Die Stuttgarter Kickers steuern in der dritten Liga auf Aufstiegskurs, das fordert auch Opfer: Vor allem die Ersatzspieler kommen nur schwer zum Zug.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Der Wade von Enzo Marchese sei Dank. Weil der Kapitän der Stuttgarter Kickers vergangenen Samstag aufgrund seiner latenten Verletzung, die vom Rücken her ausstrahlt, bei Fortuna Köln zur Pause ausgewechselt worden ist, schlug die Stunde von Bentley Baxter Bahn, der zu seinem ersten Einsatz bei seinem neuen Verein kam. In der Winterpause war der Offensivspieler vom FC St. Pauli gekommen, um hier in der dritten Fußballliga endlich mehr Spielpraxis zu bekommen. Doch daraus wurde in den ersten drei Partien des neuen Jahres nichts, stattdessen war Geduld gefragt. Und Bankdrücken.

 

Das ist nicht immer leicht für die Spieler – und der Trainer weiß das. „Ich spreche mit ihnen und hoffe, dass sie die Situation verstehen“, sagt Horst Steffen, der am Dienstag 46 Jahre alt geworden ist. „Bis jetzt habe ich das Gefühl, dass sie das tun. Aber je länger diese Phase dauert, desto schwieriger wird das natürlich.“ So gesehen kam eine Verletzung wie vergangenen Samstag da vielleicht gar nicht so ungelegen – zumal bei einer beruhigenden 2:0-Führung. Auf jeden Fall kam damit Bahn zu seinem Debüt bei den Blauen, nachdem prinzipiell das 4-3-3-System fest verankert ist – und sich dort mithin die Mittelfeldachse Halimi-Marchese-Braun bewährt hat. Gleiches gilt inzwischen für die Abwehrkette mit Fabio Leutenecker, Hendrik Starostzik, Marc Stein und Fabian Baumgärtel, da bleibt für die Reservisten wie Nick Fennell nur die Bank oder sogar der Platz auf der Tribüne, wie zuletzt bei Fabian Gerster der Fall. Da ist es auch nur ein schwacher Trost, dass der Trainer versichert: „Sie bekommen von mir ihre Wertschätzung. Ich weiß, dass ich Fabian jederzeit bringen kann.“

Zumindest im hinteren Bereich sind die Spieler fast gesetzt

An Fennell wiederum schätzt Horst Steffen zwar dessen Wert in der Spieleröffnung, hat aber auch die unnötigen Fouls und Gelben Karten aus der Vorrunde nicht vergessen, als der Gegenspieler manchmal einen Tick schneller war – ganz eklatant geschehen bei der Derbyniederlage gegen den VfB Stuttgart II. Seither ist Fennell draußen. Und reinzukommen ist dann schwer – zumal in der Phase des Erfolges: von den letzten zwölf Punktspielen haben die Kickers nur eines verloren, das gegen den den Spitzenreiter Arminia Bielefeld.

Zumindest im hinteren Bereich sind die Spieler fast gesetzt, vorne gelten andere Gesetze, denn da baut der Trainer – ganz seinem fußballerischen Naturell gehorchend – auf die geballte Offensive. Selbst auf der Ersatzbank. „Da habe ich schon gerne Alternativen.“ Und nicht die schlechtesten. Erst kam in Chemnitz Marco Calamita rein und traf, in Köln bekam nach langer Zeit Randy Edwini-Bonsu seine Chance von Beginn an – und traf ebenfalls.

In der Offensive ist und bleibt Bewegung

Insgesamt kämpfen damit sechs (mit dem Nachwuchsmann Andreas Ivan sogar sieben) Spieler um die drei Plätze, wobei Daniel Engelbrecht aktuell noch kein Kandidat für die Startformation ist. Und dann wartet im Hintergrund ja noch der etatmäßige Torjäger Elia Soriano auf seine Genesung von einem Kreuzbandriss – und eine Verlängerung seines zum Saisonende auslaufenden Vertrags. Zuletzt hat man gesehen, dass der zeitweise auch etwas Verschmähte dem Kickers-Angriffsspiel durchaus fehlt. In der Offensive ist und bleibt also Bewegung, der Rest muss warten. Damit das nicht in Langeweile ausartet, will Steffen noch ein paar zusätzliche Laufeinheiten für die Reservisten ansetzen. Er sagt: „Die Belastung im Spiel ist durch kein Training zu ersetzen.“

Und weil dem so ist, kommt der Rückserienstart der U 23 ganz gelegen. Beim 2:2 am Wochenende gegen Spielberg war in der Oberliga jedenfalls die geballte Drittligaprominenz vertreten. Der Ersatztorwart Mark Redl, Gerster und Fennell verstärkten die Defensive, Ivan 65 Minuten lang die Offensive, dazu gesellten sich noch Daniel Kaiser (zur Erinnerung: der hat in der Hinrunde in Erfurt ein schönes Freistoßtor erzielt) und Marco Gaiser, der während der langwierigen Marchese-Verletzung im vergangenen Herbst – etwas voreilig – schon als dessen Ersatz vorgesehen war.

Und jetzt? Ist Gaiser wieder dort, wo er vor der Saison herkam: in der zweiten Mannschaft, die als Auffangbecken dient. Fragt sich: Wie lange noch?