Kultur: Ulla Hanselmann (uh)

Für ihn sei als Regisseur sofort offensichtlich gewesen, erzählt Schwochow, „dass dieser Stoff einen ganz großen, bunten, opulenten Spielplatz bietet, mit vielen unterschiedlichen Figuren und Welten, vom reichen Herrenhaus bis zum illegalen Rattenkampf in irgendeiner Spelunke. Daraus einen Zweiteiler zu bauen, war für mich eine spannende Herausforderung.“

 

Der Regisseur hat sich bisher vorzugsweise der deutschen Zeitgeschichte zugewandt und mit der Verfilmung von Uwe Tellkamps DDR-Saga „Der Turm“ oder der meisterhaften Grenzöffnungs-Tragikomödie „Bornholmer Straße“ Fernseh-Lorbeer verdient; beide Produktionen wurden mit dem Grimme-Preis prämiert. Mit dem Follett-Projekt die Möglichkeit zu haben, „nicht in Deutschland, sondern zu hundert Prozent in Irland mit einer internationalen Crew zu drehen“, habe ihn gereizt, sagt der 37-Jährige.

„Dieser Film ist für mich zum ersten Mal ein klares Bekenntnis zur Unterhaltung. Dennoch erzählt er eine Geschichte, die durch universelle Konflikte besticht, die uns heute noch vertraut sind: Inwieweit kann ich meine Herkunft verlassen, wann holt sie mich wieder ein? Diese Thematik macht die Figuren sehr modern“, so der Regisseur, der aus der Ludwigsburger Filmakademie hervorgegangen ist.

„Die Pfeiler der Macht“ zeichnen sich durch eine opulente, bis ins Detail stimmige Ausstattung aus, ebenso wie durch die authentische Darstellung der Milieus, bei der vor allem die exzellente Lichtführung auffällt, und eine ausnahmslos stark agierende Schauspielerriege aus; dabei überzeugen auch die jungen, unbekannten Gesichter wie etwa Daniel Sträßer oder Albrecht Abraham Schuch.

Drei Millimeter über der Realität

Bemerkenswert ist vor allem die Tonlage. Schwochows Inszenierung erhält durch eine verfremdende, augenzwinkernde Exaltiertheit eine eigene, frische Note: Der Auftritt der Bankdirektoren gerät so zur musicalhaften Choreografie; das Frust-Fressen von Hughs Cousine Clara (Maria Dragus), die mit Rollenzwängen hadert, wird karikierend überspitzt. Diese formale Haltung speist sich aus dem damaligen Zeitgeist, wie Schwochow erklärt: „Damals fing man ja an, zu posieren, die Selbstinszenierung kam in Mode. Ich habe versucht, das formal auf den Film zu übertragen. Das gibt ihm etwas Theatralisches, Überdrehtes: Buddenbrooks trifft auf Addams Family. Diese Schrägheit und Schrillheit habe ich versucht zu überhöhen, und zwar in allem, im Dekor, in der Farbigkeit, in der Art der Arrangements, die etwas sehr Gesetztes, Choreografiertes und dadurch Gemäldehaftes haben. Das reicht bis zur Spielweise der Schauspieler, die keine naturalistische ist. Sie haben ihre Figuren, deren Sehnsüchte und Konflikte sehr ernst genommen, spielen aber immer drei Millimeter über der Realität.“

Constantin Television und Network Movie, die auch schon 2009 Folletts „Eisfieber“ für das ZDF produzierten, haben das üppig ausstaffierte Historiendrama in Irland entstehen lassen, in Schlössern und Parks in der Nähe von Dublin. Trotz der internationalen Besetzung – Laura de Boer ist Niederländerin, Luca Marinelli Italiener – wurde auf Deutsch gedreht, lediglich der britische Hauptdarsteller Dominic Thorburn musste synchronisiert werden.

