Farbige Knalleffekte sind die Sache der Plieninger Künstlerin Sigita Laubengaier nicht. Was sie stattdessen macht, ist in der Galerie Zero Arts im Stuttgarter Osten zu sehen.

Plieningen/S-Ost - An den Wänden abstrakte Schwarz-Weiß-Bilder, in der Mitte des kleinen Raumes eine dunkle Holzskulptur, die Lagerfeueratmosphäre verbreitet. Farbige Knalleffekte sind die Sache der Plieninger Künstlerin Sigita Laubengaier nicht, und bei ihrer derzeitigen Ausstellung in der Galerie Zero Arts an der Stuttgarter Ostendstraße dominieren mehr denn je Schwarz und Weiß. Dennoch strahlen die Arbeiten eine gewisse Leuchtkraft aus.

 

In Kaunas geboren

„Meine Ausstellungen sehen jedes Mal anders aus“, erklärt Sigita Laubengaier. Die 1967 in Kaunas geborene Künstlerin, die ihre Kindheit im sowjetisch geprägten Litauen verbrachte, hat derzeit noch ihr Atelier an der Linkenstraße in Plieningen. Ende des Jahres aber wird sie einen Gewölbekeller in Hedelfingen umziehen. Zwei- bis dreimal im Jahr zeigt sie, die hauptberuflich als Übersetzerin arbeitet, in kleineren Stuttgarter Galerien ihre Arbeiten.

Ihre hier gezeigten Acrylbilder hat sie unter die Überschrift „Kopffrei“ gestellt. Was auf den ersten Blick als abstrakte Schwarz-Weiß-Malerei eingeordnet werden könnte, ist für die Künstlerin selbst durchaus farbig. „Jedes Schwarz ist ja ein Resultat von vielen Farben“, sagt Sigita Laubengaier, „doch beim Arbeiten denke ich nicht an das Resultat. Ich lasse die Gedanken schweifen“. So kam es zum Titel „Kopffrei“. Wer genauer hinsieht, kann vielleicht erahnen, was die Künstlerin bei der Arbeit gehört hat: die Rockband Rammstein, Musik von Karlheinz Stockhausen oder Lesungen Klaus Kinskis.

Die Holzskulptur „Gratisknochenarbeit“ entstand in zwei Jahren intensiver Arbeit mit der Bohrmaschine. Die Künstlerin bohrte viele kleine Löcher in Fundstücke aus verschiedenen Holzsorten. „Das ist ja weniger eine meditative Arbeit bei dem Lärm“, sagt sie, „aber es ging durchaus um geistige Entspannung“.

Befreiung oder Erfüllung

Eine Kindheitserinnerung liegt dieser Skulptur zugrunde: Als Acht- oder Neunjährige bekam sie von der Großmutter in Litauen den Auftrag, einen großen Johannisbeerbusch vollkommen leer zu pflücken. „Es durfte keine Beere dran bleiben“, erinnert sich Sigita Laubengaier an das Gefühl von Befreiung oder Erfüllung, als die Arbeit getan war. So ähnlich ging es ihr jetzt mit der Knochenarbeit. Bei zwei Holzstücken wurden die Löcher mit roter Farbe ausgemalt, so dass der Eindruck eines Lagerfeuers entsteht.

„Der glücklichste Moment war, als ich die fertigen Stücke mit einem Flammengerät geflammt habe“, erzählt Sigita Laubengaier. Im Atelier oder in der Galerie werden die Holzstücke immer wieder neu zusammengesetzt, und vermutlich wird die Künstlerin auch weiterhin daran arbeiten. Also ist „Gratisknochenarbeit“ nicht verkäuflich? „Nein“, sagt Sigita Laubengaier, „manchmal macht man im Leben etwas, das keinen Profit abwirft. Eine Arbeit, nur um die Arbeit zu machen“. Das Ergebnis findet sie selbst ambivalent. „Es ist mal ein heimeliges Lagerfeuer, aber es könnte auch etwas Bedrohliches wie Krieg oder die Überreste eines Feuers darstellen“, sagt sie.

Ihre Bilder aber sind zu kaufen. „Ich möchte den Markenwert meiner Kunst hinterfragen“, erklärt Sigita Laubengaier, warum bei der Ausstellung in der Galerie Zero Arts auch Dienstleistungen als Gegenwert akzeptiert werden: die Unterstützung bei der Gestaltung der Homepage beispielsweise oder tatkräftige Hilfe beim Renovieren.

Showdown

Die Ausstellung „Kopffrei und Gratisknochenarbeit“ von Sigita Laubengaier in der Galerie Zero Arts, Ostendstraße 16, ist noch bis zum 11. Dezember zu sehen. Geöffnet ist sie nach telefonischer Vereinbarung unter den Nummern 2 62 59 12, 0173/3 58 75 45 oder 0170/3 25 05 73. Der abschließende „Showdown“ am Freitag, 11. Dezember, beginnt um 20 Uhr.