Trotz aller Hiobsbotschaften: die Stuttgarter Staatstheater haben die Saison 2013/14 erfolgreich hinter sich gebracht. „Im Vergleich zum Vorjahr konnten alle Sparten die Besucherzahlen steigern“, sagt der Geschäftsführende Intendant Marc-Oliver Hendriks.

Stuttgart - Im Schatten von Hiobsbotschaften werden erfreuliche Nachrichten oft von einem unerfreulichen Schicksal heimgesucht. Sie werden in der Öffentlichkeit leicht übersehen und überhört, wie beispielsweise am vergangenen Montag im Stuttgarter Wissenschaftsministerium, wo der Staatstheater-Verwaltungsrat zusammengekommen war: Nachdem die Ministerin Theresia Bauer bekannt gegeben hatte, dass die Bühnentechnik im Schauspielhaus abermals saniert werden muss, gingen die frohen Botschaften beinahe unter. Neben der Vertragsverlängerung für den Geschäftsführenden Intendanten Marc-Oliver Hendriks (wie berichtet) ist das die Bilanz für die Saison 2013/14, die er dem Kontrollgremium präsentieren konnte. „Künstlerisch und finanziell haben wir ein erfolgreiches Jahr hinter uns“, sagte Bauer.

 

Wie die Bilanz im Einzelnen aussieht, erläutert Marc-Oliver Hendriks auf StZ-Anfrage: „Im Vergleich zur Vorjahressaison 2012/13 konnten alle drei Sparten die Besucherzahlen steigern.“ Die Oper verzeichnete demnach in der vergangenen Spielzeit rund 212 000 Besucher gegenüber 208 000 in der vorvergangenen. Das Ballett legte von 106 000 auf nunmehr 117 000 Gäste zu, wohingegen das Schauspiel – nun ja, da ist ein fairer Vergleich nicht möglich, weil in der Saison 2012/13 der Intendant Hasko Weber unter extrem erschwerten Bedingungen an Ausweichorten spielen musste. Aber die Zahlen, die sein Nachfolger Armin Petras aus dem Stand erreichte, sprechen für sich: Mit 145 000 Zuschauern knüpfte er nicht nur an das Niveau vor der Sanierung an, sondern legte sogar noch leicht zu, was zu einer Auslastung von 86 Prozent führte. Und worüber sich Hendriks und die Verwaltungsräte nicht minder freuten: das Staatstheater verdiente zuletzt so viel Geld wie nie zuvor. Betrugen die Kartenerlöse im Vorjahr 14,7 Millionen Euro, so belaufen sie sich jetzt auf die Rekordsumme von 16,7 Millionen, was einem Eigenanteil von mehr als 20 Prozent entspricht. Das ist, auch bundesweit gesehen, ein stolzes Ergebnis.

Seriöse Kostenrechnung oder bloße Kaffeesatzleserei?

Und die Prognosen für die laufende Saison? „Ich denke, dass wir die Zahlen im Großen und Ganzen halten werden“, sagt Hendriks, „mit leichten Abweichungen nach oben beim Ballett, etwas nach unten beim Schauspiel.“ Hier, im Sprechtheater, rechnet er mit einem Besucherrückgang um rund 10 000 auf dann 135 000 – was, wie wir hinzufügen, ein moderater Schwund wäre, wenn man die leeren Sitzreihen in doch nicht wenigen Schauspiel-Vorstellungen bedenkt. Hendriks aber hat dafür eine andere Erklärung: „In der aktuellen Saison haben wir die Aufführungsdichte geringfügig gelockert, um Schauspielern und Technikern die zur Sicherheit notwendigen Zeiträume zu ermöglichen. Wir können unsere Beschäftigten nicht dauerhaft einem Szenario der technischen Unzuverlässigkeit aussetzen“ – womit wir wieder bei der Hiobsbotschaft mit zickenden Seitenwagen und Hubpodien angelangt wären.

Die abermalige Ertüchtigung der Bühnentechnik soll schrittweise in Angriff genommen werden. Erst die Fehleridentifikation, danach der Anforderungskatalog und die Ausschreibung – und erst dann könne man seriös über Sanierungskosten reden, meint Hendriks, der die ins Spiel gebrachten vier bis fünf Millionen Euro für „bloße Kaffeesatzleserei“ hält. Vieles deute darauf hin, dass die Software der Bühnensteuerung ausgetauscht werden müsse, alles weitere müsse sich weisen. Aber an einem will der Geschäftsführer festhalten: „Die Zuschauer sollen von der Sanierung der Sanierung nach Möglichkeit nichts merken. Wenn die Bühnentechnik in der Sommerpause 2016 abschließend repariert wird, kommt es weder zu einer Schließzeit noch zu einer Spielzeit an Interimsorten. Der ganz große Sanierungsschrecken liegt sicherlich bereits hinter uns.“

Ein Besuchermagnet: Die Stuttgarter Staatstheater
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