Während die Kanzlerin mit der Union weiter im Umfragehoch schwebt, kämpft SPD-Herausfoderer Schulz mit den Mühen der Ebene. Die Regierungskrise in Niedersachsen verschärft seine Lage. Er setzt die Hoffnung auf ein offenes Rennen dagegen – und eine Prise Gottvertrauen.

Politik/Baden-Württemberg : Bärbel Krauß (luß)

Berlin - Martin Schulz hat einen schweren Stand als Kanzlerkandidat der SPD. Während selbst die Auto- und Dieselkrise den Umfragewerten der in Südtirol urlaubenden Bundeskanzlerin anscheinend nichts anhaben kann, gerät die SPD jetzt auch noch durch die Regierungskrise in Niedersachsen weiter unter Druck. Das stufte jedenfalls jeder Zweite von 1007 Befragten (50,7 Prozent) so ein – in einer Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut Insa im Auftrag der „Bild“-Zeitung durchgeführt hat. Nur 22 Prozent gaben an, dass sie keine Folgen für den SPD-Bundestagswahlkampf erwarten.

 

Der SPD-Rückstand auf die Union ist unverändert hoch

Auch bei der Sonntagsfrage gab es für die SPD wenig Erfreuliches. Noch am Freitag sah das Emnid-Institut die Union bei 38 Prozent, während die SPD mit ihrem Merkel-Herausforderer Martin Schulz auf 23 Prozent gesunken war. Das ist exakt der Wert, den die SPD im Januar erreichte, als der damalige Parteichef und jetzige Außenminister Sigmar Gabriel sich entschloss, Schulz die Kanzlerkandidatur zu überlassen.

Seit Anfang August schwankt der Rückstand der SPD auf die Union zwischen zwölf und 18 Prozent. Immerhin einen Mini-Aufwärtstrend hält die neue Insa-Umfrage für die SPD bereit. Während sich die Union mit 37 Prozent stabil hielt, konnten die Sozialdemokraten in der Sonntagsfrage von 24,5 auf 25 Prozent zulegen.

Schulz gibt die Wahl noch nicht verloren

FDP-Chef Christian Lindner verleitete der Blick auf die Umfragewerte schon zu der Prognose, dass Angela Merkel Kanzlerin bleiben werde. Bei einem Medienforum in Berlin dagegen bemühte sich Martin Schulz, den Meinungsumfragen eine andere Botschaft abzugewinnen. „Die überwiegende Mehrheit der Menschen hält die Wahl für offen“, sagte er bei einer Veranstaltung des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“. Dass 40 Prozent der befragten Bürger angebe, sie hätten sich noch nicht entschieden, gebe ihm Zuversicht.

Von der gleichen Veranstaltung wurde eine Meldung verbreitet, wonach Schulz auch im Fall einer Niederlage bei der Bundestagswahl im September SPD-Vorsitzender bleiben wolle. „Ich werde mich auf dem nächsten Parteitag natürlich um eine Wiederwahl bewerben“. Die SPD könne „längere Rhythmen“ in der Amtszeit ihrer Vorsitzenden ganz gut gebrauchen. „Es wäre doch unlogisch, dieses Mandat nicht anzunehmen“, so Schulz. Das nährte Spekulationen, dass der Kanzlerkandidat sich mit einer Niederlage schon abgefunden habe.

Ins Korn geworfen hat der SPD-Herausforderer die Flinte jedoch noch nicht. Die Frage, ob er den Amtseid als Bundeskanzler mit dem Zusatz „so wahr mir Gott helfe“ ablegen werde, ließ er offen. Aber immerhin gehe der Fragesteller davon aus, dass er der nächste Bundeskanzler sei.