„Groß, bunt, opulent“

Für ihn sei als Regisseur sofort offensichtlich gewesen, erzählt Schwochow, „dass dieser Stoff einen ganz großen, bunten, opulenten Spielplatz bietet, mit vielen unterschiedlichen Figuren und Welten, vom reichen Herrenhaus bis zum illegalen Rattenkampf in irgendeiner Spelunke. Daraus einen Zweiteiler zu bauen, war für mich eine spannende Herausforderung.“

Der Regisseur hat sich bisher vorzugsweise der deutschen Zeitgeschichte zugewandt und mit der Verfilmung von Uwe Tellkamps DDR-Saga „Der Turm“ oder der meisterhaften Grenzöffnungs-Tragikomödie „Bornholmer Straße“ Fernseh-Lorbeer verdient; beide Produktionen wurden mit dem Grimme-Preis prämiert. Mit dem Follett-Projekt die Möglichkeit zu haben, „nicht in Deutschland, sondern zu hundert Prozent in Irland mit einer internationalen Crew zu drehen“, habe ihn gereizt, sagt der 37-Jährige.

„Dieser Film ist für mich zum ersten Mal ein klares Bekenntnis zur Unterhaltung. Dennoch erzählt er eine Geschichte, die durch universelle Konflikte besticht, die uns heute noch vertraut sind: Inwieweit kann ich meine Herkunft verlassen, wann holt sie mich wieder ein? Diese Thematik macht die Figuren sehr modern“, so der Regisseur, der aus der Ludwigsburger Filmakademie hervorgegangen ist.

„Die Pfeiler der Macht“ zeichnen sich durch eine opulente, bis ins Detail stimmige Ausstattung aus, ebenso wie durch die authentische Darstellung der Milieus, bei der vor allem die exzellente Lichtführung auffällt, und eine ausnahmslos stark agierende Schauspielerriege aus; dabei überzeugen auch die jungen, unbekannten Gesichter wie etwa Daniel Sträßer oder Albrecht Abraham Schuch.

Drei Millimeter über der Realität

Bemerkenswert ist vor allem die Tonlage. Schwochows Inszenierung erhält durch eine verfremdende, augenzwinkernde Exaltiertheit eine eigene, frische Note: Der Auftritt der Bankdirektoren gerät so zur musicalhaften Choreografie; das Frust-Fressen von Hughs Cousine Clara (Maria Dragus), die mit Rollenzwängen hadert, wird karikierend überspitzt. Diese formale Haltung speist sich aus dem damaligen Zeitgeist, wie Schwochow erklärt: „Damals fing man ja an, zu posieren, die Selbstinszenierung kam in Mode. Ich habe versucht, das formal auf den Film zu übertragen. Das gibt ihm etwas Theatralisches, Überdrehtes: Buddenbrooks trifft auf Addams Family. Diese Schrägheit und Schrillheit habe ich versucht zu überhöhen, und zwar in allem, im Dekor, in der Farbigkeit, in der Art der Arrangements, die etwas sehr Gesetztes, Choreografiertes und dadurch Gemäldehaftes haben. Das reicht bis zur Spielweise der Schauspieler, die keine naturalistische ist. Sie haben ihre Figuren, deren Sehnsüchte und Konflikte sehr ernst genommen, spielen aber immer drei Millimeter über der Realität.“

Regie und Buch halten diesen Ansatz allerdings nicht durch. Im zweiten Teil, in dem der zurückgekehrte, nunmehr mit der emanzipierten New Yorker Sängerin Nora (Yvonne Catterfeld) verheiratete Hugh Maisie als Sollys Ehefrau und Mutter eines Sohnes wiederfindet, verliert das Historiendrama viel von seiner anfänglichen Originalität und Keckheit. Da rückt das Melodram, die Dreiecks-Konstellation in den Vordergrund – und der große gesellschaftliche Bogen zerbröckelt.

Die von Siechtum und Hunger verdüsterten Londoner Elendsviertel kommen nur noch am Rande vor; auch das Thema der Repression der Frauen wirkt ausgereizt. Stattdessen ziehen sich Schwochow und Simon auf Ausstattungspracht, Liebes-Tragik und Nebenschauplätze wie etwa Mickeys – von Augusta angestiftete – Verführung von Edwards frommer Frau Florence, zurück. Schade, „Die Pfeiler der Macht“ werden so nur zum halben Genuss.