Zahlreiche Kunden erhalten zurzeit von ihren Strom-Anbietern unerfreuliche Post. Mit einem Wechsel kann man seinem Lieferanten die Rote Karte zeigen – bis zu 200 Euro lassen sich bei einem größeren Verbrauch sparen.

Stuttgart - Alle Jahre wieder“ – dieses alte Weihnachtslied wird momentan naturgemäß oft gesungen, und es mag auch so manchem einfallen, der in diesen Tagen Post von seinem Stromversorger öffnet und darin die Ankündigung einer Preiserhöhung findet. Die einzigen Maßnahmen, die man gegen einen zu deutlichen Kostenanstieg ergreifen kann – so betonen auch das Bundeskartellamt und die Bundesnetzagentur immer wieder – , sind, den Verbrauch zu senken und den Anbieter zu wechseln. Rund 40 Prozent der deutschen Haushalte, haben dabei ein ganz erhebliches Sparpotenzial, denn so hoch ist etwa noch der Anteil von Privatkunden, die noch einen Stromvertrag nach dem Grundversorgungstarif besitzen, haben die beiden Behörden ausgerechnet. Dieser Tarif – bei der EnBW heißt er Komfort – ist besonders teuer. Aber auch für alle anderen bringt ein Versorgerwechsel oft bessere Konditionen. Alternativen gibt es genug: Im Durchschnitt kann ein Haushaltskunde zwischen 65 Anbietern wählen, heißt es im diesjährigen Monitoringbericht Strom und Gas.

 

Auch der Grundversorger selbst bietet in der Regel günstigere Tarife. Das zeigt sich eindrücklich bei unserem nebenstehenden Strompreisvergleich, in dem die EnBW bei einem Jahresverbrauch von 4000 Kilowattstunden sowohl den ersten als auch den letzten Platz belegt – die Differenz beträgt satte 200 Euro. Allerdings bekommt diese Konditionen nur, wer den Vertrag bis zum 31. Januar abschließt: Zum 1. Februar erhöht die EnBW ihre Preise – bei 1500 Kilowattstunden Abnahmemenge steigt die Jahresrechnung in beiden Tarifen um 44 Euro, bei 4000 Kilowattstunden um 118 Euro.

Zum ersten Mal haben wir unseren Vergleich übrigens auf Stuttgart beschränkt, denn es hat sich gezeigt, dass immer mehr Versorger ihre Preise nach Netz- oder gar nach Postleitzahlgebieten differenzieren. Insofern ist unser Strompreisvergleich exemplarisch und zeigt vor allem das Sparpotenzial auf, das ein Anbieterwechsel mit sich bringt. Wir haben die Tarife in der letzten Novemberwoche abgefragt und um den Preisstand zum 1. Januar gebeten. Fragwürdige und von Verbraucherschützern immer wieder kritisierte Vorauskasseangebote haben wir nicht berücksichtigt.

Billigste Anbieter werden oft schlecht bewertet

Wer den allerbilligsten Anbieter sucht, sollte sich im Internet informieren. Portale wie Toptarif, Verivox, oder Check24 bilden das aktuelle Angebot postleitzahlengenau ab. Dort belegen in der Regel Anbieter wie Stromio oder Almado die ersten Plätze – sie sind unschlagbar billig, werden aber oft in den Foren der Portale schlecht bewertet, beispielsweise, weil bei etlichen Kunden schon nach wenigen Wochen eine saftige Preiserhöhung ins Haus flatterte. An einer Teilnahme am StZ-Preisvergleich hatten beide kein Interesse. Zumindest zwei Anbieter (die Stadtwerke Flensburg und Mark-E), die an unserem Vergleich teilgenommen haben, betonen übrigens, dass sie ihre Preise in der Regel monatlich an die Kosten anpassen – verantwortlich dafür machen sie vor allem häufig schwankende Netzentgelte und damit regulierte Preisbestandteile.

Bemerkenswert ist auch der Bonuswahn, der offenbar von etlichen Versorgern Besitz ergriffen hat: Stromio beispielsweise gewährt bis zu 25 Prozent der Kosten im ersten Jahr als Wechselrabatt: Das sind bei einer Abnahmemenge von 4000 Kilowattstunden (wenn sie tatsächlich erreicht wird) fast 300 Euro. In unserem Vergleich liegt der höchste angebotene Wechselbonus bei insgesamt 190 Euro und stammt von Gazprom Energy, einem Unternehmen, das sich ohne Berücksichtigung des Bonus nicht platziert hat – rechnet man den Preisnachlass ein, rangiert Gazprom bei 1500 Kilowattstunden Verbrauch mit 321,80 Euro auf dem zweiten und bei 4000 Kilowattstunden mit 996,80 Euro auf dem vierten Platz. 130 Euro dieses Bonus gibt es allerdings erst nach einem Jahr Treue. Satte 170 Euro Rabatt gewährt Eprimo und belegt inklusive Boni bei beiden Verbrauchsmengen mit 289,99 Euro beziehungsweise 923,24 Euro den ersten Platz. Ohne Boni taucht auch Eprimo, ein seit Jahren etablierter Anbieter, nicht unter den günstigsten zehn Versorgern auf. Wer bei seiner Entscheidung Boni mitberücksichtigt, muss vor allem darauf schauen, unter welchen Bedingungen die Rabatte gewährt werden, und er muss sich vor allem auf eines einstellen: den Anbieter nach der Mindestlaufzeit erneut zu wechseln, weil im zweiten Jahr der Rabatt wegfällt – und nicht selten eine Preiserhöhung ins Haus flattert.

Völlig aus der Mode gekommen ist übrigens eine Garantie auf den Gesamtpreis. Höhere Steuern oder Abgaben geben die Versorger in aller Regel völlig selbstverständlich an den Verbraucher weiter. Seinem Missmut darüber kann man Ausdruck verleihen: Bei Preiserhöhungen gilt immer ein außerordentliches Kündigungsrecht.

Die günstigsten Stromtarife gibt es hier zum Download als Pdf-Dokument.