Die Buga GmbH muss für ein Grundstück im Neckarbogen einen neuen Investor suchen – und zwar schnell.Sonst ist der Zeitrahmen bis zur Eröffnung zur Bundesgartenschau nicht mehr zu halten.

Heilbronn - An Ideen für die geplante Stadtausstellung in Heilbronn hat es nie gemangelt. 43 Investoren hatten sich mit 85 Entwürfen beworben, zum Zuge gekommen sind 14. Die Baugruppe Apollo 19 etwa plant ein sechsgeschossiges Holz-Hybrid-Haus, bei dem die Fassade Teil des Energiekonzepts ist. Der Entwurf des Mannheimer Architekturbüros Motorlab ist der erste, der seit Kurzem auch eine Baugenehmigung vorweisen kann. Für die anderen der insgesamt 22 Grundstücke im Neckarbogen steht das Plazet der Baubehörden noch aus.

 

Dabei ist der Zeitplan eng, die Anforderungen sind hoch. Bis Mitte dieses Jahres müssen die Bauarbeiter anrücken, wenn das neue Stadtviertel wie geplant bis Herbst 2018 bezugsfertig sein soll. Ein potenzieller Investor streicht nun die Segel. Nun muss es schnell gehen. Denn die Stadtausstellung ist ein zentrales Element der Bundesgartenschau 2019.

Die Investorengemeinschaft um das Heilbronner Architekturbüro Mattes Riglewski hat das Grundstück H 3 zurückgegeben. Einer von vier Mitgeldgeber war aus dem Projekt ausgestiegen. „Das Loch in der Finanzierung ließ sich nicht mehr stopfen“, sagt der Architekt Franz Josef Mattes.

Der Gruppe ging offenbar aber nicht nur das Geld aus, sondern auch die Zeit. Die Investorengemeinschaft plante das sogenannte Grüne Eck, einen fünf- bis sechsgeschossigen Bau mit begrünter Fassade. In den ersten zwei Stockwerken wollte das Architekturbüro einziehen, das unter anderem die VIP-Lounge der Münchner Allianz-Arena entworfen hat. Darüber waren großzügige Wohnungen geplant.

Das Besondere: Für den Bau sollte Infraleichtbeton verwendet werden. Dieser Baustoff ist wesentlich leichter als herkömmlicher Beton, besteht aus Zement, Blähtonperlen, Blähglasperlen sowie Recyclingglas-Granulat und hat wärmedämmende Eigenschaften. Das Problem: Der Baustoff hat noch keine Zulassung. Bisher sind damit kleinere Häuser gebaut worden, aber noch keine mehrgeschossigen Bauten.

Mattes spricht aber auch von einem „schwierigen Kaufvertrag“, den die Bundesgartenschau Heilbronn 2019 GmbH (Buga) den Investoren im Dezember präsentiert habe. So hätte das Vertragswerk das Altlastenrisiko einseitig den Käufern aufgebürdet. „Wir sind begeistert gestartet. Aber das hat uns gewaltig den Schwung genommen“, sagt er.

Die Buga schreibt das 350 Quadratmeter großes Areal im sogenannten Neckarbogen neu aus. Bedauerlich sei der Rückzug, sagt der Buga-Geschäftsführer Hanspeter Faas. „Wir haben versucht, Kompromisse aufzuzeigen“, um die Geldprobleme zu lösen: etwa indem sich die Baugruppe von dem sehr teuren Infraleichtbeton als Material verabschiede. Nun sucht die Buga nach Alternativen. Interessenten, davon ist Faas überzeugt, gibt es genug. Schon in vier bis sechs Wochen könne ein neuer Investor feststehen. Das muss er auch. Denn die Bundesgartenschau ist nicht mehr weit.

Heilbronn betritt 2019 Neuland: Ein Wohnquartier für mindestens 3000 Menschen aus dem Boden zu stampfen und zum Ausstellungsort zu machen, das ist bisher noch keinem Gartenschau-Veranstalter eingefallen. Damit wie geplant im Herbst 2018 die Quartierbewohner einziehen können, muss es bald losgehen. Von 25 Bauanträgen sind bislang 19 gestellt.

Die Investorengemeinschaft für das Grüne Eck ist nicht die erste, die vorzeitig aufgibt. Schon fünf andere hatten ihre Grundstücke zurückgegeben, für alle haben sich aber auch bisher andere Investoren gefunden. Zweimal ist die kommunale Wohnbautochter, die Stadtsiedlung, in die Bresche gesprungen. So baut die Stadtsiedlung statt der Wüstenrot Haus- und Städtebau GmbH (WHS) das als Leuchtturmprojekt gefeierte, neungeschossige Holz-Hybrid-Hochhaus am Eingang zur Stadtausstellung. Statt Eigentumswohnungen werden nun Mietwohnungen gebaut. Damit steigt der Anteil an Mietwohnungen im Neckarbogen nach Angaben der Bundesgartenschau auf 38 Prozent.