Die Band Status Quo will nach 2016 nicht mehr elektrisch touren. Aber was heißt das nun eigentlich?

Stuttgart - Einerseits ist das, was die seit einem halben Jahrhundert vergnügt durch die Lande tourende britische Band Status Quo am Montag auf ihrer Website verkündet hat, ein gewiefter Marketing-Schachzug. Andererseits ein Kulturschock: „Status Quo geben bekannt, dass ihre 2016er-Konzerte ihre allerletzte vollwertige elektrische Tournee sein werden“, steht da neben dem Bild zweier E-Gitarren, die fotogen entsorgt an der Wand lehnen.

 

Nun ist es aber so: Status Quo ohne elektrische Gitarren, das ist wie ZZ Top ohne Bart, wie AC/DC ohne Schuluniform, wie ein Bob-Dylan-Konzert ohne einen einzigen Ton von der Mundharmonika, wie BAP auf Hochdeutsch oder Kiss ohne Schminke (was es übrigens zeitweise tatsächlich gab, war musikalisch gar nicht uninteressant, aber halt kein ordentliches Spektakel). Sprich, Status Quo ohne E-Gitarren, das ist dauerhaft kaum vorstellbar.

Wahrscheinlich deshalb erweckt die Deutsche Presseagentur (dpa) am Ende ihrer diesbezüglichen Meldung den Eindruck, dass die Verabschiedung von den E-Gitarren das Ende von Status Quo bedeute: „Ohne E-Gitarren sei es aber keine echte Status-Quo-Show, daher wolle man nicht weitermachen“, übersetzt und verdichtet die dpa die Worte des Gitarristen Rick Parfitt (67) aus dem Englischen. Tatsächlich sagt Parfitt, dass das Status-Quo-typische Energielevel mittlerweile schwer zu halten sei. Deswegen sei mit elektrischen Tourneen bald Schluss, betont Parfitt neben dem Foto der weggeräumten E-Gitarren. Und sein Gitarren-Kompagnon Francis Rossi (66) unterstreicht: „Wir werden niemals wieder mit dem elektrischen Set touren.“ Rossi sagt aber auch: „Da kommt noch was von uns in den nächsten Jahren.“

Was zum Festhalten

Rossi und Parfitt, das sind zwei nette Herren im Renteneintrittsalter, die in den letzten Jahrzehnten an ihrem Sound ebenso wenig geändert haben wie an ihren Frisuren. Wer Boogie-Rock grundsätzlich nicht leiden kann, könnte auf die Idee kommen, bei „Rockin’ all over the World“, „Whatever you want“, „What you’re proposing“ und all den anderen Krachern der Band handle es sich in Wirklichkeit um einen einzigen Song, dem alljährlich ein paar Textvarianten angedeihen. Wer Status Quo nicht mag, der jubelte am Montag womöglich vorschnell: „Endlich Ruhe!“

Andererseits gibt es Gründe, die Band, deren Name Programm geworden ist, zu mögen: In einer Welt, in der nicht mal mehr in Japan die lebenslange Jobgarantie gilt, in der der Volkswagen-Konzern als Trickser-Klitsche rüberkommt und John Grisham nach zwanzig Romanen plötzlich ein Sachbuch schreibt, ist es nicht schlecht zu wissen, dass es auch was Beständiges gibt, was Zuverlässiges, was zum Festhalten.

Unser persönlicher Tipp deshalb (ganz ohne Insider-Infos): 2017 geht Status Quo mit Westernklampfen auf Unplugged-Tournee (die Platte dazu, „Stripped bare“, gibt’s seit 2014). 2018 aber packt die Band die E-Gitarren wieder in die Reisekoffer und zelebriert ein elektrifiziertes Comeback. Das wäre kein ganz so großes Ding wie die Wiedervereinigung von Axl Rose und Slash bei Guns N’ Roses. Aber wie das so ist bei Abschieden und Comebacks (siehe Tina Turner, Take That, Spice Girls, a-ha etc.): Ein Aufmerksamkeitsplus ist Status Quo sicher. Warum nicht? Wir gönnen’s der Band.