Die Bürgerinitiative Heslach im Blick prüft die Barrierefreiheit im Stadtteil – und weist Defizite nach. Im ersten Schritt haben die Projektteilnehmer dem Bezirksbeirat Süd nun fünf Orte vorgeschlagen, an denen etwas getan werden muss.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Süd - Hohe Bordsteinkanten, zu kurze Ampelschaltungen und Sitzbänke ohne Rückenlehnen sind Hürden für Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. „Aber jede Generation sollte sich in unserem Stadtbezirk so bewegen können, dass sie sich wohlfühlt“, sagte der Bezirksvorsteher Rupert Kellermann in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats Süd. Die Arbeitsgruppe Öffentlicher Raum des Wohn- und Quartiersprojekts Heslach im Blick habe sich deshalb im Stadtbezirk auf die Suche nach Orten gemacht, die noch nicht vollständig barrierefrei sind. Fünf Stellen hat die Arbeitsgruppe, der auch Kellermann angehört, nun vorgeschlagen. Der Bezirksbeirat befürwortete diese Liste einstimmig. Im nächsten Schritt soll die Verwaltung die Vorschläge nun prüfen.

 

Fünf Orte hat die Initiative ausfindig gemacht

Als ersten Punkt auf ihrer Liste hat die Gruppe die Taubenstaffel in Heslach. Rund 350 Treppenstufen hat die Staffel, die von der Böblinger Straße über die Gebelsberger- und Wannenstraße hinauf zur Hohentwielstraße führt. Von der Böblinger Straße rund 50 Treppenstufen entfernt befindet sich eine zweite Häuserreihe. „Die Menschen können nicht mit dem Auto vor die Tür fahren“, erklärte Kellermann im Bezirksbeirat. Deshalb wünsche man sich dort wenigstens Führungsschienen für Kinderwagen. Kellermann hat dies bereits mit dem Tiefbauamt besprochen. Die Antwort war abschlägig: Die Staffel sei zu steil. Der Bezirksvorsteher hat sich deshalb in Stuttgart nach einem vergleichbaren Beispiel umgesehen. „Bei der Lorenzstaffel bin ich fündig geworden. Die ist auch herrlich steil“, sagte Kellermann.

Zweitens sei die Arbeitsgruppe rund um das Generationenhaus Heslach mit mehreren Rollstuhlfahrern einige Strecken abgefahren wie zum Beispiel zum Marienhospital oder zur Post in der Adlerstraße. „Wir sind typische Wege gegangen, die diese Menschen in ihrem normalen Alltag bewältigen“, sagte Kellermann. Vor allem habe es die Arbeitsgruppe vermieden, den jeweiligen Weg dieser Menschen zu beurteilen. Das Ergebnis: An vielen Stellen seien die Bordsteinkanten für Rollstuhlfahrer definitiv zu hoch.

Drittens brauchten ältere Menschen auf ihrem Weg zwischendurch Pausen. Deshalb stünden Sitzbänke für den Stadtbezirk auf der Liste. So gebe es zwar am Südheimer Platz einige Bänke, jedoch seien diese ohne Lehne. „Das hat für ältere Menschen keinen Sinn“, fand Kellermann. Rund 30 fragliche Standorte hat das Projektteam gefunden. Nun soll das Garten-, Forst- und Friedhofsamt die Orte und die Kosten prüfen. Das Projektteam hofft auch auf Spenden der ansässigen Unternehmen.

Ein weiteres Problem für die Bewohner des Generationenhauses und das vierte auf der Liste des Projektteams ist die Erreichbarkeit der nächst gelegenen Bushaltestelle. Einfacher wäre es für stark gehbehinderte Menschen, wenn sie direkt vor der Tür einsteigen könnten. Dort befindet sich aber bisher die Endhaltestelle und damit nur der Ausstieg der Haltestelle Erwin-Schoettle-Platz. Der Einstieg liegt auf der anderen Seite der Kreuzung, parallel zum Erwin-Schoettle-Platz. Dort startet die Buslinie 42 in Richtung Schlossplatz über den Stuttgarter Westen. Um dies zu ändern, müssten die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) den Einstieg auf der Seite des Generationenhauses Heslach genehmigen.

Die Ampel am Erwin-Schoettle-Platz ist allgemein schwierig

Als letzten Punkt hat Kellermann die Ampelschaltung an der Schickhardt- und Böblinger Straße auf der Liste. „Das ist allgemein eine schwierige Ampel“, sagte er. So würden Rollstuhlfahrer bemängeln, dass sie es nicht innerhalb der Grünphase auf die andere Seite schafften. Auch die Wartezeiten zwischen den Grünphasen seien für die Fußgänger sehr lang. Zwischen Erwin-Schoettle-Platz und dem gegenüberliegenden Dönerladen befinde sich zudem eine Verkehrsinsel. Die Grünphasen dieser beiden Ampeln seien nicht aufeinander abgestimmt. „Sie müssten gleichzeitig grün sein“, sagte Kellermann.