Von Freitag bis Sonntag trifft sich die Hochsprungelite in Eberstadt bei Heilbronn. „Wir haben das beste Männerfeld, das jemals am Start war“, sagt Meeting-Direktor Peter Schramm, womit selbst ein Weltrekord nicht ausgeschlossen scheint.

Eberstadt - Zwei Weltrekorde beim weltbesten Hochsprungmeeting in Eberstadt – das waren die Höhepunkte in der 35-jährigen Geschichte des Meetings in den Weinbergen bei Heilbronn. 1980 sprang der Pole Jacek Wszola mit 2,35 Meter Weltrekord. 1984 näherte sich der Chinese Zhu Jianhua mit 2,39 Meter erstmals der Schwelle zu den 2,40 Meter. „Diese Werbung kann man nicht bezahlen“, unterstrich Eberstadts Bürgermeister Gerhard Schumann, dass diese Weltrekorde nicht nur historische Bedeutung für die Leichtathletik hatte. Sie machten das Weindorf zum Mekka des Hochsprungs.

 

Der Kubaner Javier Sotomayor durchbrach die Schallmauer: mit 2,45 Meter stellte er 1993 im spanischen Salamanca den bis heute gültigen Weltrekord auf. „Ich bin am Ziel meiner Träume sagte „Soto“, nachdem er anschließend in Stuttgart neben dem Olympiasieg 1992 in Barcelona einen seiner insgesamt sechs Weltmeistertitel gewonnen hatte. Mit 21 Sprüngen über 2,40 Meter und 230 Sprüngen über 2,30 Meter ist Javier Sotomayor zum König der Lüfte geworden.

„2,46 oder 2,48 Meter hätte ich mir zugetraut“, sagte die „Katze von Limonar“ beim Karriereende 2001, „2,50 Meter im Hochsprung sind die Herausforderung für die nächste Generation“. Doch Sotomayor hatte die Messlatte für seine Nachfolger bisher zu hoch gelegt. „Es herrscht Stillstand im Hochsprung“, erklärte der Kubaner bei einem Besuch zuletzt in Eberstadt. In der Tat: 21 Jahre ist sein Weltrekord nun alt. Doch seit dieser Saison gibt es Anzeichen für eine neue Ära im Hochsprung.

In Szene kommt Bewegung

Mit dem Weltmeister Bogdan Bondarenko (Ukraine) und Hallen-Weltmeister Mutaz Essa Barshim (Katar) klopfen zwei Youngster ans Tor zum Hochsprunghimmel. In New York floppten die beiden im hochklassigsten Duell der Geschichte 2,42 Meter und versuchten sich danach aussichtsreich an 2,46 Meter. „Ich bin ein wenig nervös“, kommentierte Sotomayor das Ereignis, „es ist das erste Mal, dass ich Springer mit Fähigkeiten sehe, meinen Rekord zu schlagen.“ Inzwischen haben sich Bondarenko und Barshim mehrfach am Weltrekord versucht – es ist viel Bewegung gekommen in die Szene.

Rekorde, Medaillen und Siege sind Segen und Fluch zugleich. Grenzen verschieben – wohin und womit? Immer stellt sich die Frage nach möglichen Hilfsmitteln. Auch Sotomayor kassierte zum Ende seiner Karriere eine Dopingsperre wegen Kokain- und Nandrolonmissbrauchs. Ob im Sprint, den Würfen oder den Sprüngen: an der menschlichen Leistungsgrenze entscheiden Winzigkeiten.

Hochsprung – das ist der menschliche Kampf gegen die Erdanziehung. Ein Wechsel auf den Mond käme einem Quantensprung des Hochsprung-Weltrekords gleich. Weil die Mondanziehung nur ein Sechstel so groß ist wie auf der Erde, läge der Weltrekord knapp unter der 15 Meter-Marke. Hüpfende Astronauten nach der ersten Mondlandung 1969 haben diese ungeahnten Möglichkeiten angedeutet.

Weltrekord in Eberstadt?

Die 35. Auflage des Hochsprungmeetings in Eberstadt findet aber wie immer auf dem Kleinspielfeld in den Weinbergen statt: Freitag um 17 Uhr Männer; Sonntag um 13,30 Uhr Frauen. Mit dem Olympiasieger Ivan Ukhov (Russland), Vize-Europameister Andre Protsenko (Ukraine), Derek Drouin (Kanada), Alexej Dmitrik (Russland) und Hallen-Weltmeister Mutaz Essa Barshim (Katar) stehen gleich fünf 2,40- Meter-Hochspringer in der Eberstädter Startliste. „Wir haben das beste Männerfeld, das jemals in Eberstadt am Start war“, sagt der Meetingdirektor Peter Schramm.

Der Start des Welt- und Europameisters Bogdan Bondarenko (Ukraine) ist aus finanziellen Gründen nicht machbar. Die Forderungen des 24-Jährigen (25 000 Dollar ohne Prämien) übersteigen die Möglichkeiten des Weindorfs. Dennoch stellt man sich dort die Frage: Weltrekord in Eberstadt?