Die Göppinger Kreissparkasse nimmt rund 20 Millionen Euro in die Hand, um auch die Nachbarschaft ihrer Zentrale aufzuwerten. Zwischen der Gartenstraße und der Geislinger Straße sollen Geschäftsflächen, Büros und Eigentumswohnungen entstehen.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Göppingen - Der Göppinger Bahnhof und dessen gesamtes Umfeld, in jüngster Zeit von den kommunalpolitisch Verantwortlichen oft als „Südliches Tor zur Stadt“ bezeichnet, haben eine Aufwertung dringend nötig. Darin sind sich nicht nur die Stadtverwaltung und der Gemeinderat einig. Mit der Sanierung und der Erweiterung ihrer Hauptstelle hat die Kreissparkasse einen wichtigen und wohl auch entscheidenden Anfang gemacht. Die Stadt selbst will nun den Bahnhofsvorplatz autofrei machen und die bisher dort parkenden Autos in den Untergrund verbannen.

 

Zudem wird die Villa Gutmann saniert und, wenn’s vollends klappt, wird direkt dahinter ein zweites Rathaus gebaut. Doch auch die Kreissparkasse nimmt, mittels ihrer Gesellschaft Fachpartner Gewerbe-Immobilien (FGI) nochmals rund 20 Millionen Euro in die Hand, um in ihrer östlichen Nachbarschaft ein „Zentrum Untere Marktstraße“ (ZUM) zu entwickeln. Im Frühjahr 2017 soll zwischen der Geislinger Straße und der Gartenstraße der Startschuss fallen. Vier Gebäude, in denen jetzt noch die Gaststätte „Express“, die Bäckerei „Cleverle“, der Carisatt-Laden und das Spielwarengeschäft Elser untergebracht sind, gehören der Gesellschaft bereits.

Neubau soll kein „Fremdkörper“ werden

Eine Grundfläche von 1500 Quadratmetern kann damit neu bebaut werden. In vier Geschossen, plus einer Dachgalerie-Ebene, sollen Geschäfte, Büros und nicht zuletzt Eigentumswohnungen Platz finden. „Der städtebauliche Zustand hier in unserer direkten Nachbarschaft, der dieser an sich hochattraktiven Lage nicht angemessen ist, ist uns ein Dorn im Auge“, nennt der Göppinger Sparkassen-Chef Hariolf Teufel den Grund für das Engagement. Zwei kleine Stacheln werden indes bleiben. Sowohl die Eigentümer des Spielcenters „Grünes Haus“ wie auch die Besitzer des Eckgebäudes daneben, in dem einst das Café Schwarz untergebracht war, wollten – zumindest bis jetzt – nicht verkaufen.

Für den FGI-Geschäftsführer Tobias Kocherscheidt ist das jedoch kein Beinbruch: „Wenn noch weitere Flächen folgen, wäre das schön. Aber wir können auch so gut anfangen.“ Noch weiter in Richtung Osten wolle man sich ohnehin nicht ausdehnen, fügt er hinzu. „Dort können bei Bedarf ja auch andere Investoren einsteigen“, erklärt Kocherscheidt. Dass das Vorhaben in enger Abstimmung mit der Stadt erfolgt sei, unterstreicht der Göppinger Baubürgermeister Helmut Renftle. „Wir sind sehr froh, dass die Kreissparkasse diese Investition vornimmt und zwar in einer Form, die keinen Fremdkörper zum weiter vorhandenen Bestand darstellt“, sagt er. Dass sich die Ausführung an der Umgebungsbebauung mit ihren ausdifferenzierten Fassaden orientieren werde, sei deshalb auch im Gestaltungsbeirat ausdrücklich begrüßt worden, ergänzt Renftle.

Von der Bahn selbst gibt es noch keine Zusage

Wie das Projekt letztlich umgesetzt werden kann, soll sich bis zum September zeigen. Die ZUM-Projektgesellschaft hat sechs namhafte Architektenbüros zu einer sogenannten Planungskonkurrenz eingeladen. So sehr Hariolf Teufel auch bedauert, „dass eine Sanierung der allesamt alten Gebäude wirtschaftlich nicht darstellbar ist“, so zuversichtlich ist er, „dass die Ausführung in der angedachten Form hinzubekommen ist“. Die Stadt will ihrerseits aufs Gas treten. Noch vor der Sommerpause solle die Bebauungsplanänderung erfolgen.

Vorsichtig positive Nachrichten hat Helmut Renftle derweil für einen der seitherigen Nutzer parat. Als die Planungen vor einiger Zeit bekannt geworden sind, sah sich der Carisatt-Laden zunächst einer ungewissen Zukunft gegenüber. Zwar wollte der Baubürgermeister noch keinen endgültigen Vollzug melden, weil noch einige Probleme zu lösen seien. „Aber wir sind ganz aktuell an einer Lösung an einem womöglich sogar besser geeigneten Standort in der Stadt dran“, versicherte er.

In einem weiteren Punkt hat die Verwaltung ebenfalls schon Signale erhalten, dass ein prägendes Gebäude im Bahnhofsviertel saniert werden soll. Das Geislinger Albwerk, dem die frühere Hauptpost inzwischen gehört, möchte dort in absehbarer Zeit die ersten Schritte tun. Bleibt noch der Bahnhof, bei dem ein Facelifting mehr als angebracht wäre. Hier setzen alle Beteiligten auf das Prinzip Hoffnung: „Die Bahn weiß über alle unsere Schritte Bescheid. Eine Zusage, dass sie auch etwas unternehmen möchte, gibt es aber noch nicht“, betont Renftle. Gut möglich also, dass die Pforte zum „Südliches Tor zur Stadt“ erst ganz zum Schluss zum Zug kommt.

Baustellen noch und noch

Die südliche Göppinger Innenstadt wird in den nächsten Jahren zur Großbaustelle. Läuft alles wie geplant, wird neben dem „Zentrum Untere Markstraße“ auch das nahegelegene Apostel-Areal umgestaltet. Außerdem soll der benachbarte Bahnhofsvorplatz autofrei und darunter eine Tiefgarage angelegt werden. Stimmt der Gemeinderat vollends zu, entsteht obendrein in direkter Verlängerung des Bahnhofs das „Rathaus II“. Und dann ist da noch, nur einen Steinwurf entfernt, die Bleichstraße, wo es bekanntermaßen mit dem Bau der neuen Einkaufszentrums losgehen soll.

Baubürgermeister Helmut Renftle ist sich bewusst, dass sich der bereits vorhandene Flaschenhals für den Verkehr in diesem Bereich durch die Baumaßnahmen weiter verschließen wird. An einem Logistikkonzept für den Baustellenverkehr sowie an Lösungen für den Individual- und den öffentlichen Personennahverkehr werde bereits gearbeitet, betont er. „Gewisse Einschränkungen werden allerdings nicht ausbleiben“, fügt Renftle hinzu.