacht bei der Notenbank parken, darauf einen Strafzins von 0,4 Prozent zahlen. Die Kosten könnten die Banken an ihre Kunden weitergeben. Sparer müssten dann dafür bezahlen, dass sie Geld auf ihrem Konto haben. Als Alternative könnten sie sich das Guthaben bar auszahlen lassen und in den Tresor legen – das kostet keine Strafzinsen. Ohne Bargeld wäre das nicht mehr möglich.
Werden die 500-Euro-Noten ihren Wert verlieren?
Nein. Entschieden ist nur, dass der Neudruck der größten Euro-Banknote eingestellt wird. Die 500-Euro-Noten bleiben gesetzliches Zahlungsmittel. Geschäfte müssen die Scheine also theoretisch weiterhin akzeptieren, auch wenn dies heute schon nicht überall, etwa an Tankstellen oder in Restaurants, der Fall ist. „Der 500-Euro-Schein wird, wie andere Stückelungen der Eurobanknoten, immer seinen Wert behalten und kann für einen unbegrenzten Zeitraum bei den nationalen Banken des Eurosystems umgetauscht werden“, heißt es in einer Mitteilung der EZB. In Deutschland wäre somit ein unbefristeter Umtausch bei den Filialen der Bundesbank möglich. Selbst alte D-Mark-Bestände können noch immer getauscht werden.
Wie viele 500-Euro-Scheine gibt es?
Derzeit sind etwa 594 Millionen Stück im Umlauf. Das entspricht zwar nur 3,2 Prozent aller Euro-Banknoten. Allerdings steht der 500er mit gut 297 Milliarden Euro für fast 28 Prozent des Wertes aller Euro-Geldscheine.
Wie werden die 500-Euro-Scheine aus dem Verkehr gezogen?
Laut dem Beschluss der EZB wird lediglich die Ausgabe des 500ers Ende des Jahres 2018 eingestellt. Scheine, die danach bei einer Bank abgegeben werden, kommen nicht zurück in den Umlauf. Als Ersatz müssen die Notenbanken der Euroländer, wie die Deutsche Bundesbank, zusätzliche Scheine geringeren Wertes drucken – vor allem 50er, 100er und 200er. Der Druck kostet etwa neun Cent pro Stück. Deshalb schätzt die Bundesbank die Kosten auf 500 Millionen Euro.
Warum wird der 500-Euro-Schein abgeschafft?
EZB-Präsident Mario Draghi hat mehrfach darauf hingewiesen, dass die Banknote mehr als andere Stückelungen für kriminelle Zwecke genutzt werde und ein „Instrument für illegale Aktivitäten“ sei. Jens Weidmann, Präsident der Deutschen Bundesbank, sieht das aber anders. Er zweifelt daran, dass illegale Handlungen unterbunden werden, nur weil es keine großen Banknoten mehr gibt oder eine Obergrenze für Bargeld geschaffen wird. Geldwäsche laufe längst überwiegend bargeldlos über Scheinfirmen, meinen die Kritiker.
Was macht den 500er für Kriminelle so attraktiv?
Je größer der aufgedruckte Wert einer Banknote, desto einfacher lässt sich diese für solche Geschäfte in großem Stil verwenden. Immerhin wiegt eine Million Euro in 500er Scheinen nur etwa 2,2 Kilogramm. Dieselbe Summe in 50er-Scheinen bringt es auf 22 Kilo – und lässt sich schon allein aufgrund des Volumens deutlich weniger unauffällig transportieren.