Ein Gutachten zeigt, dass sich ein Container-Terminal in Plochingen lohnen wurde. Die Landesregierung unterstützt den Plan.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Plochingen - Der Hafendirektor Eberhard Weiß und der Plochinger Bürgermeister Frank Buß haben ein hohes Interesse, ein Container-Terminal im Plochinger Hafen zu bauen. Bislang werden dort meist Massengüter umgeschlagen: Kohle, Schrott, Dünger und Getreide. Übersee-Container wurden bisher nicht verladen. Das soll sich ändern.

 

Der Heilbronner Professor Tobias Bernecker hat gestern in einem ausführlichen Gutachten dargelegt, dass sich ein Terminal in Plochingen lohnen würde, selbst wenn man das Wachstum im Güterverkehr ziemlich konservativ schätzen würde. Das Terminal würde sich selbst dann rechnen, wenn nur die 105 Meter Schiffe in den Hafen einliefen. Nach dem Ausbau der Schleusen könnten jedoch sogar 135 Meter Schiffe bis Plochingen fahren.

Für das Terminal braucht der Hafen allerdings einen zusätzlichen Schiffsliegeplatz und eine Fläche von rund 20 000 Quadratmeter. Das hört sich viel an – und ist auch viel. Um die 200 auf 200 Meter aus dem vollbelegten Hafen zu schneiden, sieht der Hafendirektor Eberhard Weiß zwei Möglichkeiten: entweder auf dem Gelände einer großen Firma oder auf dem Sicherheitsbecken, das dann zugeschüttet werden müsste.

Aus nautischer Sicht wäre letzteres kein Problem. Das Sicherheitsbecken ist damals angelegt worden, damit die Neckarkähne vor Hochwasser oder Niedrigwasser flüchten konnten. Heutige Schiffe kommen ohne Becken damit klar.

Der Plochinger Bürgermeister Frank Buß und die Hafengesellschaft nehmen gerade viel Geld in die Hand, um den Ausbau prüfen zu lassen. 200 000 Euro kostet ein Gutachten, das über die Zukunft des Hafens entscheidet.

Wichtig ist Eberhard Weiß, dass keine Konkurrenz zum Stuttgarter Hafen besteht. Im Gegenteil, der Plochinger Hafen würde die Überkapazitäten von Stuttgart aufnehmen. „Wir bezeichnen den Plochinger Hafen spielerisch als ,Hafen Stuttgart Ost‘, und den Stuttgarter Hafen als ,Plochingen West‘.“

Der Besuch des grünen Landtagsabgeordneten Andreas Schwarz zusammen mit dem verkehrspolitischen Ausschuss seiner Fraktion im Neckarhafen war der Grund für die Präsentation des Gutachtens. Andreas Schwarz brachte den Willen der Regierung zum Ausdruck, den Gütertransport auf das Wasser zu verlagern. Genauso will es auch der Plochinger Bürgermeister, denn weniger Güter auf der Straße bedeutet weniger Lärm für die Stadt. Dabei wünscht sich die Stadt die Unterstützung der Landesregierung. Mit der Hafengesellschaft und den Firmen will Buß selbst verhandeln. Er braucht aber Rückenwind, wenn es um die Fördertöpfe des Landes, des Bundes und der EU geht. Beim Bau eines Terminals wären diese Finanzträger im wahrsten Sinne des Wortes mit im Boot.

Der Hafen in Plochingen ist etwa halb so groß wie der Stuttgarter, vom Schiffsaufkommen jedoch in etwa gleich groß. Plochingen wurde 1968 so verkehrsgünstig gebaut, dass man gleich drei Bahnstrecken damit bedienen kann: nach Stuttgart, nach Ulm und nach Tübingen. Mit dem Lastwagen sind es nur ein paar hundert Meter zur B 10. Wohngebiete werden von der Lastwagentrasse nicht durchschnitten.