Elisa Badenes, Erste Solistin des Stuttgarter Balletts, erhält am Samstag den Deutschen Tanzpreis „Zukunft“.

Kultur: Ulla Hanselmann (uh)

Stuttgart - Was für viele Menschen selbstverständlich ist, betrachtet Elisa Badenes als kostbares Geschenk: arbeitsfreie Samstage und Sonntage, denn die sind für Spitzentänzerinnen wie sie rar gesät. Ihr letztes freies Wochenende ist ihr besonders intensiv in Erinnerung, weil es sich direkt an eine denkwürdige Premiere anschloss: Nach dem Ballettabend „Strawinsky heute“, bei dem sie in Sidi Larbi Cherkaouis Choreografie „Der Feuervogel“ tanzte, ist sie mit zwei Freunden in Stuttgart in den TGV gestiegen – und nach Paris gefahren. Sie strahlt, wenn sie davon erzählt: „Das hat enorm gutgetan. Einfach mal abschalten und vergessen, dass man eine Ballerina ist! Und möglichst viel essen!“

 

Mit dem Trip in die französische Hauptstadt hat sich die Erste Solistin des Stuttgarter Balletts für zwei Monate harte Arbeit mit dem belgischen Star-Choreografen belohnt, einer Arbeit, die auch sie als erfahrene Tänzerin vor neue Herausforderungen stellte, wie sie erzählt: „Das war komplett anders als das, was wir gewohnt sind. Cherkaoui ging es darum, uns Tänzer, die wir ja lauter Individualisten sind, zu einer Einheit zu verschmelzen.“

Ehrung mit dem Deutschen Tanzpreis „Zukunft“

Cherkaoui setzt die Liste der namhaften zeitgenössischen Choreografen fort, mit denen sie bereits gearbeitet oder in deren Stücken sie getanzt hat: Wayne McGregor, Douglas Lee und William Forsythe etwa und natürlich die Stuttgarter Hauschoreografen: Demis Volpi kreierte für Elisa Badenes in seinem gefeierten Handlungsballett „Krabat“ die Rolle der Kantorka; Marco Goeckes choreografierte für sie in „Black Breath“. Mindestens genauso beachtlich ist ihr traditionelles Repertoire, zu dem die Cranko-Ballette „Schwanensee“, „Onegin“ oder „Romeo und Julia“ genauso zählen wie „Don Quijote“.

Ihre herausragenden Leistungen bescheren der 23-Jährigen nun einen weiteren Wochenendtermin: Am kommenden Samstag wird die Spanierin mit den sympathischen Ponyfransen in Essen mit dem Deutschen Tanzpreis „Zukunft“ geehrt. Als sie von der Auszeichnung erfahren habe, sei sie „geschockt“ gewesen, sagt sie, das hätte sie sich nie träumen lassen. „Ich hatte nie den Plan, eine herausragende Tänzerin zu werden, das kam alles wie von selbst.“ Das könnte nach falschem Understatement und höflich kaschiertem Ehrgeiz klingen – tut es aber nicht. Verbissenheit oder gar Härte: das strahlt diese schmalgliedrige Person in keiner Sekunde aus, dafür eine erfrischende Leidenschaft für den Tanz, die ihr wohl von Kindesbeinen an innewohnt.