Die StZ ist zu Gast bei den Gorillas in der Wilhelma: Dieses Mal wird der Chef vorgestellt. Kibo ist ein moderner Patriarch und leidenschaftlicher Vater. Alles darf er sich im Käfig nicht erlauben, sonst steigen ihm seine Frauen aufs Dach.

Psychologie und Partnerschaft: Eva-Maria Manz (ema)

Stuttgart - Im Vergleich zu den Affenfrauen ist Kibo riesig, sein Hinterkopf ist lang, und sein Unterkiefer ragt markant hervor. Kibos Maul steht manchmal offen. Dann schaut er nicht besonders schlau aus. Doch mit erst 23 Jahren ist er ein kluger Herrscher über seinen Harem. Als Kibo 2001 vom Kölner Zoo nach Stuttgart kam, war er jünger als die meisten Damen in seiner Gruppe. Prompt wollten die ihn nicht akzeptieren. Vor allem die eigenwillige Undi stellte sich quer, wäre am liebsten selbst Chefin gewesen. Sie hustete ihn an, riss das Essen an sich, weigerte sich, dem Chef den Vortritt zu lassen. Aber Kibo war stärker. Er wiegt 160 Kilo, Undi nur 90.

 

Seine Macht setzt Kibo mit stoischer Gelassenheit durch. Wenn die Damen zanken, baut er sich stumm zwischen ihnen auf. Und dann ist Schluss. Mit Geschick und Charme konnte er die Damenwelt schließlich für sich einnehmen. Sein Auftreten ist deutlich weniger dominant als das anderer Silberrücken. Kibo scheint mit der Zeit zu gehen. Man könnte fast meinen, die patriarchale Lebensform interpretiere er relativ modern. Er ist ein leidenschaftlicher Vater und tobt gerne mit seinen Kindern Mawenzi, Kimbale und Milele durch das Affenhaus. Und Kibo hat einen Sinn für die kleinen Freuden des Alltags. Er lutscht oft genussvoll an einer Rosine. Manchmal bekommt er Lust, seine Macht zu zeigen. Dann erschreckt Kibo die Pfleger, hebt plötzlich seine langen schwarzen Arme zum Himmel, als wäre er King Kong.

Kibo ist ein Sicherheitsfanatiker

Doch so richtig ernst scheint er das nicht zu meinen – kurz darauf tapst er meist desinteressiert weg. Nur das Unbekannte verunsichert Kibo. Er ist ein Gewohnheitstier, ein Sicherheitsfanatiker. Als die Gorillas zum ersten Mal in ihr neues Außengehege durften, blieb Kibo drinnen. Er wartete ab, sah mit sorgenvollem Blick nach draußen. Am Ende war es dann Undi, die zuerst das Neuland erforschte.

Obwohl er der Chef ist, darf sich Kibo nicht alles leisten. Einmal hat er die Damen geärgert, hat sie immer wieder unsinnig angestupst. Da sind die Affenfrauen plötzlich wütend geworden, haben den verdutzten Kibo laut schreiend quer durch das Gehege gejagt.