Schwebende Lautsprecher, hilfsbereite Roboter und virtuelle Hautärzte: Auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas zeigt die Branche vom 5. Januar an ihre Neuheiten. Doch die Messe ist längst auch ein Schaufenster der Autohersteller.

Chefredaktion: Anne Guhlich (agu)

Stuttgart - Er kann kurze Unterhaltungen führen, Tee servieren und ein intelligentes, vernetztes Zuhause steuern: Der neue 1,20 Meter große humanoide Roboter Pepper, den der deutsch-schweizerische Smarthome-Herstellers Digitalstrom auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas vorstellen will, ist mehr als eine Spielerei. Er zeigt, wohin die Reise auf der Leistungsschau der Unterhaltungselektronik geht. Vom 5. bis 8. Januar präsentiert die Branche in der Wüste Nevadas digitale Geräte, die den Alltag revolutionieren.

 

Angesichts schwächer werdender Verkaufszahlen bei Smartphones, Tablets oder auch Fernsehern müssen die Hersteller immer neue Geschäftsfelder und Zielgruppen erschließen. Dabei werden aber nicht nur technischen Geräte, sondern auch vernetzte Autos immer mehr zum individuellen Assistenten ihrer Besitzer, die immer weiter in die Lebensbereiche ihrer Anwender vordringen.

So wird etwa das Thema Gesundheit und digitale Diagnosemöglichkeiten ein immer wichtigeres Thema für die Messe. Samsung stellt beispielsweise das Gerät Lumini vor, das – vernetzt mit dem Smartphone – Hautprobleme diagnostizieren und eine entsprechende Behandlung empfehlen soll. Gesundheit wird aber auch jenseits von Schönheitsassistenten eine größere Rolle auf der CES spielen – etwa für den Stuttgarter Autobauer Daimler.

Gesundheit wird wichtiger

So hat Daimler-Chef Dieter Zetsche im November bei einer Veranstaltung des „Handelsblatts“ in Stuttgart gesagt: „Wir können den Menschen im Auto umfassend begleiten.“ Man könne feststellen, wie es dem Fahrer geht, wie seine Konstitution ist, ob er schwitzt oder friert. „Der Mensch wird erholter und gesünder aus dem Auto aussteigen als je zuvor“, so Zetsche. Näheres will der Autobauer auf der CES bekanntgeben.

Neben Digitalstrom will auch der koreanische Technologiekonzern LG mit einer neuen Robotergeneration aufwarten. „Innovationen auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz (KI) werden als ein zentrales Thema auf der CES 2017 behandelt“, teilt LG mit. Jenseits des Haushalts sollen die neuen Robote zur Pflege von Außenanlagen und Gärten eingesetzt werden können. Daneben wartet die Branche auf den Levitating Portable Speaker (Modell PJ9) – einem in der Luft schwebenden Lautsprecher aus dem Hause LG.

Der Stuttgarter Technologiekonzern Bosch hat ebenfalls einen intelligenten digitalen Assistenten im Programm: Den My kitchen elf kurz Mykie. Der Küchenassistent soll als smarter Gesprächspartner in der Küche fungieren. Mykie unterstützt den Nutzer bei unterschiedlichen Themen des Alltags – er wisse beispielsweise, was sich gerade im Kühlschrank befindet, wie lange der Kuchen noch im Backofen bleiben sollte und ob am Nachmittag die Sonne scheine, teilt Bosch mit. Überhaupt werden sprachbegabte Lautsprecher ein wichtiges Thema sein im Technikjahr 2017.

Seit Herbst bietet Amazon seinen seinen smarten Lautsprecher Echo auch in Europa als persönlichen digitalen Alltagsassistenten im Haushalt an. Der Lautsprecher kann nicht nur auf Zuruf Musik abspielen, sondern auch verschiedenste Aufgaben erledigen, etwa einen Wecker stellen, eine Einkaufsliste ergänzen, ein Taxi rufen oder alle möglichen Fragen mit Hilfe von Internet-Quellen wie Wikipedia beantworten. Echo kann außerdem zur Kontrolle des vernetzten Haushalts genutzt werden und beispielsweise die Beleuchtung steuern oder auf Zuruf das Garagentor öffnen.

Die CES zählt für die Autohersteller inzwischen zum Pflichtprogramm

Damit konkurriert Amazon mit dem Google-Lautsprecher Google Home, der in Deutschland wohl im Frühjahr auf den Markt kommen soll. Denn auch Google will sich mit Spracherkennung und künstlicher Intelligenz tief im Alltag verankern und weit über das heutige Kerngeschäft mit Internet-Suche hinausgehen.

Als erster Autohersteller will Daimler Google Home zudem künftig als persönlichen Assistenten im Auto verwenden, wie Daimler vor Kurzen im Mercedes Innovation Center im Silicon Valley bestätigt hat. Welche Funktionen genau in den neuen Modellen zum Einsatz kommen sollen, will Daimler diese Woche auf der CES zeigen.

Die Messe wird für Autohersteller immer wichtiger. Für die großen Hersteller wie Daimler, Volkswagen, BMW oder auch Nissan und Kia gehört die Messe längst zum Pflichtprogramm. „CES steht für die vollständige Datenintegration des Autos in unserem Alltag“, sagt Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR-Instituts an der Universität Duisburg-Essen. Software für autonomes Fahren, die Nutzung des Roboterautos, virtuelle Realität und digitale Sprachassistenten seien Themen der CES.

So will BMW dieses Jahr beispielsweise sein Bedienkonzept HoloActive Touch in Las Vegas präsentieren. Dabei sollen bestimmte Bedienelemente wie etwa die Navigation vor dem Fahrer frei im Raum schweben und wie ein Touch-Display bedient werden können. Bis die Technologie in die Serienproduktion gehen kann, werden aber noch einige Jahre verstreichen.

Neben den großen Spielern sind auch Start-ups wie Faraday Future auf der Messe vertreten. Der kalifornische Elektroauto-Hersteller will auf der CES einen Elektro-SUV vorstellen. Einen Gegenentwurf zu der Idee vom Großstadtdschungel, in dem man ohne tonnenschwere SUVs nicht überleben kann“ hat dagegen der Konzeptwagenbauer Rinnspeed mit seiner Studie Oasis im Programm – einem selbstfahrenden, futuristischem Elektro-Zweisitzer für Stadt und Umland.