Auf Antrag der Grünen wird an drei Standorten der Stadt die Luftqualität untersucht. Natürlich genau dort, wo am meisten Autos unterwegs sind. Es handelt sich um die erste Messaktion seit zehn Jahren.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Böblingen - Seit zehn Jahren wird die Böblinger Luft nicht mehr auf Schadstoffe hin untersucht: Nun hängen an drei Standorten Messbecher an Laternenpfählen, die dem Stickoxid auf der Spur sind. Frank Bader beschreibt sie als „größere Senfgläser“. Dem Bauamtsleiter vom Böblinger Rathaus zufolge ist der Aufbau für die Schadstoffmessung seit Sonntag komplett. Bei den Plastikdosen handelt es sich um Passivsammler. Sie sind mit Messröhrchen ausgestattet, die Stickoxid aufnehmen. Drei Monate lang wird die Untersuchung erst einmal dauern. Sie geht auf einen Antrag von Stefan Belz zurück. Der Stadtrat von der Fraktion Grüne/Bündnis 90 hatte bemängelt, dass in Böblingen Gleichgültigkeit gegenüber der Luftqualität herrsche – und eine Schadstoffmessung gefordert. Weil die dauerhafte Installation einer Messanlage teuer gekommen wäre, reduzierte er seinen Wunsch auf eine einmalige Messung.

 

Die Messaktion kostet 4000 Euro

Sein im Dezember bei den Haushaltsberatungen gestellter Antrag erhielt eine mehrheitliche Zustimmung. Rund 4000 Euro lässt sich die Verwaltung die Untersuchung kosten. Beauftragt wurde damit das Institut für Feuerungs- und Kraftwerkstechnik der Universität Stuttgart. Ulrich Vogt, der Leiter der Abteilung Reinhaltung der Luft, ist dafür verantwortlich. Nach 14 Tagen an der Böblinger luft landen die sechs Messröhrchen in seinem Labor. Dort wird dann die durchschnittliche Stickoxidkonzentration für diese Zeit berechnet. Spitzenwerte für bestimmte Tageszeiten lassen sich damit nicht ermitteln. Das Verfahren ist von der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LuBW) anerkannt.

Die Behörde zählt Böblingen allerdings nicht zu den Hot-Spots in Sachen Luftverschmutzung und hat deshalb ihre Anlage in der Stadt vor zehn Jahren abgebaut. Frank Bader geht auch nicht davon aus, dass momentan in Böblingen Grenzwerte überschritten werden. „Wir sind aufgrund der günstigen topografischen Gegebenheiten unauffällig“, vermutet er – im Gegensatz zu Stuttgart. In der Landeshauptstadt musste unter anderem wegen der Kessellage schon mehrfach Feinstaubalarm ausgelöst werden. In Böblingens Stadtmitte habe in den vergangene zehn Jahren die Verkehrsbelastung aber eher abgenommen. Bauliche Veränderungen gab es nicht und zusätzliche Industrie hat sich nicht angesiedelt.

Feineres Verfahren erst bei überhöhten Werten

„Es handelt sich im Prinzip um eine Vorprüfung“, erklärt Frank Bader die Messaktion. Wenn die Werte unterhalb des Grenzbereichs liegen, dann muss sie nicht fortgesetzt werden. Sollten Überschreitungen festgestellt werden, müsse ein feineres Messverfahren eingesetzt werden, erläutert der Bauamtsleiter. Zu den drei Standorten zählt der Elbenplatz. Ein Becher hängt an der Stadtgrabenstraße, wo sich oft Staus bilden. Zum Vergleich wurde ein weiterer am weniger belasteten Ufer des Unteren Sees angebracht. Nach dem selben System befinden sich am Postplatz ebenfalls zwei Messbecher. Außerdem wird die Luft im Stadtteil Dagersheim an der Kreuzung zwischen der Hauptstraße und der Aidlinger Straße untersucht. Bei Stefan Belz hatten sich immer wieder Bürger gemeldet, die sich wegen der Verkehrsbelastung an diesen Knotenpunkten beschwerten und sich über die Luftqualität Sorgen machen.