Die Städte und Gemeinden würden sich gern viel schneller gegen ein Jahrhunderthochwasser wappnen. Doch an vielen Stellen, wo eine Maßnahme geplant ist, grätscht den Überlegungen der Naturschutz dazwischen.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Plieningen - Hartmut Klein wäre gern schon um einiges weiter. Der Mitarbeiter des Tiefbauamts ist der Stuttgarter Mittelsmann im Zweckverband Hochwasserschutz Körsch. Die Landeshauptstadt hat sich mit Filderstadt, Leinfelden-Echterdingen, Ostfildern und Denkendorf in dem Gremium zusammengeschlossen, um sich gemeinsam gegen ein mögliches Jahrhunderthochwasser zu wappnen. Doch die Maßnahmen, die als Schutz für die Anrainer der Körsch geplant sind, kommen nur schleppend voran. „Es ist ein langwieriges Verfahren“, sagt der Tiefbauer Klein.

 

Stuttgart plant drei Becken

Gegen ein desaströses Hochwasser, wie es sich beispielsweise 2010 ereignet hatte, kann laut Klein zweierlei helfen: entweder ein Regenrückhaltebecken oder eine Staumauer. Worauf die Wahl fällt, hängt von den jeweiligen örtlichen Gegebenheiten ab. Gebaut sind bereits seit Längerem die Becken Erbgraben in Leinfelden sowie Rohrgraben in Scharnhausen. Die Stadt Stuttgart plant drei solcher Becken: zwei in Möhringen und eines in Plieningen.

Die Becken am Klärwerk Möhringen und am Sindelbach beim SSB-Zentrum seien inzwischen auf einem guten Weg, das Genehmigungsverfahren laufe, sagt Klein. Er rechnet aber nicht damit, dass die Bauarbeiten vor Mitte 2017 beginnen werden. In noch mehr Geduld muss sich Klein im Fall Plieningen üben. Dort war ein Becken beim Klärwerk vorgesehen. „Das ist derzeit zurückgestellt“, sagt er. Der Naturschutz, unter dem der Häslachwald steht, ist wohl nicht damit vereinbar.

Alternative in Plieningen

Es werde nun ein Alternativstandort in Plieningen geprüft, berichtet Hartmut Klein. Nämlich die Stelle, an der die Körsch die Filderhauptstraße unterquert. „Da sind die Chancen größer“; ob aus den Chancen je Tatsachen werden, kann er aber noch nicht abschätzen.

Ewig Zeit lassen können sich die Behörden nicht. „Wir sind schon in einer gewissen Zeitschiene“, sagt Klein. Knapp 70 Prozent der Kosten trägt das Land. Die Frist für die Zuschüsse endet allerdings 2019. Würde der Zweckverband bis dahin nicht entscheidend weiterkommen, könnte die Folge ein herber finanzieller Verlust sein. „Der Zweckverband ist deshalb natürlich schwer hinterher“, erklärt der Stuttgarter Abgesandte Klein.

Für das Jahr 2016 übernimmt die Stadt Stuttgart fast 430 000 Euro der Kosten, das entspricht knapp 40 Prozent. Für die Jahr 2017, 2018 und 2019 sind jeweils fast 590 000 Euro eingeplant.